Eine große, bunte Familie: Weihnachtsfeier im Café Asyl in Boverath - Viele können schon die deutsche Sprache

Daun · Treffpunkt Boverath: Bei der zweiten Auflage des vom Café Asyl veranstalteten Weihnachtsfestes für Flüchtlinge konnten Organisatorin Rita Schmaus und ihr Team wieder rund 300 Gäste begrüßen.

 Geschenke vom Nikolaus für die Kinder gibt es beim Weihnachtsfest im Dauner Café Asyl. TV-Foto: Helmut Gassen

Geschenke vom Nikolaus für die Kinder gibt es beim Weihnachtsfest im Dauner Café Asyl. TV-Foto: Helmut Gassen

Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"

Daun. Weit mehr als 700 Flüchtlinge hatten 2015 Unterschlupf im Kreis Vulkaneifel gefunden, eine große Herausforderung, nicht nur für die Verwaltungen. In diesem Jahr waren es deutlich weniger (siehe Extra). Derzeit leben noch 412 Flüchtlinge zwischen Ormont und Mückeln. Eine wichtige Anlaufstelle für die Neuankömmlinge war und ist das Café Asyl in Daun, dessen Verantwortliche wieder zu einem großen Weihnachtsfest im Logistikzentrum der Firma Technisat in Boverath eingeladen haben.
"Wir sind alle zu einer großen, bunten Familie zusammengewachsen, und das macht Freude. Denn wir kümmern uns intensiv um unsere neuen Mitbürger", sagt Rita Schmaus vom Café Asyl zum Miteinander der Kulturen. Angetan ist sie vom Integrationswillen vieler Flüchtlinge.
"Viele können schon die Sprache und das hilft, denn nur so kommt man sich näher", sagt die Daunerin.
Beim Fest dabei war auch die 32-jährige Syrerin Raeda Nisan mit ihrem Mann Hassan Aldib und ihren beiden Kindern Hanna (10) und Gahssan (9). 2015 ist sie aus der Stadt Hama über den Libanon, Türkei, Serbien und Österreich nach Deutschland, ihr Mann war schon drei Monate vorher hierher gekommen. "In unserer Stadt tobte der Krieg, das war damals sehr schwer für unsere Familie", erzählt sie in gutem Deutsch.
Zu Fuß machte sie sich mit den beiden Kindern auf den Weg zu ihrem Mann. Mit einem Boot setzte die kleine Familie nach Serbien über. Ihr Sohn Hanna erinnert sich daran. "Der Kapitän war dumm, er wusste gar nicht, wohin er fährt. Ich hatte aber keine Angst, ich habe die meiste Zeit geschlafen", erzählt der Zehnjährige. Anfang August waren sie dann endlich in Deutschland wieder vereint, nun wohnen sie in Daun. Doch ihre Aufenthaltsgenehmigung gilt nur für drei Jahre: "Was dann wird, wissen wir noch nicht."
Auch der 25-jährige Afghane Farhad Fazalyar aus Kundus musste aus seiner Heimat flüchten. "Ich habe für die Regierung gearbeitet, aber die Taliban sagten mir, dass ich für sie arbeiten sollte. Sonst würde ich sterben. Da bin ich geflohen." Zwei Monate brauchte er über Pakistan, Iran, von der Türkei mit einem Boot nach Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn zu Fuß oder mit der Bahn, Bus oder Auto, bis er endlich Deutschland erreichte.
Sein Vater bezahlte für die Flucht rund 8000 Dollar, er hatte nur rund 500 Dollar dabei, um leben zu können. Heute wohnt er mit zwei anderen Afghanen in Pelm, hat schon ganz passabel Deutsch gelernt und würde gerne eine Lehre im Heizungs- und Sanitär-Bereich machen.
Doch auch er soll zurückgeschickt werden nach Afghanistan, dagegen klagt er nun. Denn er will nicht zurück. "Viele Deutschen sind so nett zu mir, Deutschland ist ein so gutes Land", sagt er. HGExtra

Aktuell leben im Kreis Vulkaneifel 412 Asylbewerber und 28 abgelehnte Asylbewerber. 2016 kamen bis zum 8. Dezember laut der Kreisverwaltung 310 neue Flüchtlinge. Im ersten Quartal des Jahres waren es 133, im zweiten Quartal kamen 74, im dritten Quartal wurden 45 registriert und im vierten Quartal kamen 58 Flüchtlinge. Die Unterbringung erfolgt nach Möglichkeit dezentral; Gemeinschaftsunterkünfte gibt es noch in Steineberg, Desserath und Schüller. HG

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