Infrastruktur Einst gesellige Gaststätte, heute total verrottet

Nürburgring/Quiddelbach · Vielen ist die Ruine auf der Quiddelbacher Höhe ein Dorn im Auge. Welche Geschichte steckt hinter dem Gebäude?

 Trostlos sieht das Betongebäude auf der Quiddelbacher Höhe aus, mit seinen zersprungenen Fenstern, der abgeblätterten und besprayten Fassade und dem Bauschutt, der überall herumliegt.

Trostlos sieht das Betongebäude auf der Quiddelbacher Höhe aus, mit seinen zersprungenen Fenstern, der abgeblätterten und besprayten Fassade und dem Bauschutt, der überall herumliegt.

Foto: TV/Sofia Grillo

Heruntergekommen, verrottet und vermüllt steht sie da: die Ruine in der Nähe des Parkplatzes Quiddelbacher Höhe. Trostlos sieht das eckige Betongebäude aus, mit seinen zersprungenen Fenstern, der abgeblätterten und besprayten Fassade und dem Bauschutt, der überall herumliegt. Ein absolutes Kontrastprogramm stellen dann die Geschichten dar, die Menschen aus Quiddelbach und Adenau über diese Ruine zu erzählen wissen. Denn hier herrschte vor vielen Jahren alles andere als Trostlosigkeit.

Der eckige Betonklotz kam erst später dazu. Vorher stand auf dem großen Gelände direkt neben einem Streckenabschnitt der Nordschleife lediglich ein Holzhaus. Als gut laufende Gastronomie namens „Alter Förster“ war dieses Haus Treffpunkt für viele Menschen aus der Region. Die Ruine, die man heute anstelle des „Alten Försters“ auf der Quiddelbacher Höhe sieht, ist dem Adenauer Karl-August Roß ein Dorn im Auge. Er verbindet so viele schöne Erinnerungen mit dem alten Holzhaus, dass ihn der Anblick der Ruine fast schmerzt.

Als Soldat kam Roß 1966 nach Adenau. Das Gasthaus „Alter Förster“ war gut von seiner Kaserne aus erreichbar, und so lernte er es schnell kennen und schätzen. In einer Silvesternacht lernte er hier seine spätere Ehefrau kennen, mit der er im Mai 2019 goldene Hochzeit feiert. Auch Walter Nisius aus Quiddelbach kann sich noch gut an die Gastronomie im Holzhaus erinnern. Als Jugendlicher war er dort in den 70er-Jahren öfters zu Gast. Im Innern des Holzhauses waren die Wände ebenfalls mit Holz verkleidet und mit ausgestopften Tieren dekoriert. „Das Gasthaus war ein Treffpunkt für die Menschen aus allen Ortschaften aus der Gegend. Dort herrschte immer große Geselligkeit.“

Walter Nisius schätzt, dass das Restaurant im Holzhaus mit der Fertigstellung der Nordschleife 1927 eröffnet haben muss. Errichtet wurde es aber schon vorher, weiß wiederum Karl-August Roß: „Das Haus war in der Entstehung ein Forsthaus. Als die Nordschleife gebaut wurde, zog der Forstbetrieb aber aus und veräußerte es an einen Koch.“ Und so kam die Gastronomie „Alter Förster“ zu ihrem Namen. Wann schließlich der Betonbau, in dem einige Jahre ein Hotelbetrieb und eine Bäckerei geführt wurden, vor das Holzhaus kam, wissen beide Männer nicht mehr. Aber so viel: „Mit dem neuen Gebäude war auch die Atmosphäre weg“, sagt Walter Nisius. Vor circa 20 Jahren hat es dann im alten Holzhaus, das noch hinter dem Betonbau stand, einen Brand gegeben. Heute ist der ehemalige „Alte Förster“ komplett verschwunden, man sieht nur noch einzelne Holzbretter hinter der Ruine liegen.

Schon seit 15 Jahren verfällt das Grundstück unter wechselnden Eigentümern nach und nach, schätzt Walter Nisius. Die Verbandsgemeindeverwaltung Adenau teilt mit, dass im vergangenen Jahr illegal Bauschutt beziehungsweise Schrott von einer anderen Baustelle auf dem Gelände abgelagert wurde. Außerdem hatten Passanten dort Personen beobachtet und gemutmaßt, dass diese möglicherweise dort wohnen. Die Verbandsgemeindeverwaltung Adenau hat dies der Kreisverwaltung Ahrweiler weitergeleitet. Zur Absicherung des Grundstücks wurde schon ein Bauzaun um die Ruine gebaut.

Karl-August Roß wünscht sich jedoch noch mehr: „Die Ruine gehört abgerissen.“ Hier muss er aber leider enttäuscht werden: „Solange eine Gefahrensituation für die öffentliche Sicherheit nicht gegeben ist, kann ein Abriss nicht gefordert werden“, heißt es von der Verbandsgemeindeverwaltung Adenau.

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