"Es könnte schlimmer sein, es könnte regnen"

GEROLSTEIN. Hier sind kranke Kinder kein Tabuthema: Der Gerolsteiner Brunnen präsentiert bis 12. Oktober die Fotoausstellung "Über-Lebens-Kunst" mit den Porträts von schwer oder chronisch kranken Kindern. Jana Lützen aus Gees ist auch darunter.

Jana Lützen aus Gees ist elf Jahre alt. Sie besucht die fünfte Klasse des St.-Matthias-Gymnasiums. Sie trägt gern modische Röcke und T-Shirts. Und eine Handtasche. Darin ist Platz für ein kleines dezentes Lederetui mit all den Utensilien, die sie für die Messung des Blutzuckerspiegels benötigt. Jana Lützen hat Diabetes. Die Diagnose wurde vor vier Jahren gestellt. Den Umgang mit der Krankheit lernten Jana und ihre Eltern Beatrix und Wolfgang Lützen in der "Villa Kunterbunt" in Trier; hier werden, seit eine beispiellose Spendenkampagne die Eröffnung des Hauses im Jahr 2000 möglich machte, schwer und chronisch kranke Kinder mit ihren Familien medizinisch und psychosozial betreut. Dass die Diagnose Diabetes für Janas Eltern ein Schock war, dass sie gemeinsam mit ihrer Tochter die Krankheit akzeptierten und in ihren Alltag integrierten, dass Jana heute sehr selbstständig damit umgeht: Davon sprechen ihr Porträt und die daneben aufgeschriebene Geschichte in der Ausstellung "Über-Lebens-Kunst" im Fo-yer des Gerolsteiner Brunnens. Zur Eröffnung der Fotoausstellung ist Jana mit ihren Eltern, ihrer Schwester Rebecca und ihren Großeltern Elisabeth und Leo Lützen gekommen. Ihr Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund bringt zu Tage, was Thomas Biewen, Geschäftsführer der Villa Kunterbunt und Leiter des Hauses, von allen fotografierten Kindern versichert: "So offen und dynamisch sind die Kinder wirklich!"Kinder schauen Erwachsene auf Augenhöhe an

Zuvor hatte der Sozialpädagoge Biewen die Entstehungsgeschichte der Ausstellung vorgestellt. Die Ganzkörperbilder stammen von dem Trierer Fotografen Yaph, die Texte über ihre Krankheiten und ihr Leben von den Kindern und ihren Eltern. Die Fotos sind auf zwei Meter hohe Wände gezogen - unabhängig davon, ob ein Kind zwei oder zwölf Jahre alt ist. "So schauen die Kinder uns Erwachsene auf Augenhöhe an", erläutert Thomas Biewen das Konzept. Die Texte sind berührend, zuweilen zum Schmunzeln und von großer Weisheit und Abgeklärtheit. Oder was ist es anderes, wenn der sechsjährige Diabetiker Jean-Louis meint: "Es könnte schlimmer sein, es könnte regnen." Über die Zielsetzung der Ausstellung sprach der Diabetologe Karl-Heinz Ludwig. Er ist als Oberarzt am Trierer Mutterhaus sowie in der medizinischen Betreuung in der "Villa Kunterbunt" tätig. Der erste Reflex beim Thema "kranke Kinder" sei Mitleid, sagte er. "Aber dieses Gefühl wandelt sich in Dankbarkeit und Demut, je mehr man mit den Kindern zu tun hat." Die "Villa Kunterbunt" sei ein Erfolgsmodell für alle Beteiligten, die Einrichtung biete Betreuung und Heimat gleichermaßen. Der Leitung des Gerolsteiner Brunnens dankte Ludwig, dass die Ausstellung hier präsentiert werde, und dass zudem 4000 Euro aus einer Mitarbeiterveranstaltung und einer Spende des Hauses der Villa Kunterbunt zugute kommen. "Das Thema liegt uns am Herzen", erklärte Geschäftsführer Jörg Croseck und wies auf die regionale Verankerung als ein Element der Unternehmensstrategie hin. "Kinder sind das größte und schönste Geschenk. Ihnen gehört erst recht unsere Aufmerksamkeit, wenn sie krank sind." Im Rahmen der Fotoausstellung "Über-Lebens-Kunst", die bis zum 12. Oktober montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr besichtigt werden kann, findet am Montag, 2. Oktober, um 14 Uhr eine Diskussionsveranstaltung für Schulklassen statt. Dann erklären Therapeuten der Villa Kunterbunt, wie kranke Mitschüler unterstützt werden können. Kontakt: Anke Nitsch, Telefon 06591/14513, E-Mail: anke.nitsch@gerolsteiner.com, Internet: www.gerolsteiner.de

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