Eisenfunde belegen Verhüttung im Mittelalter

Forstleute, Lokalhistoriker und Wissenschaftler haben sich auf die Suche nach Spuren der mittelalterlichen Eisenherstellung im Wald zwischen Meisburg, Eisenschmitt und Oberkail gemacht. Dort, wo heute drei Landkreise aufeinander treffen, gab es über viele Jahrhunderte ein Eifeler "Gewerbegebiet".

Gruppenbild nach der Exkursion: In den Händen halten die Teilnehmer die Beweise für Eisenverhüttung im Wald bei Meisburg und Oberkail. TV-Foto: Erich Gerten

Gruppenbild nach der Exkursion: In den Händen halten die Teilnehmer die Beweise für Eisenverhüttung im Wald bei Meisburg und Oberkail. TV-Foto: Erich Gerten

Oberkail/Meisburg/Eisen-schmitt. Eine Notiz in der Ortschronik von Eisenschmitt im Kreis Bernkastel-Wittlich hat Forstleute, Lokalhistoriker und Wissenschaftler im Wald an der Stelle zusammengebracht, an der sich der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Landkreis Vulkaneifel und der Kreis Bernkastel-Wittlich treffen.

Laut dem Eintrag in der Eisenschmittner Chronik befand sich im Wald bei Meisburg (Landkreis Vulkaneifel), der allerdings zur Gemarkung Oberkail (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gehört, eventuell ein Zentrum der mittelalterlichen Eisenindustrie. Lokalhistoriker aus Meisburg, allen voran Gerd Becker und Edmund Rieker, haben in der Nähe von Meisburg alte Erzgruben entdeckt.

Und dann die kleine Sensation: Im Wald unterhalb des einstigen Orts Rackenbach auf Oberkailer Gemarkung fanden sie konservierte Metallteile. Der an der Begehung beteiligte Archäologe Dr. Hans-Peter Kuhnen von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz sagte dazu im Gespräch mit dem TV: "Vom Fundort her käme am ehesten eine Datierung ins Mittelalter oder frühe Neuzeit infrage, doch muss man bei Oberflächenfunden immer vorsichtig sein."

An der Fundstelle in der Nähe des Herzogweihers befand sich wahrscheinlich eine Eisenhütte.

Der untergegangene Ort Rackenbach, zu dem die Eisenhütte gehörte, wurde bereits im Jahr 1346 urkundlich erwähnt. Ein etwa 300 Meter langer, jetzt trockener Wassergraben zweigte vom Bächlein Lohsalm ab und brachte das Wasser zum Antrieb der hölzernen Räder. Die wiederum erzeugten die Energie zum Betrieb der Eisenhütte.

Bei der damaligen gebräuchlichen Produktionstechnik handelte es sich allerdings noch nicht um einen Hochofen, wie sie später üblich wurden. Es war eher eine Übergangsform zwischen den damals in den Boden eingegrabenen Schmelz öfen und den späteren Hochöfen. Daher sind sich die Heimatkundler und Wissenschaftler noch nicht im Klaren, welche Art Technologie denn wirklich verwendet wurde.

Archäologische Fundstücke im Wald

Die Fundstücke aus Eisen liegen gesammelt in einer Kiste. Datiert werden sie auf das Mittelalter. TV-Foto: Erich Gerten

Die Fundstücke aus Eisen liegen gesammelt in einer Kiste. Datiert werden sie auf das Mittelalter. TV-Foto: Erich Gerten



Es ist auch möglich, dass das Areal im Eifelwald nur kurzzeitig für die Eisenverarbeitung genutzt wurde, bevor die Produktion weiter südlich in das Tal der Salm bei Himmerod und Eisenschmitt verlagert wurde. Um diese Theorie wissenschaftlich zu prüfen, sind archäologische Prospektionen (Sichtung und Erfassung von historischem Material) notwendig, für die allerdings seitens des Landes kein Budget vorhanden ist.

Als gesichert gilt jedoch, dass der Wald rechts und links der Salm vom 14. bis 19. Jahrhundert von geschäftigem Treiben gekennzeichnet war. Produktionsstätten und Wohnhäuser befanden sich hier.

Mindestens drei Ansiedlungen, vielleicht sogar Dörfer, gab es: Rackenbach, Dorfgut und Corneshütte. Außerdem wohnten verstreut im Waldgebiet Dutzende von Köhlerfamilien, die bis 1868 Holzkohle für das Eisenwerk Eisenschmitt-Eichelhütte fertigten. Die letzten Bewohner verließen erst 1958 die Ansiedlung Corneshütte: Damit wurde das frühere "Gewerbegebiet" mitten im heutigen Wald nach mehr als einem halben Jahrtausend endgültig menschenleer.

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