Kirche Albertinum Gerolstein: Soviel hat das Bistum an Missbrauchsopfer gezahlt

Gerolstein/Trier · Stockschläge, sexuelle Übergriffe, Einschüchterungen: Das war jahrzehntelang an der Tagesordnung im ehemaligen bischöflichen Internat. Das Bistum hat nun mitgeteilt, wie hoch insgesamt die finanzielle Entschädigung für ehemalige Schüler ist.

Das ehemalige bischöfliche Internat Albertinum in Gerolstein - Ort von Gewalt und vielfachen Missbrauchs.  Foto: Mario Hübner

Das ehemalige bischöfliche Internat Albertinum in Gerolstein - Ort von Gewalt und vielfachen Missbrauchs. Foto: Mario Hübner

Foto: TV/Mario Hübner

Mehr als 50 Kinder wurden in den 1950er bis 1980er Jahren im ehemaligen Bischöflichen Internat Albertinum in Gerolstein körperlich und psychisch misshandelt. Einigen wurde auch sexuelle Gewalt angetan. Die Einrichtung des Bistums Trier existierte von 1946 bis 1983. Im Februar vergangenen Jahres wurde der 137 Seiten lange Abschlussbericht zum Aufarbeitungsprojekt „Gewalt am bischöflichen Internat Albertinum – Aufarbeitung mit und für Betroffene“ veröffentlicht, in dem dokumentiert wurde, was Schüler in dem früheren katholischen Internat erleiden mussten. Grundlage des Berichts waren Erfahrungsberichte von 54 ehemaligen Albertinum-Schülern. Sie berichteten von traumatischen Erlebnisse während ihrer Zeit in Gerolstein. Die Misshandlungen gingen damals maßgeblich von drei Internats-Direktoren, aber auch von Mitarbeitern aus.

Bischof Stephan Ackermann hatte 2022 angekündigt, dass das Bistum Schülern des Albertinums, die Opfer von Gewalt und Missbrauch geworden waren, eine Entschädigung zahlt. Im August vergangenen Jahres hatte das Bistum mitgeteilt, dass sie zwischen 17.000 und 30.000 Euro zugesprochen bekämen. Die Höhe des jeweiligen Betrags bemesse sich an den individuellen Voraussetzungen der einzelnen Schüler.

Ein Jahr nach Abschlussbericht: Das hat das Bistum den Opfern als Entschädigung gezahlt

Gut ein Jahr nach der Vorstellung des Aufarbeitungsberichts endet einer Pressemitteilung des Bistums zufolge nun das Verfahren für die Anerkennung des Leids. Bischof Ackermann habe in den vergangenen Monaten mit 38 ehemaligen Schülern persönlich gesprochen. Dadurch seien ihm die Leiden der Schüler ergänzend zum sehr detaillierten Abschlussbericht nochmals erschreckend deutlich geworden. „Gleichzeitig bin ich sehr dankbar, dass etliche der heute erwachsenen Männer mir gesagt haben, dass ihnen die Aufarbeitung und die Anerkennung dieses schlimmen und für viele immer noch belastenden Teils ihrer Lebensgeschichte geholfen haben.“

Im Rahmen dieses speziell für das ehemalige Internat festgelegte Verfahren seien mehr als 650.000 Euro gezahlt worden. Aufgrund der Gesprächsanfragen und der Anträge nach einer Anerkennung, die in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen seien, habe er den Eindruck gewonnen, dass das Verfahren in der bisherigen Form beendet werden könne, sagte der Bischof.

Das bedeute nicht, dass ehemalige Schüler, die sich auch nach dem Abschluss für eine persönliche Aufarbeitung ihrer Internatszeit interessierten, nicht mehr gehört würden. Sie könnten sich an Ansprechpersonen für sexualisierte Gewalt wenden (Website des Bistums Trier). Wer auch eine materielle Anerkennung wünsche, solle sich bis spätestens zum 31. Dezember 2023 melden. „Auch der Betroffenenbeirat ist weiterhin ansprechbar für dieses Projekt“, erklärte der Bischof. Als Ansprechpartner im Betroffenenbeirat stehe mit dem Sprecher Werner Baulig ein ehemaliger Schüler des Albertinums zur Verfügung.

Mehr Informationen zum Aufarbeitungsprojekt im ehemaligen bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein sind unter https://www.bistum-trier.de/aufarbeitung/ zu finden.

(sts)
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