Erst im Film, dann in echt

KELBERG. Im Rahmen ihres Vorschulprogramms besichtigten gut 40 Kinder und fünf Erzieherinnen der Kindertagesstätte St. Vinzenz die örtliche Straßenmeisterei. Im Mittelpunkt stand der Winterdienst.

Wo sonst Betriebsversammlungen und Fortbildungen für Fachleute abgehalten werden, blicken jetzt mehr als 40 Augenpaare von Fünf- und Sechsjährigen gebannt auf eine Großleinwand: Im Sozialraum der Straßenmeisterei läuft gerade ein Film über die Arbeit von Männern in orangefarbenen Anzügen, die in Fahrzeugen mit blinkenden Leuchten durch tief verschneite Landschaften brausen. Der Schnee wird weggeschleudert oder im hohen Bogen zur Seite gefräst, Salz wird ausgestreut, und es wird auch gezeigt, wie gefährlich die Arbeit sein kann - auch für Kinder, die zu nah am Straßenrand stehen. "Und das schauen wir uns jetzt in Echt an", sagt der Straßenwärter und Kolonnenführer Jürgen Gitzen. Mit Respekt und Staunen durchkreuzen die kleinen Menschen die Riesenhalle und überqueren den großen Platz dahinter, sie entdecken den Unimog mit dem langen Arm, und ein Knirps sagt: "Der kann mähen." "Und da hinten die Maschine kann kehren", weiß ein anderes Kind. Gitzens Mitarbeiter Frank Dienhart startet den Motor eines LKW, und als er im gebührenden Abstand, aber so nah, wie es die Kinder sonst nie erleben, den Schneepflug anbringt, steht mancher Mund vor Staunen offen. Und was die Kinder eben im Film gesehen haben, beobachten sie nun "in Echt": wie der Hublader in die bis unters Dach mit Salz gefüllte Halle fährt, eine Schaufel voll nimmt und sie auf die Ladefläche schüttet. Jürgen Gitzen braucht nur eine Handvoll Salz, um weiteres Staunen auszulösen. Er lässt die Kinder daran fühlen, und sie dürfen es in ihre kleinen Hände nehmen und durchrieseln lassen. "3000 Tonnen brauchen wir davon in einem Winter", erklärt Gitzen. Und als ob sie schon wüssten, wie viel so viel Tonnen sind, sagen die Kinder: "Boah." Die Sache mit dem Salz scheint überhaupt der Knüller zu sein. "Als der Mann das Salz aufgeladen hat, das fand ich toll", finden Jonas und Robin. Die Kehrmaschine beeindruckt Elias am meisten, die Waschanlage ist Renés Favorit, das Salzstreuen gefällt Mona am besten, und Janek sagt: "Der Film war super."Hinterher wollen viele Straßenwärter werden

"Und hinterher wollen immer ganz viele Jungen Straßenwärter werden", erzählt die Leiterin der Kindertagesstätte, Renate Marx, aus den Erfahrungen mit den bisherigen Besuchen der Straßenmeisterei. Die Einrichtung steht seit vier Jahren regelmäßig auf dem Plan der Vorschulkinder, die jeweils im Zeitraum von September bis Juni vor ihrer Einschulung an jedem zweiten Dienstagnachmittag etwas Besonderes unternehmen - zum Beispiel das Dauner Krankenhaus oder die Polizei besuchen, zur Feuerwehrstation oder in eine Großbäckerei gehen. Oder wie heute zur Straßenmeisterei. Jürgen Gitzen freut sich jedes Mal auf die Gäste. "Den Aufwand betreiben wir gerne", sagt er. "Das macht Spaß, und die Kinder erfahren, dass wir noch mehr machen als Winterdienst."

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