Empfang mal ohne Minister

DAUN. Beim Neujahrsempfang der Stadt Daun wurden Juliane Heck, Hanns-Georg Wildner und Alois Mayer, drei verdiente Bürger, geehrt. Die Festansprache hielt diesmal kein Politiker, sondern Prälat Franz Josef Gebert.

Die Gäste des Neujahrsempfangs der Stadt Daun hatten zwar auf ihrem Weg ins Forum und auf dem Rückweg mit Glatteis zu kämpfen, ein (politischer) Ausrutscher blieb ihnen aber erspart, denn Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (SPD) hatte bei der Wahl des Festredners diesmal keinen (SPD-)Minister aus Mainz eingeladen. Im vergangenen Jahr hatte Umweltministerin Margit Conrad die Rede gehalten und es sich nicht nehmen lassen, die Arbeit der Landesregierung im besten Licht zu präsentieren, was für Unmut gesorgt hatte. Keine "Hilfsarbeiter oder Lückenbüßer"

Knapp drei Monate vor der Landtagswahl hätte es wohl wieder Kritik gegeben, wäre erneut ein Kabinettsmitglied aus Mainz eingeladen worden. Aber Jenssen hatte einen über politische Differenzen erhabenen Redner eingeladen: den Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbands, Prälat Franz Josef Gebert. Dieser widmete seine Rede dem Thema, das auch immer Motto des seit dem Jahr 2000 bestehenden Neujahrsempfangs ist: das Ehrenamt. Gebert schlug einen geschichtlichen Bogen bis zur Antike, denn bis in diese Epoche reichten die Ursprünge des ehrenamtlichen/freiwilligen Engagements. Der Vorwurf, die heutige Gesellschaft sei zunehmend egoistischer, sei nicht ganz von der Hand zu weisen, erklärte Gebert, könne aber nicht als Pauschalurteil gelten, denn mehr als 20 Millionen Menschen engagierten sich in Deutschland ehrenamtlich. Dieser Einsatz sei auch unverzichtbar, denn bürgerschaftlicher Einsatz trage wesentlich zur sozialen Stabilität der Gesellschaft bei. Gebert warnte davor, Ehren- und Hauptamtler "gegeneinander auszuspielen". Ehrenamtlich Tätige seien keine "Hilfsarbeiter oder Lückenbüßer", sondern ergänzten die Arbeit der "Profis". "Ehrenamtliche brauchen Anerkennung", erklärte Gebert. Zu diesem Zweck dient der Neujahrsempfang, denn es werden immer verdiente Bürger der Stadt geehrt. Diesmal waren es Juliane Heck, Hanns-Georg Wildner und Alois Mayer. Juliane Heck, die mit der Verdienstnadel der Stadt ausgezeichnet wurde, ist seit gut vier Jahrzehnten in der kirchlichen und karitativen ehrenamtlichen Arbeit engagiert. Die 67-Jährige ist unter anderem Gründungsmitglied des Vereins "Christen helfen Bürgern", aktiv in der Hospizarbeit und gehört zum Helferkreis für pflegende Angehörige von Demenzkranken. Seit mehr als 30 Jahren im Dienst der Gemeinschaft

Auch Hanns-Georg Wildner (62) wurde mit der Verdienstnadel geehrt. Seit mehr als 30 Jahren hat sich Wildner die Integration Behinderter zur Aufgabe gemacht. Er ist Lehrer am Thomas-Morus-Gymnasium und dort Leiter und Initiator einer Arbeitsgemeinschaft, die sich "Kopp-Gruppe" nennt. Diese Gruppe wurde 1975 von Wildner im damaligen Provisorium der Westeifel Werkstätten in Kopp gegründet, woraus sich der Name der Gruppe ergibt. Seit dem besteht der enge Kontakt zwischen der Schule und den Behinderten der Werkstätten. Den dritten Geehrten, Alois Mayer (63), dem der Ehrenteller der Stadt verliehen wurde, brauchte der Stadtbürgermeister eigentlich nicht mehr vorstellen. Ob als früherer Leiter der Förderschule Daun, als langjähriger Geschäftsführer im Ortsverein Daun und der Bezirksgruppe Vulkaneifel des Eifelvereins und vor allem auch als Regionalhistoriker hat er sich längst einen Namen gemacht. Offiziell ist er schon länger in Pension, aber von Ruhestand kann bei ihm keine Rede sein. So ist er eingebunden in die Vorbereitungen der größten Veranstaltung in der Region in diesem Jahr, dem Deutschen Wandertag in Prüm und Umgebung.

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