Eine "schwere Geburt" vor zehn Jahren
Gerolstein · Seit zehn Jahren gibt es die Pro-Familia-Beratungsstelle in Gerolstein. Durch die Feierstunde zum Jubiläum zog sich die Geschichte der Beratungsstelle wie ein roter Faden. Zuerst skeptisch beäugt wird die Einrichtung inzwischen von Mädchen, Frauen, Paaren und Schulen aus dem Landkreis Vulkaneifel und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm geschätzt.
Gerolstein. Zehn Jahre sind keine besonders lange Zeit. Immerhin ist Pro Familia in großen Städten seit einem halben Jahrhundert vertreten, und der Bundesverband wird in Kürze 60 Jahre alt. Wenn aber - wie seinerzeit in Gerolstein - besonders viele Vorbehalte dem überkonfessionellen Angebot gegenüberstanden, besonders viel Überzeugungsarbeit geleistet und der Aufbau der Beratung und Vernetzung besonders intensiv betrieben werden musste, ist das Zehnjährige ein Fest wert - mit Gratulanten aus der Kommunalpolitik und von Kooperationspartnern sowie vom Bundes- und Landesverband.
Was der Feierstunde darüber hinaus Ausstrahlung und Freude verlieh, waren die Beiträge von 20 Schülern des St.-Laurentius-Förderzentrums Daun, die als Trommelgruppe und Chor den musikalischen Rahmen gestalteten.
Eine gute Wahl. Ist doch der Sexualunterricht an Schulen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Pro-Familia-Beratungsstelle. "Damit Kinder und Jugendliche wissen, was in ihnen vorgeht, damit sie stark werden und lernen, auch Nein zu sagen und sich bei Übergriffen jemandem anvertrauen", wie Wolfgang Krause vom Paritätischen Landesverband das Anliegen der Einrichtung beschrieb. "Es war nicht ganz einfach, Pro Familia in der Eifel zu etablieren", erinnerte sich die für Gerolstein zuständige Geschäftsführerin Claudia Heltemes.
200 Fälle in Gerolstein
Doch auch auf dem Land veränderten sich Berufswelt und private Beziehungen in rasantem Tempo, der wirtschaftliche Druck auf die Familien nehme zu, sagte sie. So seien die drei Fachkräfte in Gerolstein allein im vergangenen Jahr rund 200 Mal tätig gewesen: in der Schwangerenkonflikt-, Sozial- sowie Sexual- und Partnerschaftsberatung und mit sexualpädagogischen Projekten. "Wir können mit der Arbeit hier zufrieden sein", resümierte Heltemes. Peggi Liebisch vom Bundesverband von Pro Famila hob besonders den Wert der Sexualpädagogik hervor. Sie befähige zu selbstbestimmter Sexualität und trage dazu bei, dass die Zahl der minderjährigen Schwangeren in Deutschland besonders niedrig sei. Den Mitarbeitern von Pro Familia Gerolstein bescheinigte sie die Wertschätzung der Ratsuchenden und einfühlsame Professionalität.
"Nicht ganz einfach für Pro Familia, sich als Inbegriff des Neuen und Anderen in der Eifel niederzulassen", meinte auch Landrat Heinz Onnertz. Mit Blick auf fragwürdige Internetangebote betonte er, dass institutionalisierte Sexualpädagogik heute wichtiger sei als je zuvor. Dass sich Pro Familia dabei von Respekt, Gleichberechtigung, Toleranz und Fürsorglichkeit leiten lasse, sei vorbildlich.
"Hier stehen die Ratsuchenden zwar nicht Schlange wie in Mainz", räumte die Landesgeschäftsführerin von Pro Familia, Barbara Zeh, ein. "Aber das Team leistet unglaublich viel", sagte sie. bb
Kontakt: pro familia Beratungsstelle, Brunnenstraße 18a, 54568 Gerolstein, Telefon 06591/983790, Fax 06591/983792, E-Mail: gerolstein@profamilia.de, Internet: www.profamilia-rlp.de
Extra
Angebote: Verhütung und Familienplanung, Schwangerschaft und Geburt, Schwangerenkonfliktberatung, Sexualpädagogik, Sexual- und Partnerschaftsberatung. Team: Michael Simon (Leiter), Ingeborg Christ (Diplompädagogin), Michaela Panse (Diplomsozialpädagogin), Claudia Heltemes (Diplompsychologin/Geschäftsführerin), Elzbieta Sydow (Büro). bb