Einst Streitobjekt, heute Kulturdenkmal

An Allerheiligen, das am Montag gefeiert wird, besuchen Christen die Gräber ihrer Verwandten und Freunde. Allerdings wird in Daun stets ein Friedhof ausgelassen: der evangelische Friedhof. Seit Jahrzehnten gibt es dort keine Bestattungen mehr. Dennoch ist dieser Ort ein Zeugnis der Dauner Geschichte.

 Ein Ort der Ruhe und Besinnung: der evangelische Friedhof in Daun. TV-Foto: Alois Mayer

Ein Ort der Ruhe und Besinnung: der evangelische Friedhof in Daun. TV-Foto: Alois Mayer

Daun. (red) Uunter hohen Bäumen an der Bitburger Straße versteckt sich der evangelische Friedhof in Daun. Seit Jahrzehnten gibt es dort keine Bestattungen mehr, denn alle Toten der Gemeinde Daun - gleich welcher Konfession - werden zum Städtischen Friedhof am Rosenberg zur letzten Ruhe gebracht.

Der evangelische Friedhof, der auf Veranlassung des Dauner Eifelvereins seit 1980 unter Denkmalschutz steht, ist ein Beweis der kultur- und lokalhistorischen Geschichte der evangelischen Gemeinde und der Stadt Daun.

Einst war er der Gewürzgarten von Ludwig Biehaut, einem der ganz wenigen protestantischen Bürger der damaligen kleinen Kreisstadt. Er war Apotheker der seit 1824 bestehenden "Adler Apotheke". Damals hatten er und seine Glaubensbrüder keinen sehr leichten Stand unter all den Katholiken, die jedem Andersgläubigen zumindest mit viel Misstrauen begegneten. So stellte es noch bis nach dem Ersten Weltkrieg ein großes Problem dar bei der Frage: "Wo beerdigt man eigentlich einen protestantischen Verstorbenen? In der geweihten Erde eines rein katholischen Friedhofes?"

Dieses Thema bewegte die Dauner Vorfahren in heftigem Maße. Mehrmals wurden kirchliche und weltliche Behörden zu Rate gezogen und um eine Entscheidung gebeten. Notlösungen mussten her. Eine davon war die Separierung der evangelischen Toten von den katholischen.

Das bischöfliche Generalvikariat in Trier entschied 1852, dass ein Platz für 15 bis 20 Leichen vom katholischen Friedhof abgetrennt werden solle. Eine kleine ungeweihte Ecke an der Friedhofsmauer rund um die St.-Nikolauskirche, an der sonst nur Selbstmörder oder ungetauft verstorbene Kinder begraben wurden.

Dieses konnte und wollte Apotheker Biehaut nicht mehr länger dulden. Denn es betraf auch seine Frau Juliane, geborene Schwarze, die nach einer Totgeburt ebenfalls am 9. November 1851 im Kindbett ihr Leben lassen musste. Seine geliebte Frau mitsamt dem Totgeborenen an so unwürdiger Stelle beisetzen?

Er stellte bei der Stadt Daun den Antrag auf Neuanlegung eines eigenen evangelischen Friedhofs außerhalb der Stadt. Dort hatte er selbst einen eigenen Garten, in dem er neben Nutzpflanzen viele Teesorten und Heilkräuter anpflanzte.

Nach langem Hin und Her gestattete die Stadt Daun im Jahr 1862 der kleinen evangelischen Gemeinde die Anlage einer Begräbnisstätte. Er selbst fand am 6. Februar 1883 dort seine letzte Ruhestätte.

Dieses Kulturdenkmal stellt heute eine Oase der Ruhe dar. Etliche über hundert Jahre alte und erhaltenswerte Steinkreuze erheben sich noch aus dem vermoosten Grund, Dokumente einer Begräbniskultur und -architektur, die der katholischen Pfarrkirche verloren gingen, als im Januar 1945 kriegerische Bomben das Gotteshaus und den um es liegenden Friedhof gänzlich vernichteten.