Endlich raus aus der Technik-Steinzeit

Daun · Während es in vielen Städte schon superschnelles Internet gibt, klaffen auf dem Land teilweise noch große Lücken. Was auch für einige Stadtteile gilt, aber es tut sich was. Derzeit werden beispielsweise in Steinborn die Voraussetzungen für künftig zügiges Surfen geschaffen.

 Daumen hoch: Er muss sich noch etwas gedulden, aber freuen darf sich Kevin Schmitt schon, dass in seinem Heimatort Daun-Steinborn demnächst schnelles Internet verfügbar sein wird. TV-Foto: Stephan Sartoris

Daumen hoch: Er muss sich noch etwas gedulden, aber freuen darf sich Kevin Schmitt schon, dass in seinem Heimatort Daun-Steinborn demnächst schnelles Internet verfügbar sein wird. TV-Foto: Stephan Sartoris

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Daun. Was das schnelle Internet angeht, kann sich Daun eigentlich nicht beklagen: Seit vergangenem Jahr sind Geschwindigkeiten bis zu 100 Megabit (Mbit/s) möglich. In ganz Daun? Weit gefehlt! Ein solches Tempo ist momentan Haushalten, die einen Kabelanschluss haben, vorbehalten. Aber solche Anschlüsse gibt es nur in Teilen der Kernstadt, in den Stadtteilen können die Bürger vom superschnellen Surfen derzeit nur träumen. Aber der Traum kann bald in Erfüllung gehen - es tut sich was (siehe Extra). Zur Freude auch des Ortsvorstehers des Stadtteils Steinborn, Hermann Gehrmann: "Bei uns wird seit einigen Wochen gebuddelt, die Voraussetzungen fürs schnelle Internet werden geschaffen. Wir sind guter Hoffnung, dass die Steinzeit-Versorgung in Steinborn bald der Vergangenheit angehört."
Schreiben an Ministerpräsidentin


Mit dem Ortsvorsteher freut sich einer, der sich auf höchster (Landes-)Ebene über die unbefriedigende Situation in Steinborn beklagt hatte. Kevin Schmitt, 22 Jahre alt, wohnt im Dauner Stadtteil, hat im Sommer seine Ausbildung zum Informatik-Kaufmann abgeschlossen und studiert berufsbegleitend Wirtschaftsinformatik an der Fernuniversität Hagen. Er weiß also um Bedeutung von schnellem Internet auch auf dem Land.
Wegen der schlechten Internetversorgung hatte er Ende vergangenen Jahres an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) geschrieben und darin seine persönliche Situation geschildert. "In unserem Stadtteil haben wir eine Internet-Bandbreite von meist unter einem Megabit, wenn überhaupt zwei Megabit", schrieb er und erläuterte auch die daraus resultierenden Komplikationen im Hause Schmitt, wenn vier Personen an der Leitung hängen: "Die Bandbreite reicht hinten und vorn nicht".
Er appellierte an die rheinland-pfälzische Regierungschefin, so schnell wie möglich die Situation zu verbessern: "Denn auch eine unzureichende Breitbandverbindung ist ein Faktor, der die Jugend davon abhält, in den Dörfern und somit zu Hause zu bleiben." Was hat ihn motiviert, an Malu Dreyer zu schreiben? "Ich habe es für angebracht gehalten, auf diesem Weg die Situation in meinem Heimatort zu erläutern. Eine Situation, in der sicher auch viele andere junge Leute im Land sind", sagt der 22-Jährige. Zwischenzeitlich hat die Ministerpräsidentin geantwortet. "Sie hat Verständnis gezeigt dafür, dass ich die schlechte Internetverbindung moniert habe, aber konkrete Zusagen hat sie nicht gemacht. Das habe ich auch nicht erwartet", sagt Kevin Schmitt.
Konkrete Zusagen vom Land brauchen er und der Stadtteil Steinborn aber nicht mehr, denn voraussichtlich 2016 wird auch dort eine Internetgeschwindigkeit bis zu 100 Mbit/s verfügbar sein - was auch das Fernstudium des Steinborners erleichtern wird. Im Dorf erinnern sich noch viele daran, dass Schmitt an Malu Dreyer geschrieben und der Trierische Volksfreund darüber berichtet hat. Deshalb kann es schon mal passieren, dass, wenn er an der Stelle, wo derzeit gebuddelt wird, vorbeikommt, zu hören bekommt: "Schön zu sehen, dass es die Baustelle gibt, die du dir gewünscht hast."
Extra

Mit der Einheit Mbit/s wird angegeben, wie groß die Datenmenge ist, die pro Sekunde übertragen wird. Eine Internetgeschwindigkeit von zwei Mbit/s gilt mittlerweile als Grundversorgung. Sie reicht für normales Surfen im Internet aus, um Nachrichten zu lesen, E-Mails zu schreiben, für Online-Banking und Internetradio. Der Standardanschluss verfügt heute über mindestens sechs Mbit/s. Damit ist es möglich, übers Internet zu telefonieren, Filme schnell herunterzuladen und anzuschauen oder Onlinespiele zu spielen. Der Trend geht aber zu Internet-Fernsehen oder Filme zu streamen. Dafür ist aber eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 16 Mbit/s notwendig. Wenn man gestochen scharfes Fernsehen, also in HD, über Internet schauen und gleichzeitig telefonieren will, dann sind mindestens 50 Mbit/s nötig. Wer Filme über Internet in 3D schauen will, der braucht mindestens 100 Mbit/s. Dieses Tempo wird durch den Ausbau durch das RWE in absehbarer Zeit nicht nur in Steinborn, sondern auch in den Dauner Stadtteilen Neunkirchen, Gemünden, Weiersbach und Boverath sowie Teile der innerstädtischen Bereiche Leyen und Daufeld verfügbar sein. Kosten fallen dabei nicht an. In Waldkönigen wird die saarländische Firma Inexio für schnelleres Internet sorgen, für den Stadtteil Rengen wird eine Ausschreibung für den Breitband-Anschluss vorbereitet. sts

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