Einige Kunstgriffe, Spielfreude und intensive Proben führen zum Erfolg

Gerolstein · Die Burgschauspieler haben mit "Pittchen" eine großartige Premiere der Theaterfassung von Clara Viebigs Roman "Das Weiberdorf" gespielt - und das bei Dauerregen über der Löwenburg. Eine Empfehlung für die weiteren fünf Aufführungen müsste lauten: Wer die Burgschauspieler in Aktion sehen will, sollte wetterfest ausgerüstet sein.

 Im Weiberdorf lassen es sich die Frauen und Pittchen bei Kirmesmusik und Tanz gut gehen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Im Weiberdorf lassen es sich die Frauen und Pittchen bei Kirmesmusik und Tanz gut gehen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Gerolstein. Eigentlich ist die Stelle im dritten Akt, als der Schlosser Pittchen Miffert (Thomas Krämer) seine Frau Zeih (Yvonne Bungartz) händeringend anfleht "Willste de Sonn\' vom Himmel?" eher tragisch. Denn Pittchen hat einen schweren Sommer hinter sich: Die Männer des Dorfs waren nach ihrem Heimaturlaub Ende Juni wieder für ein halbes Jahr zum Schaffen ins Ruhrgebiet gezogen, die Frauen hatten mit Pittchen angebändelt, während seine eigene sich mit dem Gendarmen (Georg Linnerth) amüsierte. Pittchen sorgt sich um sein krankes Kind, den Kronleuchter für die Kirche hat er immer noch nicht repariert, stattdessen falsche Taler gefertigt.
Weil es aber seit Spielbeginn regnet, geht Pittchens Ausruf im Lachen der Zuschauer unter. Soll heißen: Bei so viel Spielfreude, Begeisterung und Engagement der rund 50 Akteure auf der Bühne bleiben die etwa 120 wetterfest eingepackten Premierenbesucher bis zum Ende der zweieinhalbstündigen Aufführung selbstverständlich auf ihren Plätzen, spenden immer wieder Zwischenapplaus und minutenlangen Schlussbeifall.
Unter den Zuschauern ist auch Andreas Schell aus Trier, selbst Schauspieler und Regisseur und im Vorstand des Landesverbands der Amateurtheater Rheinland-Pfalz. "Die Aufführung überzeugt mich bis ins kleinste Detail", sagte Schell. Er sei überzeugt, dass sehr diszipliniert geprobt und größte Sorgfalt auf Bühne, Kostüme und Requisiten gelegt worden sei. Die Löwenburg sei geradezu prädestiniert. "Eine Super-Location!", schwärmte Schell.
"Das Stück passt gut zu uns, zur Löwenburg und zu unserer Heimat", hatte zu Beginn Margret Tombers, Vorsitzende der Burgschauspieler Gerolstein, erklärt. Sie erinnerte an die monatelangen Vorbereitungen und berichtete von der vielen Arbeit und Liebe, die die Schauspieler und anderen Beteiligten ins Projekt investiert hätten. Regisseur Ernst Krämer habe Clara Viebigs Theaterfassung dem Spielort angepasst, sagte sie. Und nicht nur das. Dazu kommen einige Kunstgriffe: Wie zufällig tauchten an der Brücke zur Löwenburg Karl-Heinz Krämer und Janosch Stritzke auf. Zwischen dem geschichtskundigen Großvater und seinem pfiffigen Enkel entspann sich ein Gespräch. Ein guter Einfall des Regisseurs, denn die beiden trieben die Handlung immer wieder voran und blickten aus heutiger Sicht auf die Verhältnisse vor 130 Jahren. Eine Zeit, als es noch keine Cola auf der Kirmes gab und kein Handy, womit die Männer ihren Frauen im "Weiberdorf" hätten von unterwegs Bescheid geben können, dass sie nach Hause kommen. Die Premiere ist den Burgschauspielern gelungen. Wer diese verpasst hat, hat noch fünf Möglichkeiten, das Stück zu sehen. bb

Weitere Aufführungen: Samstag, 13. August, 18 Uhr, Sonntag, 14. August, 15 Uhr, Samstag, 20. August, 18 Uhr, Sonntag, 21. August, 15 Uhr, und Samstag, 27. August, 18 Uhr. Die Karten kosten sieben Euro für Erwachsene und vier Euro für Kinder. Der Kartenvorverkauf ist bei Papeterie, Spielwaren & Trends Hoffmann, in der Bier- und Weinstube, Restaurant Schwarzbrennerei, bei der TW Gerolsteiner Land oder per E-Mail: yvonne.bungartz@burgschauspieler.de. Kontakt und Info: www.burgschauspieler.de

"Das Stück ist sehr lebendig und unterhaltsam, und es gibt immer wieder etwas zu lachen. Das Bühnenbild ist wunderschön. Mir gefällt besonders gut, dass auch live musiziert und gesungen wird. Es ist zwar schade, dass es den ganzen Abend geregnet hat, aber bei den tollen Schauspielern macht mir das überhaupt nichts aus." (bb)/TV-Fotos (3): Brigitte Bettscheider"Meine Frau und ich schauen uns jedes Stück der Burgschauspieler an. Die Atmos phäre auf der Löwenburg ist bei jedem Wetter wunderbar. Ich habe den Roman "Das Weiberdorf" gelesen und finde die Umsetzung als Theaterstück sehr gelungen. Großes Kompliment an die Burgschauspieler mit dem Regisseur Ernst Krämer und der Vorsitzenden Margret Tombers!""Als ich das Plakat zu Pittchen entdeckte, erinnerte ich mich daran, dass Clara Viebig in meiner Jugendzeit in der DDR gelesen wurde. Nun bin ich ganz begeistert von der Aufführung. Sie spiegelt für mich auch wider, was mir bei den Menschen, die ich bisher in meinem Urlaub in Gerolstein kennengelernt habe, auffällt: Sie sind sehr sympathisch und liebenswert."

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