Empfang mit Schild und Standarte

Die Gemeinde in der Verbandsgemeinde Kelberg hat eine bemerkenswerte römische Vergangenheit: Über die neuesten Erkenntnisse berichteten die Forscher in der Informationsveranstaltung "Von der Villa zur Kleinfestung: wechselvolle Geschichte zu den Römern in Bodenbach".

 Auf großes Interesse stießen die Funde der römischen Villa bei den Besuchern. TV-Foto: Helmut Gassen

Auf großes Interesse stießen die Funde der römischen Villa bei den Besuchern. TV-Foto: Helmut Gassen

Bodenbach. Die Bodenbacher, die zur Veranstaltung gekommen waren, wurden direkt aufs Thema eingestimmt: von römischen Soldaten mit Schild und Standarte empfangen. Zudem hatte man Funde des Grabungsfelds ausgelegt.

Das römische Bodendenkmal in der Gemarkung "Steinigheck" ist schon seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Erste Bodenuntersuchungen ließen auf eine römische Villa schließen; die neuesten Untersuchungen mittels moderner Technik führten zu überraschenden Erkenntnissen, die vom Geschäftsführer der Deutschen Limes-Kommission, Peter Henrich, vorgestellt wurden.

Hier finanziert die Gemeinde alles allein



Seit 2003 gab es auf Initiative von Günter Rätz weitere Untersuchungen, unterstützt von der Gemeinde, was Henrich hervorhob: "Es ist aber ein einmaliger Vorgang im Land, dass eine Gemeinde alles finanziert hat." Rund 5000 Euro hat sich die Gemeinde die Erforschung ihrer römischen Vergangenheit bisher kosten lassen.

Geomagnetische Untersuchungen hatten gute Ergebnisse geliefert. Schon der Befund, dass in der Gemarkung eine römische Befestigungsanlage, ein sogenannter Burgus, stand, sei "einmalig" gewesen. "Alle waren zufrieden, aber es wurde weitergeforscht, da es noch Auffälligkeiten gab", berichtete Henrich. Als nächste Methode wurde die Geoelektrik eingesetzt, "die hat aber nicht richtig geklappt", räumte der Archäologe ein. Erst ein Georadar sorgte buchstäblich für den Durchblick. Henrich: "Je tiefer wir gingen, umso klarer wurden die Strukturen. Durch die scheibchenweise-artige Untersuchung konnte man nun klar erkennen, um was es sich handelt". Das Ergebnis waren Mauerbefunde mit zwei turmartigen Vorsprüngen; ein Portikus (Säulenhalle am Eingang) und auch Fußböden waren erkennbar, ähnlich der römischen Villa in Bollendorf.

Lediglich die dreifach gestaffelten Gräben rund um die Anlage sorgten für Verwirrung. "Die militärischen Elemente passten absolut nicht ins Bild und waren ein merkwürdiges Phänomen", erklärte Henrich. Solche Gräben gibt es zwar an Verteidigungsanlagen am Limes zu sehen, aber zum Befund der Villa in Bodenbach gaben sie doch Rätsel auf. Henrich: "Von wissenschaftlicher Seite haben wir in Bodenbach einen sehr spannenden Befund. Es handelt sich hier um eine Villa, die vom Militär oder ihrem militärisch erfahrenen Besitzer auf militärische Weise befestigt wurde. Die Anlage wurde vom ersten bis zum dritten Jahrhundert als Villa genutzt und danach zur Befestigungsanlage mit drei Verteidigungsgräben ausgebaut. Etwa um 370 nach Christus wurde sie zerstört."

Von einer kompletten Ausgrabung, die rund 200 000 Euro kosten würde, rät Henrich ab. "Die Erkenntnisse wären sehr gering, da man Villen dieses Typs genau kennt. Eine Visualisierung der Anlage mittels Pflanzungen wären eine kostengünstige Lösung. Wichtige Fragen sollen noch bei einer späteren kleinen Grabung geklärt werden."

Ein Ende der Untersuchungen ist in Bodenbach aber nicht abzusehen, gibt es doch noch einiges zu erforschen, wie Günter Rätz schon andeutet: "Neben der jetzigen Anlage hat das Bodenradar sehr stark ausgeschlagen."

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