Emsiger Tüftler mit Liebe für die hohe See und Auge fürs Detail

Schiffe spielten im Leben von Josef Berns eine große Rolle, beruflich wie privat. Der ehemalige Maler und Marinesoldat baut sein ganzes Leben schon Modellschiffe. Die teils mehr als zwei Meter großen Schiffe zeugen von Berns Auge fürs Detail.

 Josef Berns versteht sich auf den Modellschiffbau. TV-Foto: Helmut Gassen

Josef Berns versteht sich auf den Modellschiffbau. TV-Foto: Helmut Gassen

Gillenfeld. Ein schwerer Anker liegt auf der Wiese vor dem Haus, und die Flagge des Marinebundes an einem Fahnenmast zeigt es schon: In der Lunn 6 in Gillenfeld wohnt ein Freund der Seefahrt. Der heute 71-jährige Josef Berns hat schon viele Berufe ausgeübt - vom Maler bis zum Abteilungsleiter bei Quelle.

Menschen ganz nah



1961/62 hat er auf einem Zerstörer der Fletscher-Klasse der Bundesmarine gedient. "Das war im Nachhinein betrachtet die schönste Zeit meines Lebens. Bis in den Finnischen Meerbusen vor Leningrad sind wir damals mal gekommen", erinnert er sich.

Das war aber nicht der Grund, warum der Gillenfelder sich in die Welt des Modellschiffbaus begab. "Modellbau mache ich schon mein ganzes Leben lang. Es ist sehr diffizile Arbeit, aber es macht mir unheimlich viel Spaß und ist für mich eine totale Entspannung." Sein Haus spiegelt die Leidenschaft für die Schifffahrt wider. In seinem Büro ziehen ein kaiserliches Kriegsschiff aus dem Ersten Weltkrieg und der schwere Kreuzer Prinz Eugen aus dem Zweiten Weltkrieg im Maßstab 1:100 mit mehr als zwei Meter Länge die Blicke auf sich. "Die Prinz Eugen war schon ein schönes Schiff", schwärmt der Modellbauer. Daneben die Victory von Admiral Nelson und das ehemalige Schiff der Marinekameradschaft Daun, die Rudolf Diesel.

Im Wohnzimmer sind neun Schiffe von der Mayflower bis zur berühmten Bounty, eine Galeere und ein Wikingerschiff zu sehen. Etwa 15 Schiffe stehen oder hängen im ganzen Haus verteilt.

Berns hat zwar alles von Zerstörer, Galeere, Wikingerschiff, Kogge, Fregatte, Raddampfer und Torpedoboot bis zum Kutter gebaut, aber derzeit dominieren die Kriegsschiffe. "Mehr als ein Schiff kann ich im Jahr nicht bauen, man muss sich da genau drauf konzentrieren", erklärt Berns.

Praktisch alles für das Schiff - von Anker, Schiffsschrauben, Reeling und Kanonen bis zu Mini-Flugzeugen - wird aus Sperrholz und Messing selbst hergestellt. "Ich baue genau nach Plänen, sonst passt ein anderes Teil wieder nicht. So ein Schiffsbauplan kostet allein schon 100 Euro", erzählt der Rentner. Der Preis eines Modellschiffs ist wegen der vielen Stunden schwer zu beziffern. Jedes Detail ist in langer, filigraner Arbeit angefertigt worden und vervollständigt das Gesamtwerk. Nur bei einem guten Preis würde er verkaufen.

Platz ist angesichts der vielen großen Schiffe Mangelware im Berns'schen Haus. Auf dem Weg zur Schiffswerkstatt zieht ein imposanter Mississippi-Raddampfer die Blicke auf sich. In seiner kleinen Werkstatt, die voll gestopft ist mit Maschinen und Kisten, präsentiert Berns seine beiden jüngsten Modelle, das Panzerschiff Admiral Graf Spee aus dem Zweiten Weltkrieg, an dem er zwei Jahre lang rund 2000 Stunden gearbeitet hat, und den Lenkwaffen-Zerstörer Mölders der Bundesmarine. In vielen Kisten lagern Kanonen, Deckaufbauten, Schornsteine und andere Details, die Berns in kurzer Zeit in vorgefertigte Splinte oder Bohrungen einsetzen kann - und schon zeigen sich die Schiffe in ihrer Schönheit. HG

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