Endspurt im Rennen um den neuen Brunnen

Gerolstein/Winterspelt · Welcher Brunnen auf dem Rondellvorplatz installiert wird, will der Gerolsteiner Stadtrat in einer Sondersitzung Mitte November entscheiden. Nach bereits erfolgter Auftragsvergabe an Werner Bitzigeio (Röhrenbrunnen) war es zu einer Bürgerbewegung und einem Gegenentwurf von Martin Schambach (Bürgerbrunnen) gekommen. Die Stadt sprach sich für eine Endausscheidung unter diesen beiden Modellen aus.

Gerolstein/Winterspelt. "Viel Schlaf bekomme ich derzeit nicht", sagt Martin Schambach. Der Künstler und Kunstlehrer am St.-Matthias-Gymnasium entwirft gerade zwei Gipsmodelle seines Bürgerbrunnens mit unterschiedlichen Höhen sowie die vier geplanten Bänke ringsum. Danach geht es an die Detailzeichnungen, anhand derer die exakte Kalkulation mit zentimetergenauen Angaben erstellt werden kann.

Probleme beim Einkaufen


Konkrete Zahlen lägen zwar noch nicht vor, aber erste Voranfragen haben laut Schambach ergeben: "Es ist für die 30 000 Euro, die als Kostenobergrenze vorgegeben sind, machbar, aber die brauchen wir wohl auch." Bis zur Präsentation im Stadtrat Mitte November wartet aber noch Arbeit. Neben den Detailzeichnungen sind das vor allem die Kostenvoranschläge für den Beton, das Gießen und die Brunnentechnik.
Diese Arbeit würde er sich mit Andreas Stritzke, einem der Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen die geplante Brunnenvergabe, teilen. Zudem stehe noch ein Gespräch mit dem Künstler Ulrich Henn an, wie dessen Mutter-Kind-Figur des Vorgängermodells in den neuen Brunnen integriert werden kann. "Ich sehe darin kein Problem", sagt der 40-Jährige.
Problematisch sind für ihn derzeit aber solche Freizeitaktivitäten wie Einkaufen. "Das dauert mittlerweile immer viel länger als geplant, da ich oft von Leuten auf mein Brunnenmodell angesprochen werde", sagt der Künstler. Auch von Kollegen und Schülern werde er regelmäßig angesprochen.
Das große Interesse will er - falls sein Modell vom Stadtrat ausgewählt wird - nutzen. "Wenn Schüler mitarbeiten wollen, warum nicht? Und eine der Betonformen soll auf jeden Fall öffentlich gegossen werden", sagt Schambach.
Bei einer Bürgerversammlung hatten sich 51 von 68 Bürgern für das Bürgerbrunnen-Modell ausgesprochen. Das Röhrenbrunnen-Modell mit dem Titel "Raumtäuschung" des Künstlers Werner Bitzigeio ist bereits seit Monaten fertig. Schließlich hatte er dies bereits im Juli dem Bauausschuss präsentiert und von diesem auch schon den Zuschlag erhalten. Es folgte das Bürgerbegehren, der Rückzieher der Stadt und der Beschluss, es zu einer Endausscheidung zwischen beiden Modellen kommen zu lassen.
Bitzigeio hat sein Modell inzwischen wieder in seiner Obhut. Er wartet nun auf die Einladung zur Stadtratssitzung, bei der entschieden wird, welcher Brunnen künftig den Rondellvorplatz zieren soll. Sie wird vermutlich Mitte November sein. Rückblickend sagt er: "Wer Kunst für den öffentlichen Raum macht, muss immer auch mit Widerstand rechnen. Das ist okay. Aber so heftig wie in Gerolstein habe ich es noch nirgends erlebt."
Verärgert sei er über das ganze Hin und Her nicht, nur "sehr erstaunt", sagt er und lacht. Seinen Humor hat der Künstler offensichtlich noch nicht verloren. "Wieso auch? Ist ja nicht mein einziger Auftrag", sagt er und spricht davon, dass er gerade in Luxemburg und demnächst auch in Berlin zu tun habe. Sein Kommentar: "Wie war das noch mal mit dem Propheten?"Extra

Der Name Bürgerbrunnen von für das Modell Martin Schambach rührt daher, dass sich die Bürger im wahrsten Wortsinn einbringen können. Sie können Erinnerungsstücke - am besten aus Stein - abgeben, die dann in den Betonkörper des Brunnens und der Bänke eingegossen werden - sichtbar und im Inneren verschwunden. Der Brunnen hat ein rundes Becken. Darin eingearbeitet sind Erhöhungen, die die Erhebungen des Gerolsteiner Landes symbolisieren sollen. Aus ihnen soll Wasser sprudeln, das je nach Tageszeit unterschiedlich beleuchtet wird. Schambach: "Im Dunkeln soll es rot leuchtend sein, damit es aussieht wie Lava." Das Wasser fließt dann durch Vertiefungen ab, die die Flussläufe der Vulkaneifel darstellen. Der Brunnen hat einen Innendurchmesser von 4,50 Metern und einem Außendurchmesser (samt der Bänke) von 7,70 Metern. mhExtra

Der Brunnen "Raumtäuschung" des Künstlers Werner Bitzigeio aus Winterspelt ist eine farbenfrohe Brunnenplastik. Mit dem Modell will sich der Künstler bewusst von den traditionellen Wasserspielen absetzen. Bei der Präsentation des Modells im Bauausschuss im Juli hatte Bitzigeio gesagt: "Gerolstein soll einen neuen, modernen, unverkennbaren Akzent erhalten. Der Brunnen soll der Stadt als Alleinstellungsmerkmal dienen." Die Raumtäuschung besteht aus 81 farbigen, nicht rostenden, drei Meter hohen Metallröhren. Sie stehen dicht an dicht in Neunerreihen. Auf mittlerer Höhe werden sie durch eine Platte auseinandergehalten. Aus den Röhren soll Wasser sprudeln. Sie werden von einem Basaltquaderband durchquert, das als Sitzgelegenheit dient. Nachts soll das fallende Wasser beleuchtet und so zum Farbenspiel werden. Die Mutter-Kind-Skulptur des alten Brunnens könnte entlang der Sitzmöglichkeiten platziert werden. mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort