Eine Stelle für zwei Kreise

Die Pro-Familia-Beratungsstelle (PFB) in Gerolstein ist für die zwei Landkreise (Vulkaneifel und Eifelkreis) zuständig. Das Expertenteam wird immer häufiger um Rat gefragt. Seit kurzem gehört die Eifeler PFB zu Trier und nicht mehr zu Mainz, was viele Vorteile mit sich bringt.

 Michaela Panse, Claudia Heltemes, Felix Liebelt und Ingeborg Christ (von links) sind die Experten der Pro-Familia-Beratungsstelle in Gerolstein. Sie sind für die zwei Landkreise Vulkaneifel und Eifelkreis Bitburg-Prüm zuständig. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Michaela Panse, Claudia Heltemes, Felix Liebelt und Ingeborg Christ (von links) sind die Experten der Pro-Familia-Beratungsstelle in Gerolstein. Sie sind für die zwei Landkreise Vulkaneifel und Eifelkreis Bitburg-Prüm zuständig. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. Seit der Eröffnung im November 2001 habe sich die Gerolsteiner PFB etabliert. Seit kurzem ist Claudia Heltemes Leiterin der Beratungsstelle. Sie ist allerdings nicht immer vor Ort, da sie in der Trierer PFB tätig ist. Die Diplom-Psychologin und Diplom-Betriebswirtin erklärt: "Jetzt kann die Leitung auch fachlich beraten statt rein administrativ wie über den Landesverband." Außerdem könne bei Projekten besser kooperiert werden, und wegen der räumlichen Nähe könnten Anfragen aus der Region besser delegiert werden.Anonymität hat hohen Stellenwert

Allerdings haben die Klienten stets die freie Wahl der Beratungsstelle. Von den 49 jungen Frauen, die zur Schwangerenkonfliktberatung kamen, stammten vier aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich, zwei aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis und je eine aus Mayen und Cochem-Zell. Sozialarbeiterin Michaela Panse erklärt: "Oft wählen die Frauen die Beratungsstelle in der Nähe ihres Gynäkologen." Anonymität habe hohen Stellenwert. Das Pro-Familia-Expertenteam garantiert Verschwiegenheit. Allerdings kamen nicht, wie landläufig angenommen, sehr viele schwangere Teenager. Lediglich zwölf Prozent waren minderjährig. Ingeborg Christ erklärt: "Die Anzahl der minderjährigen Schwangeren ist nicht gestiegen." Zur sozialen Beratung, die meist ansteht, wenn die Entscheidung für das Ungeborene gefallen ist, kamen 18 Frauen, wovon 13 ledig waren. Nur zwei von ihnen waren minderjährig. Auch Paare, die Probleme in der Beziehung haben, finden bei der PFB Gehör. 16 Männer und 27 Frauen (24 der insgesamt 43 Ratsuchenden waren älter als 40 Jahre) holten sich Rat bei akuten Lebenskrisen oder Problemen in der Sexualität. Auffallend ist, dass die Anfragen aus dem Vulkaneifelkreis meist 75 Prozent und mehr ausmachen. Christ meint: "Im laufenden Jahr verzeichnen wir eine steigende Tendenz bei den Anfragen aus dem Eifelkreis." Im Bereich der Pro-Familia-Angebote im sexualpädagogischen Bereich kommt das Gerolsteiner Team für die zwei Landkreise kaum nach. Mit Diplom-Psychologe Felix Liebelt sei die Besetzung optimal, weil geschlechtsspezifische Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Leiterin Heltemes meint: "Ein Junge unterhält sich in der Pubertät lieber mit einem Mann." Bei Gesprächen mit Lehrern entstehe der Konflikt, dass der Pädagoge ja auch der "Notengeber" sei. Panse verweist auf die steigenden Nachfragen. Sie sagt: "Wir können gar nicht mehr alle annehmen." Ist für ein Schul- oder Elternprojekt kein Platz mehr im Kalender, werden Multiplikatoren (Erzieherinnen bei Kindergartenkindern oder Lehrer bei Schulen) speziell geschult. Christ erklärt: "In der Pubertät geht es weniger ums Aufzeigen von Problemen, sondern vielmehr um die Bedeutung des Loslösungsprozesses, den beide Seiten durchleben." Das Sensibilisieren für die individuellen Situationen sei gefragt. Panse sagt: "Viele Eltern haben Sorge, dass ihre Töchter zu früh die Pille nehmen. Dabei haben die wenigsten Jugendlichen vor dem 16. Lebensjahr das erste Mal Sex." Das Sex-Thema beschäftige die Jugendlichen länger als ein Jahr. Deshalb geht das Pro-Familia-Team beispielsweise in die Förderzentren oder einige weiterführende Schulen ab der sechsten Klasse jährlich zur sexualpädagogischen Beratung. Seit der Jahresmitte sind auch Online-Beratungen möglich. Pro Familia Beratungsstelle, Brunnenstraße 18 a, 54568 Gerolstein, 06591/ 983790, E-Mail: gerolstein@profamilia.deHintergrund Im vergangenen Jahr gab das dreiköpfige Team 152 Beratungen: 79 Partnerschafts- und Sexualberatungen, 24 soziale Beratungen sowie 49 Schwangerenkonfliktberatungen. Zur Schwangerenkonfliktberatung kamen 32 Frauen aus dem Vulkaneifelkreis, acht aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm und neun aus anderen Kreisen. Sechs Frauen waren zwischen 14 und 17 Jahre alt, 23 zwischen 18 und 29 Jahre alt, die anderen über 30 Jahre alt. Zu den Partnerschafts- und Sexualberatungen kamen 16 Männer und 27 Frauen, davon insgesamt 39 aus dem Vulkaneifelkreis. 34 Ratsuchende waren verheiratet, neun ledig. 24 der 43 Personen waren älter als 40 Jahre. Im Bereich Sexualpädagogik wurden 773 Kinder und Jugendliche, 114 Eltern sowie 96 pädagogische Fachkräfte geschult. Dafür fanden an 14 Schulen in den beiden Eifelkreisen 53 Veranstaltungen statt sowie zehn sexualpädagogische Gruppenveranstaltungen im europäischen Bildungswerk Bitburg und der Dekra-Akademie Gerolstein. 114 Elternteile (25 bei zwei Grundschul-, 40 bei drei Realschulprojekten sowie 43 bei zwei dreiteiligen Elternprojekten) nahmen das Pro-Familia-Fortbildungsangebot an. (vog)

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