Erst kracht es, dann bricht 12-Jähriger ein: 69-Jährige rettet Jungen aus eiskalten Fluten

Hillesheim · Dank des beherzten Eingreifens der 69-jährigen Dorlies Walla aus Hillesheim geht es dem zwölfjährigen Lukas Block aus Walsdorf gut. Er war am Tag vor Silvester in den zugefrorenen See im Bolsdorfer Tälchen eingebrochen (der Trierische Volksfreund berichtete). Die Seniorin hat sofort gehandelt, ist in den eiskalten See gestiegen, hat den Jungen gepackt - und ihn dann bei sich zu Hause unter die warme Dusche gestellt.

 Ein Strauß Blumen und eine Flasche Wein für die Lebensretterin: Beim Wiedersehen bedankt sich Lukas Block (links) nochmals bei Dorlies Walla. Mit dabei sind auch deren Enkel Bosse und Mina. TV-Foto: Felicitas Schulz

Ein Strauß Blumen und eine Flasche Wein für die Lebensretterin: Beim Wiedersehen bedankt sich Lukas Block (links) nochmals bei Dorlies Walla. Mit dabei sind auch deren Enkel Bosse und Mina. TV-Foto: Felicitas Schulz

"Als ich mit meinen Enkeln vom Schlittenfahren aus dem Bolsdorfer Tälchen kam und mein Blick von der kleinen Brücke aus über den gefrorenen See schweifte, sah ich einen Kopf aus dem Wasser ragen," erzählt Dorlies Walla (69).

Und dann ging es schnell: Sie ließ Schlitten und Enkel zurück, rannte so schnell sie vermochte zur Unglücksstelle und rief währenddessen noch per Handy die Polizei an.Gefährliche Täuschung

 Die Unglücksstelle im Bolsdorfer Tälchen: Hier ist der zwölfjährige Lukas Block aus Walsdorf eingebrochen und war plötzlich bis zum Hals im eiskalten Wasser. Foto: Polizei Daun

Die Unglücksstelle im Bolsdorfer Tälchen: Hier ist der zwölfjährige Lukas Block aus Walsdorf eingebrochen und war plötzlich bis zum Hals im eiskalten Wasser. Foto: Polizei Daun


Im eiskalten See steckte Lukas Block (12) aus Walsdorf. Er war mit einem Freund im Bolsdorfer Tälchen unterwegs. Als er sah, wie ein Hund auf den See lief, prüfte er vorsichtig die Eisdecke. Erst mit dem rechten und dann mit dem linken Fuß. Sie hielt. Also ging er ein paar Schritte weiter. "Ich sah einen dicken weißen Fleck und dachte, da ist das Eis dicker", erinnert er sich. Doch das war eine Täuschung. "Ehe ich der Gefahr bewusst war, krachte es kurz und ich brach bis zum Hals ein", berichtet der Junge während eines Wiedersehens mit Dorlies Walla, das der Trierische Volksfreund arrangiert hatte.

Zwei exakt zu diesem Zeitpunkt vorbeikommende Gäste des Hotels Augustiner Kloster versuchten zu helfen. Eine der Frauen benachrichtigte die Polizei und erhielt Anweisungen, wie der Eingebrochene sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte verhalten solle. Dies gab die Frau dem Jungen Wort für Wort weiter.

Die andere Dame suchte nach einem langen Stock, um den Jungen damit aus dem eiskalten Wasser zu ziehen, fand aber keinen. Inzwischen hatte sich Lukas mit beiden Händen nach vorn auf die Eisdecke gebeugt. "Denn das", erinnert er sich, "hat mir meine Mutter mal gesagt." Der Versuch, herauszurobben, misslang aber - so sehr er sich auch bemühte. Mittlerweile hatte Dorlies Walla den halben See von der Brücke aus umrundet. Als Anwohnerin weiß sie, dass es in Ufernähe einige Meter noch recht flach und der Boden einigermaßen fest ist. Also fasste sie sich ein Herz, stieg ebenfalls ins eiskalte Wasser und ging dem Jungen so weit entgegen, bis seine Hände fest in den ihren lagen. Sie zog ihn heraus.

Das alles ging blitzschnell. Als die Feuerwehr und die Polizei eintrafen und Fragen zum Vorfall stellten, sagte Dorlies Walla mit heiserer Stimme: "Später, der Junge ist jetzt wichtiger". Und sie rannte mit ihm in ihr Haus. Unterwegs zog sie ihm die schwere nasse Jacke aus, zu Hause rasch die restlichen Klamotten und stellte ihn minutenlang unter die warme Dusche. Der herbeigeeilte Notarzt stellte anschließend lediglich eine leichte Unterkühlung fest.

Beim Eintreffen seiner inzwischen benachrichtigten und besorgten Eltern saß Lukas frisch geduscht, eingehüllt in den Bademantel seiner hilfsbereiten Retterin auf dem Sofa und freute sich, mit den Eltern nach Hause fahren zu können. Die wiederum fanden gar nicht genügend Dankesworte für die mutige Seniorin, die mutmaßlich ihrem Sohn das Leben gerettet hat.

Beim Wiedersehen mit der Retterin sagte Vater Helmut Block noch immer dankbar und voller Erleichterung: "Ich bin selbst bei der Feuerwehr und weiß, was für Gefahren so ein Unfall birgt." Sohn Lukas hatte für seine Retterin einen Strauß Blumen und eine Flasche Wein dabei. Und er versprach:" So etwas mache ich nie wieder!"

Die in den Winterferien in der Eifel weilenden Enkel von Dorlies und Helmut Walla, Mina (8) und Bosse (6) aus Berlin, sind als Zeugen immer noch von dem Vorfall tief beeindruckt: "Ich bin in meinem Leben noch nie so schnell gelaufen, aber meine Oma war noch schneller an dem Eisloch", berichtet Bosse Walla.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort