Mobilität Eifelquerbahn: Belastungsprobe bestanden. Aber wie geht es weiter?
Gerolstein/Daun · Bis zu 750 Tonnen schwere Züge waren von Gerolstein bis Kaisersesch unterwegs. Aber damit ist erst mal wieder Schluss: Die Bahn sagt, es bleibt vorerst bei den Überführungsfahrten von gestrandeten Zügen. Der Verein Eifelquerbahn fordert, die Strecke umgehend für den Materialtransport zum Wiederaufbau der Eifelstrecke Köln-Trier herzurichten.
Manch einer wird sich die Augen gerieben haben: Züge, die den Bahnhof Daun passieren? Das hat es schließlich seit fast zehn Jahren nicht mehr gegeben. Im Herbst 2012 waren letztmals historische Schienenbusse (landläufig auch Ferkeltaxis genannt) auf der Eifelquerbahn unterwegs gewesen, aber was sich Mitte Januar die zahlreichen Schaulustigen zu sehen bekamen, war ein ganz anderes Kaliber. Nach Angaben des Vereins Eifelquerbahn waren die beiden ersten Züge mit einem Gesamtgewicht von jeweils knapp 150 Tonnen mehr als doppelt so schwer wie eine vollbesetzte Schienenbusgarnitur, wie sie noch bis 2012 auf der Strecke im Freizeitverkehr unterwegs war. Wenige Tage später wurde wurde noch mehr Masse bewegt: ein gut 350 Meter langer und etwa 750 Tonnen schwerer Zug. „Seit Jahrzehnten ist kein so langer und schwerer Zug mehr über die Eifelquerbahn gefahren“, teilt der Verein mit. Besonders geschaut wurde auf die Pelmer Kyllbrücke, galt diese doch bis nicht allzu langer Zeit als nicht mehr befahrbar. Fazit des Vereins: „Als problematisch erwies sich dabei jedoch nur der sich in neun Jahren ohne Betrieb gebildete Rost auf den Schienenköpfen.“
Aus Anlass der besonderen Fahrt nach so vielen Jahren waren unter anderem einige (Landes-)Politiker zum Stelldichein nach Daun eingeladen worden – nicht aber den Stadtbürgermeister, immerhin Hausherr des Bahnhofs. „Weder Thomas Scheppe als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun noch ich als Vertreter der Stadt hatten eine Einladung. Das halte ich für keinen guten Umgang“, sagt Friedhelm Marder. Schließlich habe die Stadt großes Interesse an allen Informationen, wie es auf der Strecke weiter gehe. „Wir müssen uns darauf vorbereiten können, wenn der Bahnhof nicht mehr nur Anlauf für Radtouristen, sondern auch wieder für Zugreisende werden würde.“
Ralf Schüller, Bürgermeister von Dockweiler, das auch an der Strecke liegt, kritisiert den bisherigen Informationsfluss: „Über die von der Bahn AG in Auftrag gegebenen Freischneide-Arbeiten sind wir überhaupt nicht informiert worden. Es hat im Ort einige Beschwerden gegeben, als plötzlich sonntags Arbeiten mit der Motorsäge durchgeführt wurden.“ Schüller verweist zudem auf ein für Dockweiler spezifisches Problem: „Laut unserem Revierförster ist ein etwas größerer Waldbereich auf unserem Gemeindegebiet nicht verkehrssicher, das Areal musste für Spaziergänger gesperrt werden. Aber durch diesen Teil des Waldes führt auch die Bahnstrecke. Für deren Nutzung muss ich als Vertreter der Gemeinde jede Verantwortung ablehnen.“ Von der Bahn habe er in dieser Angelegenheit keine Rückmeldung bekommen. „Um es klar zu stellen: Ich habe nichts gegen den Bahnverkehr. Aber die betroffenen Kommunen sollten künftig besser eingebunden werden.“
Die Überführungsfahrten sind nach Mitteilung des Vereins Eifelquerbahn erfolgreich verlaufen. Mit den Bergungsfahrten hat die Bahn eindrucksvoll gezeigt, dass die Strecke durchaus für mehr genutzt werden kann“, erklärt der Vorsitzende Jens Wießner. Auch die Kyllbrücke habe ihre Standfestigkeit unter Beweis gestellt. Nun aber zunächst ist erst mal wieder Ruhe auf der Strecke eingekehrt, wurde sie doch nach Bahn-Angaben nur zum Zweck der Überführung der gestrandeten Fahrzeuge genutzt.
Der Verein Eifelquerbahn fordert, die Strecke umgehend für den Materialtransport zum Wiederaufbau der Eifelstrecke Köln-Trier herzurichten. Die Bahn AG habe die komplette Strecke für die Überführungsfahrten überprüft und verfügt somit über eine Übersicht, was an Maßnahmen nötig sei, um die Strecke Gerolstein-Kaisersesch weiter nutzen zu können. Valentin Michels, stellvertretender Vereinsvorsitzender: „Da die Bahn für die jüngste Nutzung bereits hohe Geldbeträge in die Strecke investiert hat, dürfte sich der Mehraufwand in Grenzen halten. Diese Aufwertungsmaßnahmen müssen nun umgehend umgesetzt werden, so dass hier dieses Jahr wieder Züge fahren können.“