"Es darf nicht alles stehen bleiben"

DAUN. Schwierige Entscheidung: Die Frage, ob nach dem tragischen Tod der 14-jährigen Daunerin bei dem Karussell-Unfall am Vortag, die Kirmes samt Laurentius-Markt abgeblasen werden soll, haben die Besucher eindeutig beantwortet: Nein, es muss weiter gehen.

Die Verantwortlichen der Stadt und der Verwaltung haben sich nach eigener Auskunft die Entscheidung, zwar alle Konzerte im Rahmen der Kirmes abzusagen, den Markt aber dennoch stattfinden zu lassen, nicht leicht gemacht. "Marktmeister" Ewald Adams aus dem Dauner Rathaus sagte: "Wir wollten ein Zeichen setzen, daher die Streichung der Musikveranstaltungen." Als positiv empfindet er besonders, dass erstens "alle Standbetreiber unserer Bitte am Dienstagabend nachgekommen sind und das Geschäft eingestellt haben" sowie zweitens, "dass einige der Bands auf ihre Gagen verzichtet haben, die ihnen laut Vertrag zugestanden haben". Dass der Laurentius-Markt nicht abgeblasen wurde, begründet Dauns Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen: "Erstens war es am Dienstagabend bereits zu spät, da ja schon einige Händler angereist waren und aufgebaut hatten, und zweitens hätten die vielen Gäste von außerhalb dafür auch kein Verständnis gehabt." Zwar sei, "die Betroffenheit und das Mitgefühl der Dauner Bürger und derjenigen, die die Familie kennen, sehr hoch, aber bei den anderen Gästen ist das - verständlicherweise - nicht der Fall". Und schließlich stehe am Mittwoch ja der Markt und nicht das Kirmestreiben im Mittelpunkt, sagt Jenssen und fügt hinzu, dass er gemeinsam mit Bürgermeister Werner Klöckner noch am Dienstag die Trauerfamilie besucht habe und ihr unter anderen die Entscheidung mitgeteilt habe. Auch der Großteil der Besucher hielt die Entscheidung für richtig. Anneliese Stadtfeld aus Neroth sagte: "Der Markt ist ja keine Volksbelustigung, sondern eine große und traditionelle Veranstaltung. Das kann man nicht so einfach absagen." Ähnlicher Meinung war auch Margaretha Becker aus Wallenborn. Sie sagte: " Auch wenn es sehr tragisch ist: Es darf nicht alles stehen bleiben, sondern es muss weiter gehen." Hin und her gerissen war nach eigener Auskunft die gebürtige Daunerin Ingrid Polatschek, die derzeit in ihrer alten Heimat Urlaub macht: "Ich weiß nicht so genau. Einerseits besuche ich selber den Markt, andererseits denke ich, dass man nach diesem schrecklichen Ereignis alles sofort hätte abblasen müssen." Norbert Becker aus Gillenfeld ging auf die wirtschaftliche Bedeutung ein. Er sagte: "An dem Markt hängt so viel dran." Das meinte auch Margarete Blasen aus Zilsdorf: "An dem Markt hängen viele Existenzen. Aber: Die Kirmes hätte sofort eingestellt werden sollen." "Marktmeister" Adams betonte: "Geschäftliche Interessen oder gar eine Erwartungshaltung von Händlerseite haben bei unserer Entscheidung keine Rolle gespielt. Es ging um die Beurteilung der Gesamtsituation, und da haben mehr Gründe dafür gesprochen, den Markt laufen zu lassen."

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