Es geht rund in Sachen Wiesbaumer Gewerbepark

Wiesbaum · In Wiesbaum soll mittelfristig mehr Platz für Firmen geschaffen werden, obwohl noch 60 000 Quadratmeter frei sind. Dafür haben nicht nur die betroffenen Landwirte wenig Verständnis.

 Im Industrie- und Gewerbepark in Wiesbaum herrscht Betrieb. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Im Industrie- und Gewerbepark in Wiesbaum herrscht Betrieb. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Foto: (e_gero )

Der Zweckverband Industrie- und Gewerbepark (IGP) der Verbandsgemeinde Hillesheim in Wiesbaum hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, inwiefern eine Erweiterung des IGP in Richtung des Orts Wiesbaum möglich ist.

Das Ergebnis: Einige der Flächen sind ohne Weiteres überhaupt nicht nutzbar, da es sich um Ausgleichsflächen für den Autobahnbau (A 1) oder um Naturschutzareale handelt. Die restlichen Flächen sind weitgehend geeignet, werden aber allesamt landwirtschaftlich genutzt. "Eine Bereitschaft der Landwirte zum Verkauf ist bislang nur in geringem Maß da", sagt Stefan Mertes, Geschäftsführer des IGP und Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde (siehe Extra).
Aber die Gespräche würden fortgesetzt, außerdem handele es sich nicht um ein aktuelles Vorhaben. "Es geht uns um die langfristige Sicherung und Entwicklung des Standorts. Wenn man bedenkt, wie lange es gedauert hat, den IGP zu erschaffen, sprechen wir bei der Erweiterung auch über einen Zeitraum von gut zehn Jahren", sagt Mertes.

Ziel sei es, den IGP zum dem Gewerbestandort in der neuen Groß-VG zu machen. Darüber herrsche bei den Verhandlungspartnern im Gerolsteiner und Hillesheimer Land Einigkeit und sei so auch in der bisherigen Fusionsvereinbarung festgehalten.

Aktuell gibt es nach Worten des Geschäftsführers aber keinen Handlungsdruck, "denn es sind noch 60 000 Quadratmeter erschlossene Gewerbefläche frei". 40 000 Quadratmeter davon befinden sich am nordöstlichen Rand in Richtung Mirbach. Dort hatte der Zweckverband 2011 das große Areal für rund 900 000 Euro (davon 540 000 Euro Landeszuschuss) erschließen lassen, weil der größte Mieter des integrierten Existenzgründerzentrums Higis, die WKV-Direktvertriebsgesellschaft, geplant hatte, dorthin umsiedeln und ein großes Lager samt Burogebäude errichten zu wollen. Doch dann platzte der Deal, seither ist das Gelände ungenutzt. Den Zweckverband kostet die Finanzierung 25 000 Euro pro Jahr. Rückblickend nennt Mertes die Erweiterung angesichts des geplatzten WKV-Deals zwar "deutlich über den Bedarf hinaus", dennoch lässt er das nicht als einen groben Fehler gelten. Er sagt: "Es kostet und zwar Geld, aber hätten wir diese Fläche nicht, müssten wir schon heute konkret an die Erweiterung des IGP gehen. Denn wenn ein Interessent kommt, muss man ihm sofort etwas anbieten können. Keiner wartet ein, zwei Jahre." Zudem sei er davon überzeugt, "dass es da schon bald Bewegung geben wird, da wir zwei Interessenten haben, die jeweils zwischen 5000 und 8000 Quadratmeter nachgefragt haben". Konkreter wird er aber nicht.

Darüber hinaus sind zwei ansässige Firmen gerade dabei, zu erweitern: So hat die Firma Trimess 5000 Quadratmeter gekauft, um eine Halle zu errichten; und die Firma Palnet angrenzend zu ihrem Areal weitere 8600 Quadratmeter.
Konkrete ungenutzte Flächen gibt es darüber hinaus noch zwei im IGP, jeweils 10 000 Quadratmeter groß. Da auf eine davon die Firma Tofutown eine Option habe (neben Götten-Bau), stehe demnach nur die andere Fläche zum Verkauf: Sie befindet sich hinter der Firma Trimess im Westen des IGP.

Meinung: Gas geben, Flächen vermarkten!
Anstatt sich über eine Erweiterung des IGP Gedanken zu machen, sollten die Verantwortlichen des Zweckverbands samt Geschäftsführer endlich Gas geben (und ein adäquates Werbebudget bereitstellen), um die noch freien 60 000 Quadratmeter sofort nutzbarer Gewerbefläche an den Mann zu bringen. Schließlich hat die Nord-Erschließung in Richtung Mirbach 900 000 Euro Steuergeld verschlungen, kostet die Rückzahlung des Kredits den Zweckverband jährlich 25 000 Euro: also seit 2011 bereits 175 000 Euro. Mit der bisher verfolgten "Irgendwann-wird-sich-schon-einer-finden-Mentalität" wird das nichts werden, sondern weiter nur Geld verbrannt. Erst wenn in die Sache Bewegung gekommen ist, sollte eine Erweiterung angepackt werden. Flächenverbrauch auf Vorrat - ob überdimensioniertes Gewerbe- oder Wohnbaugebiet - schadet der Umwelt, der kommunalen Kasse und dem Geldbeutel des Steuerzahlers. Diese Fehler sollten der Vergangenheit angehören. m.huebner@volksfreund.deExtra: DAS SAGT DIE LANDWIRTSCHAFT


Kreisbauernchef Marco Weber: "Die Landwirtschaft befürwortet grundsätzlich die Erweiterungspläne des Industriegebietes Wiesbaum. Doch Acker- und Grünlandflächen sind die Existenzgrundlage der Landwirte und nicht vermehrbar. Daher sind die Landwirte nicht bereit, landwirtschaftlich genutzte Acker- und Grünlandflächen zur Verfügung zu stellen. Angrenzend an den IGP liegen Ausgleichsflächen, dort sollte erweitert werden." Landwirt Alfred Mastiaux: "Wir haben bei der Schaffung des IGP Flächen verkauft, da auch wir für Arbeitsplätze vor Ort sind. Seither sind aber die Landpreise explodiert, und wir sind auf die Flächen angewiesen. Je weiter wir fahren müssen, desto unrentabler wird unser Geschäft. Wir sind bereit, einen kleinen Teil der Wiesenflächen abzugeben, mehr nicht. Für die Erweiterung sollten die Ausgleichsflächen genutzt werden." Laut Mastiaux gibt es in Wiesbaum und Mirbach sechs Haupterwerbs- und weitere sechs Nebenerwerbslandwirte.Extra: HINTERGRUND FAKTEN ZUM IGP

 Viel Land, wenig Interessenten: 2011 wurde das IGP im Norden um rund 40 000 Quadratmeter erweitert. Seither liegen diese Parzellen brach.

Viel Land, wenig Interessenten: 2011 wurde das IGP im Norden um rund 40 000 Quadratmeter erweitert. Seither liegen diese Parzellen brach.

Foto: (e_gero )

Im Industrie- und Gewerbepark (IGP) der Verbandsgemeinde Hillesheim in Wiesbaum arbeiten rund 400 Menschen. Die Firmen haben 2016 rund 900 000 Euro Gewerbesteuer an die Kommune entrichtet. Im integrierten Existenzgründerzentrum Higis belegen die derzeit 21 Mieter rund 75 Prozent der Gesamtfläche. Vor dem aktuellen Auszug des Großmieters Premosys (der sich in Kalenborn-Scheuern in der VG Gerolstein ein modernes Firmengebäude errichtet hat) waren es noch 90 Prozent.

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