Kunst Er lässt das Wasser malen

Gerolstein-Michelbach · Seit 40 Jahren lässt Mario Reis nach seiner Idee die Gewässer in aller Welt Kunst schreiben. Die Naturaquarelle sind zu seinem Markenzeichen geworden.

 Eine Installation des Küntlers.

Eine Installation des Küntlers.

Foto: tv/Mario Reis

Eines alten Hauses und eines möglichst großen Kontrasts zu Düsseldorf wegen siedelte Mario Reis vor fünf Jahren nach Michelbach um. Wurde von einem Weltreisenden zu einem der rund 100 Menschen, die hier leben.

Und sagt: „Ich bin total zufrieden.“ Entgegen aller Prognosen habe es ihm auch beruflich keineswegs geschadet, betont der Künstler, dessen Werke sich in privaten Sammlungen und in Museen auf fast allen Kontinenten befinden, der weltweit ausstellt, oftmals gemeinsam mit anderen klingenden Namen.

In der Kreisstadt Daun vertritt ihn inzwischen die Galerie Augarde. Die großstädtischen Galeristen holen die Bilder bei ihm zu Hause in Michelbach ab. Von Mai bis Juli ist er an einer Gruppenausstellung im Kunsthaus Zendscheid beteiligt (siehe Info).

Von dem Dörfchen Michelbach aus, das im Seitental der Kyll als Geheimtipp des Naturschutzes gehandelt wird, setzt der an Heiligabend 1953 im baden-württembergischen Weingarten geborene und einige Tage darauf in der dortigen Barockbasilika getaufte Mario Reis konsequent fort, was er später nach dem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und der Meisterschülerschaft bei Professor Günther Uecker als Naturaquarell erfindet und seit nunmehr vier Jahrzehnten umsetzt: Er lässt Wasser malen.

Dank des ersten von unzähligen Stipendien entstehen seine ersten von ungezählten Wasserbildern 1977 in Paris – unter jeder der 37 Brücken der Seine eines. In den Jahrzehnten darauf taucht Mario Reis die mit Baumwolltuch bespannten, 60 mal 60 Zentimeter messenden und mit Kordel an Steinen oder Bäumen befestigten Keilrahmen in den Tiber und den Rhein und in weitere Hunderte von Flüssen in Europa, den USA, Kanada, Mexiko, Afrika und Asien.

Lässt dann die natürlichen Pigmente und Sedimente sich ablagern, lässt die Natur die unterschiedlichsten Farben liefern und Formen wie den Abdruck von Blättern oder den Flossenschlag eines Fisches. Lässt die jeweilige Strömung ihr Eigenes dazu tun.

„Die Zeit fließt und manifestiert sich auf der Leinwand“, beschreibt der Künstler den Prozess. „Ich gebe den Schöpfungsakt vor, und die Natur stellt etwas dar, was vorher noch nicht da war“, erklärt er. Und mit Blick auf die Verweildauer der Leinwand im Wasser (zwischen sechs Stunden und fünf Tagen): „Ich entscheide, wann das Bild fertig ist.“

   Kritiker bescheinigen Mario Reis’ Naturaquarellen Stille, Leichtigkeit und erhabene Schönheit. Setzt er mehrere Tücher zu Wandfriesen zusammen, sprechen sie von Monumentalität und materiellen Manifesten. Zu seinen weiteren künstlerischen Ausdrucksformen gehören die Blindzeichnung sowie das Arbeiten mit Zugspuren und mit Salz.

Mit dem Umzug nach Michelbach entdeckt Mario Reis die heimischen Flüsse und Bäche und setzt das Projekt „Wasseraquarelle der Eifel“ in Gang.

So drückt er seit fünf Jahren auch hierzulande die Flusslandschaften in Bildern aus, bisher 150 Mal. Es sei höchstens Halbzeit jetzt, sagt er. Denn die Gewässer der gesamten Eifel schätzt er auf 500.

   Warum Mario Reis so viel Wert auf die Nennung seiner Taufkirche (siehe oben) legt? Er lacht. „Ich gehe davon aus, dass ich bei der Taufe den Befehl von oben bekommen habe, Künstler zu werden“, meint er. Denn die auch „schwäbisches Sankt Peter“ genannte Basilika gehöre mit ihren Deckenfresken und Altarskulpturen zu den schönsten Gotteshäusern.

 Mario Reis

Mario Reis

Foto: tv/Mario Reis
 Mario Reis

Mario Reis

Foto: tv/Mario Reis
 Die Bilder von Mario Reis entstehen im Wasser und haben phantasievolle Namen: „Frosch im Farbrausch“ oder „Rosen“.

Die Bilder von Mario Reis entstehen im Wasser und haben phantasievolle Namen: „Frosch im Farbrausch“ oder „Rosen“.

Foto: tv/Mario Reis
 Die quadratischen Wasseraquarelle sind das Markenzeichen des Künstlers Mario Reis.

Die quadratischen Wasseraquarelle sind das Markenzeichen des Künstlers Mario Reis.

Foto: Brigitte Bettscheider

Und immer schon, von Kind an, sei ihm klar gewesen: „Ich möchte Künstler werden, nichts anderes.“

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