Erst der Regen setzte dem Elend ein Ende

Harte Winter, wie sie noch vor Jahrzehnten herrschten, gibt es in der Eifel schon lange nicht mehr. In schneereichen Jahren waren die Dörfer oftmals tagelang von der Außenwelt abgeschnitten

 Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Stadtmauer hat viele schneereiche und für die Bevölkerung entbehrungsreiche Winter ertragen. Heute toben Kinder wie die Hasengruppe des Kindergartens Kunterbunt davor. TV-Foto: Felicitas Schulz

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Stadtmauer hat viele schneereiche und für die Bevölkerung entbehrungsreiche Winter ertragen. Heute toben Kinder wie die Hasengruppe des Kindergartens Kunterbunt davor. TV-Foto: Felicitas Schulz

Gerolstein. (fs) In den 1950er Jahren gehörte es zum abendlichen Ritual des letzten noch praktizierenden Tierarztes, in der Drogerie beim Kauf seiner Hustenpastillen glaubhaft zu versichern, dass er der Letzte sei, der mit dem Auto nach Hillesheim herein gekommen sei: Die Berge voller Schnee an den Straßenrändern seien höher als sein PKW. Was vor dem Zweiten Weltkrieg galt, war auch nach 1945 noch üblich. Aus jeder Familie musste ein Mitglied beim Schneeräumen auf Fußwegen und auch Straßen helfen.

In den Abendstunden banden dann Jugendliche mehrere Schlitten aneinander und rodelten von der Walsdorferstraße am Wasserhäuschen bergab. An der Gerberei Zinzius, dem heutigen Kriminalhaus, kam das meterlange Schlittengespann zum Halt.

An den Vieh- und Krammärkten musste die Fahrrinne auf der Hauptstraße großzügiger vom Schnee befreit werden, um den wenigen Autos Platz zu machen. Bauern und Händler mit ihrem Vieh an der Leine sowie Fußgänger bevölkerten an den Markttagen den Ort.

Generationen vor ihnen mussten mit den Unbilden noch härterer Wintermonate leben. So ist in der Klosterchronik Niederehe vom Prior im Jahr 1768 vermerkt: "In unserer Mühle konnten wir ab Oktober bis Anfang Februar unter großen Schwierigkeiten das für uns notwendige Getreide mahlen. Der Erzbischof von Köln hat wegen dieser Not, die jedermann betraf, ein dreizehnstündiges Bittgebet angeordnet. Endlich am 2. Februar fing es an zu regnen. So schmolzen allmählich Eis und Schnee, und Gott setzte in seiner großen Güte diesem Elend ein Ende."

In den Jahren 1859 und 1860 kamen die Schwestern Luise und Franziska als Töchter des Friedensrichters Bram in Hillesheim zur Welt. Über ihre Kinderjahre schrieben sie, dass in den Wintermonaten, die im Oktober begannen, erst ein Weg von der Haustüre zum Hoftorund von da bis zur Straßenmitte freigeschaufelt werden musste, damit man in die Schule gelangen konnte. "Wir kleinen Dinger tappten dann durch Schneehaufen, die so hoch waren wie wir selber. Unsere Füße in den dicken warmen Strümpfen und festen Schuhen wurden dennoch eiskalt. In der Schule aber wärmten wir sie dann wieder am gewaltigen Ofen, in dem dicke Buchenklötze brannten."

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