Es gab schon früher Hinweise

Das Veterinäramt in Daun hat von den Zuständen im Nollenbacher Hundehaus gewusst, das Fernsehmoderatorin Sonja Zietlow einer Freundin zum Aufbau eines Tierheims überlassen hat (der TV berichtete). Und es hat gehandelt. Die Frage ist nur, ob nicht zu spät.

Üxheim-Nollenbach. Der Zarenhof in Üxheim-Nollenbach, den die Fernsehmoderatorin Sonja Zietlow (42, "Dschungelcamp") einer Bekannten zum Aufbau einer Hundepension überlassen hat, ist heruntergekommen. Zeitweise haben dort bis zu 40 teils kranke und verletzte Hunde allein gehaust, alles zerstört und verdreckt. Ein Beobachter: "Das Haus war wie eine große Hundehütte."

Und es ist derzeit vielerorts Gesprächsthema im Kreis. Auch beim zuständigen Kreisveterinäramt in Daun.

Das hat sich nun in einer Pressemitteilung zu den Zuständen im Haus und seinem eigenen Vorgehen geäußert. So heißt es: "Das Veterinäramt der Kreisverwaltung Vulkaneifel hat Mitte September 2010 den Hinweis erhalten, dass es auf dem Anwesen in Nollenbach zu Missständen in der Tierhaltung komme." Bei unangekündigten Kontrollen sei dann aber die Hundehalterin nicht angetroffen worden. Die "im Außenbereich sichtbaren Hunde erschienen in gutem Zustand". Bei einer Kontrolle am 21. September sei dann aber die Besitzerin angetroffen worden. Laut Behörde "konnte ein Hundebestand von 34 Hunden festgestellt werden, die ausreichend ernährt und in einem gesundheitlich guten Zustand waren". Dennoch sei mündlich verfügt worden, "den Hundebestand bis spätestens Mitte Oktober 2010 auf 20 Hunde zu reduzieren". Bei einer weiteren unangekündigten Kontrolle am Samstag, 24. September, kamen die Behördenvertreter nach eigener Aussage dann erstmals ins Haus und stellten den "völlig verwahrlosten Zustand der Wohnung" und die "nicht tiergerechte Unterbringung" fest. Am Montag darauf sollten der Besitzerin die Hunde entzogen werden.

Tiere sind in Heimen in Hessen untergebracht



Bei Ankunft von Veterinäramt und Polizei war das Anwesen aber verlassen. Nach TV-Informationen sind die Tiere mittlerweile in Heimen in Hessen untergebracht. Dort soll sich auch die ehemalige Mieterin des Hauses aufhalten, die gegenüber der Polizei aber bislang geschwiegen hat. Da sich nun die Staatsanwaltschaft mit dem Fall befasse, will das Veterinäramt nun auch keine weiteren Angaben mehr machen.

Dafür aber Üxheims Ortsbürgermeister Alois Reinarz. Er sagte auf TV-Anfrage: "Anfang Juli hat sich ein Nachbar über Lärm durch Hundegebell auf dem Zarenhof bei mir beschwert. Ich habe das sofort an die Verwaltung in Hillesheim weitergeleitet, die das Kreisveterinäramt unterrichtet hat. Ich habe stets eine Abschrift bekommen. Die Sache war da also schon im Rollen."

Nach TV-Informationen ist die Polizei sogar schon im Frühjahr ersten Hinweisen auf nicht artgerechte Tierhaltung im Nollenbacher Hundehaus nachgegangen. Zudem hat keine Genehmigung für ein Gewerbe vorgelegen. Aber Ortsbürgermeister Reinarz will die Sache nicht zu hoch hängen. Er sagt: "Die Dame hat es bestimmt gut gemeint. Ich denke, es ist ihr schlicht über den Kopf gewachsen."

Meinung

Quälender Verdacht

Mit dem Tierschutz ist es so eine Sache: Einerseits muss jedes einigermaßen glaubhafte Indiz auf Tierquälerei überprüft werden, andererseits kann eine so kleine Abteilung mit ihren vielfältigen Aufgaben in einem relativ großen Zuständigkeitsbereich gar nicht allen Hinweisen nachgehen. Zumindest nicht sofort. Zudem trägt es nicht gerade zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Behörde und Tierhaltern bei, wenn bereits beim kleinsten Verdachtsmoment mit der großen Keule zugeschlagen wird. Wenn es, wie im aktuellen Fall, aber Anzeichen dafür gibt, dass die Behörden in Daun und Hillesheim schon früher hätten handeln können, da sie um die Zustände in Nollenbach wussten, hilft nur eines: Sie müssen alle Fakten auf den Tisch legen. Sonst bleibt der quälende Verdacht, dass Tiere länger als nötig Qualen leiden mussten. m.huebner@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort