Ende von Gestank und Umweltgefährdung

WIESBAUM. Vor dem Untergang gerettet: Kurz vor dem wirtschaftlichen Aus und einem Umwelt-Desaster haben sich die Gesellschafter der Biogasanlage Wiesbaum vom Betreiber getrennt und eine neue Gesellschaft gegründet. Bis 2010 soll die Sanierung der drei Jahre alten Anlage dauern. Die Behörden haben zum Schutz der Umwelt weitere Auflagen gemacht.

 Drei Jahre nach der Inbetriebnahme haben die an der Biogasanlage Wiesbaum beteiligten Landwirte die Reißleine gezogen und sich vom ursprünglichen Betreiber getrennt. Die Gesellschaft war in die Miesen geraten, die Anlage muss saniert werden. Bis 2010 soll die wirtschaftliche Sanierung dauern. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Drei Jahre nach der Inbetriebnahme haben die an der Biogasanlage Wiesbaum beteiligten Landwirte die Reißleine gezogen und sich vom ursprünglichen Betreiber getrennt. Die Gesellschaft war in die Miesen geraten, die Anlage muss saniert werden. Bis 2010 soll die wirtschaftliche Sanierung dauern. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

"Hier stinkt es zum Himmel." und "Das geht auf keine Kuhhaut mehr". So gaben in der Vergangenheit Firmenchefs und Besucher des benachbarten Gründerzentrums und Gewerbeparks in Wiesbaum über die Biogas-Anlage geschimpft. In die gleiche Kerbe schlugen auch viele der Gesellschafter der Natur-Energie Wiesbaum KG (NEW). Doch ihnen ging es weniger um Gestank als um die Art der Betriebsführung. Seit vergangenen Herbst rumorte es immer heftiger hinter den Kulissen, nun wurden Fakten geschaffen: Dieser Tage wurde eine neue Betreibergesellschaft gegründet - mit dem gleichen Namen, jedoch als GmbH. Zudem wurde sich vom bisherigen Geschäftsführer Andreas Knaf getrennt. Von jetzt an drei Geschäftsführer

Die Mitglieder (acht Landwirte und 42 Geldgeber) sind jedoch dabei geblieben. Drei Geschäftsführer kümmern sich nun um die Finanzen (Peter Hutsch), den Betriebsablauf (Heinz Esch) und ums Administrative (Josef Weber). Als vermeintlichen Hauptgrund für den Neuanfang nennen sie "Missmanagement bei den Finanzen und in der Betriebsführung". Hutsch konkretisiert: "Wahrscheinlich war die mangelnde Kompetenz der Ex-Geschäftsführung die Ursache." Weber erklärt: "Die Havarie der Anlage im Mai 2006 war der Knackpunkt." Was war passiert? Um die Finanznot der Anlage zu mildern, sollte durch höhere Stromproduktion mehr Geld vom Stromriesen RWE in die NEW-Kassen fließen. Hutsch sagt: "Durch den übertriebenen Versuch kippten die Bakterien im Fermenter um. So wurde letztendlich gar kein Gas mehr für die Einspeisung ins Blockkraftwerk produziert. Drei Monate dauerte es, das biologische Gleichgewicht wieder herzustellen." Zu dem Gestank sei es gekommen, weil überschüssiges Gas abgelassen wurde. Weber sagt: "Jetzt wird die Anlage ordentlich betrieben, und es gibt deswegen auch keine Geruchsbelästigungen mehr." Hutsch schaut derweil zurück: "Wir Landwirte haben unzählige Versuche unternommen, den Betrieb in Ordnung zu bringen. Vergeblich." Ex-Geschäftsführer Andreas Knaf von der Biogas Südwest, die die Anlage konzipierte, sei geschasst worden. Knaf jedoch dementiert: "Die Zusammenarbeit ist von beiden Seiten aufgelöst worden. Es lag an vielen Ursachen, und ich lasse mir nicht die alleinige Schuld zuschreiben." Die neuen Geschäftsführer Esch und Hutsch seien in den vergangenen 18 Monaten in alle Entscheidungen eingebunden gewesen. Knaf sagt: "Hätten wir nicht den Kompromiss gefunden, wäre der Konkurs unabwendbar gewesen." Wie hoch die Anlage in den Miesen steckt, will die neue Geschäftsführung nicht sagen. Weber erklärt: "Wir haben mit der Umweltbank in Nürnberg ein Sanierungskonzept ausgearbeitet, wonach wir genauso lange, wie die Anlage alt ist, brauchen werden, um schwarze Zahlen zu schreiben." Fazit: 2010 kann bei Null angefangen werden. Falls alles glatt läuft. Sanierung kostet 100 000 Euro

Bis dahin gilt es, die Auflagen der Behörden zum Umweltschutz zu erfüllen. Die vorläufigen Kosten dafür werden mit bis zu 100 000 Euro veranschlagt. So soll bis Ende April eine komplett neue Drainageanlage gebaut werden, die die Sickersäfte kanalisiert. Weiterer Knackpunkt sind die drei, je 25 Meter breiten Silos, in denen die Biomasse gelagert wird. Deren Zwischenwände seien beschädigt, zudem Risse im Fundament entstanden. Hutsch erklärt: "Das ist so nicht dicht zu kriegen. Wir werden die Zwischenwände nach und nach abbauen, so dass ein ganz breites Silo entsteht." Notwendig wurde das, weil es Anzeigen wegen des Gestanks und befürchteter Grundwassergefährdung gegeben hatte. Daraufhin hatte die Umweltkripo ermittelt, war sogar mit einem Hubschrauber über die Anlage geflogen. Auch die Aufsichtsbehörden wurden eingeschaltet - und haben reagiert.

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