Einst das schönste Dorf im Kreis

DARSCHEID. 1354 erstmals urkundlich erwähnt, hat Darscheid in den folgenden Jahrhunderten Höhen und Tiefen erlebt. Im ersten Teil der Heimat-Serie des TV geht es um die geschichtliche Entwicklung des Dorfs. In weiteren Serienteilen gibt es eine Analyse des Ist-Zustands sowie ein Blick in die Zukunft der Gemeinde.

Wer Sagenhaftes über die Entstehung von Darscheid erfahren will, kann ins Internet schauen ( www.darscheid.de), wo aus der Pfarr- und Schulchronik zitiert wird. Über die Entstehung der Dörfer an der Alfbachquelle ist zu erfahren, dass "in alter Zeit aus fernen Landen drei Brüder" dorthin kamen. In der Gegend, wo die Alf entspringt, blieben sie stehen und schauten ins Tal. Sie beschlossen, sich dort anzusiedeln und teilten das Land unter sich auf: "Hier ist ein Scheid, da ist ein Scheid und unten ist für alle ein Scheid.” So entstanden drei Höfe und daraus drei Dörfer: Hörscheid, Darscheid, Allscheid. Sagenhaft ist auch das "Thommener Männchen", das seine Heimat im Thommener Wald haben und von dort aus sein Unwesen treiben soll. Zieht man heute Bilanz, ist festzustellen, dass der Bruder, der Dar-Scheid bekam, ein gutes Los gezogen hat. Denn gegenüber dem benachbarten Hörscheid ist der Flecken Darscheid im Lauf der Jahrhunderte deutlich stärker gewachsen. Das zitierte Allscheid ist sogar ganz von der Landkarte verschwunden, als 1852 alle Einwohner des Dorfs nach Amerika auswanderten. Vor gut 150 Jahren ging es auch den Darscheidern nicht gut. Damals zogen von dort ebenfalls viele in die "Neue Welt", angetrieben vom Traum, in Amerika das harte Leben in der Eifel hinter sich zu lassen. Wie viele andere Dörfer der Region, war auch das 1354 erstmals urkundlich erwähnte Darscheid lange von der Landwirtschaft geprägt. Dies änderte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts, als Darscheid an das Bahnnetz angeschlossen wurde. Was heute selbstverständlich ist, wurde in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach und nach eingeführt: 1921 gab es elektrisches Licht, ab 1927 hatte jedes Haus einen eigenen Wasseranschluss. 1933 hatte Darscheid 83 Häuser, 409 Einwohner, 59 landwirtschaftliche und vier gewerbliche Betriebe. Diese Dominanz der Landwirtschaft ging bereits in den Jahren des "Wirtschaftswunders" immer weiter zurück. Im nahen Daun und auch in der Umgebung gab es zunehmend Arbeitsplätze, die den Familien ein sicheres Einkommen garantierten. So war es nicht unüblich, dass der Mann auf dem Bau arbeitete, die Familie aber nebenher noch eine kleine Landwirtschaft beibehielt. Viele Arbeitsplätze bot später auch die Bundeswehr mit ihren Standorten Daun, Ulmen und Büchel. Auf das "gepflegte Äußere" legten die Darscheider Einwohner stets Wert, wurde ihr Dorf doch 1963 zum schönsten Ort des Kreises Daun gekürt. Wer alte Fotos betrachtet und sieht, wie das Dorf früher von Fachwerkhäusern geprägt war, mag ein bisschen "sehnsüchtig" an diese Zeit denken, denn der Fortschritt verdrängte auch vieles Althergebrachtes. Einschneidendes Ereignis in diesem Zusammenhang für viele Darscheider: der Abriss der alten Kirche 1971, die durch einen von moderner Architektur geprägten Neubau ersetzt wurde. Dass die Darscheider durchaus kämpferisch sein können, bewiesen sie, als bekannt wurde, dass die geplante Trasse der A 1 ganz nah ans Dorf herangerückt wurde - zu nah, wie viele Bürger fanden. Ihr Protest Mitte der 80er Jahre war erfolgreich, die Trasse wurde weiter vom Dorf entfernt gebaut. Und vom Bau der Autobahn profitiert das heutige Darscheid. Die Angaben im Artikel beruhen weitgehend auf dem Werk von Hans Mühlhaus, "Darscheid, ein Heimatbuch". Mühlhaus war Lehrer in Darscheid und darüber hinaus in vielen Bereichen der Gemeinde engagiert. Ein Dank geht an Karin Müller, die die historischen Fotos zur Verfügung gestellt hat.

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