Erste Hilfe in Sachen Schulden

Daun/Gerolstein · Im vergangenen Jahr haben 347 Menschen Rat bei der Schuldnerberatung des Caritasverbandes Westeifel gesucht. Um dem wachsenden Zulauf gerecht zu werden, hat der Kreis eine zweite Beraterin eingestellt. Viele Schuldner in der Region geraten in die finanzielle Notlage, weil das Eigenheim die Haushaltskasse zu sehr strapaziert.

Spätestens seit Fernsehformaten wie "Raus aus den Schulden" (RTL) mit Finanzexperte Peter Zwegat ist klar: Viele Menschen in Deutschland überziehen regelmäßig ihr Konto. Die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands Westeifel hat im vergangenen Jahr 347 laufende Fälle bearbeitet. 2003 nahmen 162 Schuldner das Beratungsangebot wahr.

Seit Anfang Mai sind zwei Berater im Dienst



Für Schuldnerberater Hubert Peifer bedeutet dieser enorme Anstieg vor allen Dingen eines - viel Arbeit. Jeden Tag steht er in fünf Beratungsgesprächen Hilfebedürftigen zur Seite. "Das ist das absolute Maximum, das ich leisten kann", sagt der Sozialpädagoge. Um Peifer zu entlasten, hat der Kreis eine zusätzliche Halbtagsstelle für die Schuldnerberatungsstelle bewilligt. Seit Anfang Mai ist Birgit Schmiegel im Dienst. Trotzdem reißen die Anfragen nicht ab. "Im Moment vergeben wir schon die Beratungstermine für August", erzählt Peifer.

Bei den Gründen für die Verschuldung unterscheidet sich nach Meinung von Hubert Peifer der Vulkaneifelkreis kaum von anderen Regionen Deutschlands. "Für ländliche Regionen wie unsere ist aber typisch, dass das eigene Haus oft zum finanziellen Problem wird", sagt Peifer.

Viele Menschen gerieten durch Trennung und Scheidung in die Notlage. Aktuell tappten aber viele durch den Verlust des Arbeitsplatzes oder Kurzarbeit in die Schuldenfalle. "Manche schaffen es einfach nicht, ihren Lebensstandard herunterzuschrauben, wenn sich ihr Einkommen ändert", meint Birgit Schmiegel. Viele Menschen übernähmen sich aber auch durch Ratenzahlungen. "Wir stellen immer wieder fest, dass besonders im Internet Gefahren lauern", sagt Peifer. Bei vielen seien es zunächst relativ geringe Einzelschulden, die sich irgendwann aber auf eine stattliche Summe belaufen. 2009 betrug die Schuldenhöhe im Durchschnitt 56 117 Euro. "Es kommen aber auch Leute zu uns, die 500 Euro Schulden haben und nicht weiter wissen", sagt Peifer.

Bevor die Schuldnerberater einen Fall übernehmen, müssen die Hilfesuchenden erst einmal selber arbeiten. "Wir verlangen, dass zunächst ein Haushaltsbuch geführt und ein Haushaltsplan aufgestellt wird", sagt Peifer. Vielen würde erst durch die Auflistung der Einnahmen und Ausgaben bewusst, dass sie über ihre Verhältnisse leben. Im nächsten Schritt überprüfen die Schuldnerberater die Forderungen der Gläubiger und schreiben diese an. Oft lasse sich ein Kompromiss aushandeln, indem zum Beispiel die Schuldenhöhe zwar vollkommen getilgt wird, aber ein längerer Zeitraum für die Zahlung festgelegt wird. Meistens sei nach drei Monaten eine Lösung gefunden.

Die Schuldner- und Insolvenzberatung Daun, Mehrener Straße 1, hat montags bis donnerstags von 8 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, freitags von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Informationen unter Telefon 06592/9573-0.

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