Erfolg: Verbandsgemeinde Kelberg wächst wieder

Kelberg · Kelberg ist die kleinste Verbandsgemeinde im Vulkaneifelkreis. Verstecken muss sie sich deswegen nicht. Auf 7292 Einwohner kommen 683 Betriebe. Der Verbandsgemeinde ist es sogar gelungen, wieder zu wachsen. Heute leben dort 33 Menschen mehr als noch 2009.

 Peter Seifert. TV-Foto: Juliane Renk

Peter Seifert. TV-Foto: Juliane Renk

 Karl Häfner. TV-Foto: Juliane Renk

Karl Häfner. TV-Foto: Juliane Renk

Kelberg. Dafür, dass es wirtschaftlich für die Verbandsgemeinde Kelberg mit ihren 33 Ortsgemeinden gut aussieht, gibt es viele Gründe. Von "der Liebenswürdigkeit unserer Dörfer" spricht Verbandsgemeindebürgermeister Karl Häfner (CDU). Doch er weiß, dass es das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen und die Natur nicht allein sind.
Eine wichtige Rolle spielen auch die Infrastruktur und die Finanzen. Ärzte, Schulen, genügend Arbeitgeber und eine gute Verkehrsanbindung sind für die Einwohner wichtig. Besonders stolz ist Häfner darauf, dass die Ortsgemeinde Kelberg mehr Arbeitsplätze bietet als sie Einwohner hat. Firmen wie Rowa, die Automatisierungssysteme für Apotheken herstellt, Wagner Maschinenbau oder der in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Gewerbepark am Nürburgring beschäftigen jeweils 300 oder mehr Arbeitskräfte und machen die Verbandsgemeinde attraktiv. Auch auf die Finanzen wirkt sich dies positiv aus. Von 33 Ortsgemeinden haben 28 einen ausgeglichenen Haushalt.
Dennoch nahm auch in Kelberg 2004 die Bevölkerung ab. Die Verbandsgemeinde verlor von 2004 auf 2005 mehr als 100 Einwohner und hatte bis 2009 mit dem Rückgang zu kämpfen. Mit Schuld daran seien auch "die Städte, wo unsere Jugendlichen studieren. Denn Städte wie Trier bestehen darauf, dass die Studenten dort ihren Hauptwohnsitz anmelden", sagt Häfner. In der Berechnung des Statistischen Landesamtes tauchen lediglich Personen mit Hauptwohnsitz auf. So stieg die Anzahl der Nebenwohnsitze in Kelberg stetig. Im Jahr 2000 waren es 480 Menschen, die Kelberg als Nebenwohnsitz eintrugen. Dieses Jahr sind es bereits 590. Umso erstaunlicher ist, dass der Verbandsgemeinde trotzdem die Umkehr gelungen ist: 2010 und 2011 sind die Einwohnerzahlen wieder gestiegen. 2009 lebten 7259 Menschen in Kelberg. Ein Jahr später waren es 20 mehr, und heute sind es 7292. "Die Wirtschaftskraft hält die jungen Leute in den Orten", sagt Häfner.
Doch nicht alle Ortsgemeinden haben sich im gleichen Maß entwickelt. Viele Gemeinden haben ihre Ortsdurchfahrten ausgebaut oder die Dorfmitte verschönert und Baugebiete angegliedert, "aber es gibt auch Gemeinden, die das verschlafen haben", sagt Häfner. "Wenn dann erst eine ganze Generation in einem Dorf fehlt, ist es schwer, das im Nachhinein wieder hinzukriegen", ergänzt Peter Seifert, der als Abteilungsleiter für die Ordnungs-, Schul- und Sozialverwaltung in Kelberg arbeitet.
Boxberg gehört zu den Gemeinden, die rechtzeitig gehandelt haben. Bereits vor 20 Jahren hat sie ein Baugebiet angelegt, damit sich junge Familien ansiedeln können. 2002 hat sie ein weiteres Gebiet ausgewiesen. Dass die Strategie aufging, zeigen die Zahlen. So gehört Boxberg zu den wenigen Kommunen, die sich vergrößert haben - von 1999 bis 2009 von 201 Einwohnern auf 218.
"Um zukunftsfähig zu bleiben, haben wir unheimlich viel Geld in Schulen und Sportabteilungen gesteckt", sagt Seifert. Wichtig ist das, damit die kleinen Schulen genügend Schüler anziehen und nicht geschlossen werden. Die Kelberger Anmeldezahlen haben sich besser entwickelt als prognostiziert, und auch Kinder aus anderen Einzugsbereichen besuchen die Schulen. Trotzdem könnte es noch Schwierigkeiten geben. Das Schulstruktur-Reformgesetz der Landesregierung sieht nämlich dreizügige Schulen vor, will in Ausnahmefällen aber auch kleinere Schulen weiterführen. Aufgrund der weiten Anfahrtswege versprechen sich die Kelberger nun, dass sie eine Ausnahme sind. "Wir erwarten, dass das Land großzügig von der Ausnahmeregelung Gebrauch macht", sagt Häfner und argumentiert damit, dass die Verbandsgemeinde eine Fläche von 140 Quadratkilometern umfasse.
Auch in den nächsten Jahren möchte Kelberg eigenständig bleiben und in seine Ortsgemeinden investieren. Um möglichen Leerständen vorzubeugen, kann sich Häfner auch vorstellen, Menschen, die sich ein altes Haus in seiner Verbandsgemeinde kaufen, mit einer Pauschalförderung zu unterstützen. Zunächst will er allerdings eine Analyse der Ortsgemeinden abwarten, deren Ergebnisse im nächsten Herbst vorliegen sollen (siehe Interview).… Karl Häfner, Bürgermeister (CDU) der Verbandsgemeinde Kelberg. Herr Häfner, obwohl die Verbandsgemeinde Kelberg die kleinste im Vulkaneifelkreis ist, steht sie finanziell sehr gut da. Wie hat die Kommunalpolitik das erreicht und wie wirkt es sich auf die Einwohner aus? Häfner: "Die Gemeinden haben immer auf ihre Haushalte geachtet. Außerdem haben wir die Dinge nach außen transparent gemacht. Die Gemeinden haben bisher die Hebesätze vergünstigt und die Verkaufspreise für Gewerbeflächen subventioniert. Die Wirtschaftskraft hält auch viele junge Leute in den Orten." Das ist positiv, dennoch ist es auch für Ihre Verbandsgemeinde nicht leicht, dieses Niveau zu halten. Worin sehen Sie besondere Schwierigkeiten? Häfner: "Die Breitbandversorgung bereitet uns Schwierigkeiten. In vielen Ortsgemeinden ist sie noch nicht vorhanden. Zudem können wir momentan keine Ausschreibungen dafür vornehmen, weil keine Landesmittel zur Verfügung stehen. Die Telekom möchte nach uns vorliegenden Informationen Ortsgemeinden mit 100 oder weniger Einwohnern gar nicht erschließen." Was nehmen Sie sich vor, damit Ihre Ortsgemeinden für die demografischen Veränderungen bereit sind? Häfner: "Im kommenden Jahr werden die einzelnen Ortsgemeinden analysiert. Gemeinsam mit Daun, Gerolstein und Ulmen lassen wir uns ein Gutachten erstellen. Die Analyse kostet die vier Verbandsgemeinden etwa 355 000 Euro und wird von der EU mit 55 000 Euro bezuschusst. Das Gutachten erfasst die Alters- und Infrastruktur. Wir wollen anhand der Ergebnisse beispielsweise Leerständen vorbeugen." jur

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