"Es gibt keine Ideallösung"

In einer hitzigen Debatte hat der Stadtrat am Donnerstagabend beschlossen, die Fußgängerzone ab Juli werktags von 6 Uhr bis 22 Uhr für den Autoverkehr zu öffnen sowie an Sonn- und Feiertagen die Autos komplett "auszusperren".

 Ab Juli ist die Gerolsteiner Fußgängerzone werktags von 6 Uhr bis 22 Uhr für den Autoverkehr geöffnet. altet die Brunnenstadt in Gegner und Befürworter. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Ab Juli ist die Gerolsteiner Fußgängerzone werktags von 6 Uhr bis 22 Uhr für den Autoverkehr geöffnet. altet die Brunnenstadt in Gegner und Befürworter. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. "Kein Thema erregt die Gemüter der Gerolsteiner seit 15 Jahren so sehr wie die Fußgängerzone", meinte Volker Simon (CDU). Eineinviertel Stunde debattierten die Stadträte vor einer beschaulichen Kulisse von einem Dutzend Zuschauern. Es waren überraschend wenig Gewerbetreibende und Anwohner zur öffentlichen Sitzung gekommen. Dabei schlägt die Diskussion über die Öffnung der Fußgängerzone schon seit langem hohe Wellen. Letztendlich hatte der Gewerbeverein Gero-Team den Antrag auf Öffnung gestellt (der TV berichtete mehrmals). Simon sagte: "Der Leidensdruck der Geschäftsleute ist groß bis hin zur Existenzbedrohung. Dem gegenüber steht die Touristen- und Familienfreundlichkeit. Die Ideallösung gibt es nicht." Hermann-Josef Wirp, Leiter des Ordnungsamtes, erklärte: "Bei der aktuellen Regelung ist nur morgens Betrieb im Flecken. Ab zwölf Uhr, wenn für Autos gesperrt ist, herrscht abrupt Totenstille. Im Winter kann man dann sogar von Grabesstille sprechen." Die SPD-Fraktion sieht den Handlungsbedarf nicht auf Seiten des Stadtrates, sondern bei den Geschäftsleuten. Peter Leuwer: "Die sollen zuerst mal ihre Hausaufgaben machen und das Sortiment aufbessern. Vor zehn Jahren konnte ich in Gerolstein noch einen Hut und einen Anzug in meiner Größe kaufen. Heute nicht mehr."" Geschwafel", kommentieren einige Zuhörer murmelnd. SPD-Fraktionssprecher Herbert Lames ließ sich nicht beirren und führte gleich mehrere Gegenargumente an: "Die Familienfreundlichkeit bleibt auf der Strecke. Und die Touristen vertreiben wir mit der Öffnung ganz. Ganz zu schweigen von der Lärm- und Feinstaubbelastung." Außerdem sah Lames große Gefahren für die Fußgänger. Wirp beruhigte: "Trotz der Öffnung für die Autos hat der Fußgänger Vorfahrt." Horst Lodde von den Grünen gab sich damit nicht zufrieden: "Was ist mit den Folgekosten, wie der frühzeitigen Abnutzung des Pflasterbelags? Werden die Mehrkosten dem Gero-Team angelastet?" Alois Manstein (CDU) wollte "den Ball ans Gero-Team zurückspielen" und forderte einen Zusatz zum Beschluss, wonach der Gewerbeverein innerhalb des Probejahres weitere Angebote zur Attraktivitätssteigerung der Fußgängerzone umsetzen muss. Geschäftsmann Ralf Krämer meinte: "Wir werden viel reinstecken. Einiges ist schon in Planung." Der Stadtrat beschloss, dass am Anfang der Fußgängerzone (Foto Nieder/Geschenktruhe Regnery) ein Poller ab 22 Uhr bis 6 Uhr den Durchgangsverkehr blockiert. Auf große Resonanz stieß Simons Vorschlag, an Sonn- und Feiertagen ganztägig den Poller aufzustellen. Einzig Hans-Joachim Stief von der Wählergruppe Möller war mit keinem Vorschlag zufrieden.

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