Es reicht nicht für die Ganztagsklasse

Die neu eingerichtete Realschule plus in Hillesheim, gebildet aus der bisherigen Haupt- und der Realschule (der TV berichtete), kann nach den Sommerferien starten: Mehr als 60 Kinder sind für die fünfte Jahrgangsstufe angemeldet. Aber für eine Ganztagsklasse wird es wohl nicht reichen - zu wenig Interesse.

Hillesheim. "Ziel erreicht, darüber sind wir froh und glücklich", sagt Bürgermeisterin Heike Bohn: Bereits 63 Kinder für die Realschule plus in Hillesheim seien gemeldet - darunter auch 18 aus den Nachbar-Kommunen Daun, Gerolstein und Obere Kyll. Das bedeutet: Nach den Sommerferien kann die neue Einrichtung starten. "Die Eckpfeiler sind eingeschlagen", sagt Realschul-Rektor Peter Steffgen. "Jetzt geht es an die inhaltliche und organisatorische Ausstattung." Bohn: "Im Moment arbeiten die Kollegien intensiv an der Vorbereitung, der Koordination und am Konzept, vor allem fürs fünfte Schuljahr."

Nicht so froh und nicht so glücklich ist die Bürgermeisterin über den Stand der Anmeldungen für eine Ganztagsklasse. Gerade einmal "vier oder fünf" Eltern hätten Interesse signalisiert. 20 Kinder müssen es sein, um den beabsichtigten "rhythmisierten" (siehe Extra) Ganztagsunterricht hinzubekommen.

"Anscheinend ist der Bedarf nicht so hoch, wie wir gedacht hatten", sagt Heike Bohn. Möglicherweise, ergänzt Peter Steffgen, seien viele Eltern noch verunsichert. Zugleich berichtet er von einer Interessentin, die ihr Kind inzwischen an einer anderen Schule angemeldet hat, nachdem sie erfuhr, dass die GTS-Klasse in Hillesheim nicht zustande kommen soll.

Trotzdem wolle man auf jeden Fall beim Landes-Bildungsministerium für 2011 die Ganztagsschule beantragen - "und ein Konzept vorlegen, das Hand und Fuß hat", verspricht Steffgen.

"Wir bedauern sehr, dass das Angebot in diesem Jahr noch nicht angenommen wird", sagt Hauptschul-Chefin Monika Buhr-Schenk. "Aber im nächsten Jahr werden die Kinder der ersten rhythmisierten Ganztagsklasse von der Grundschule abgehen. Deren Eltern werden dann die Vorteile einer solchen Klasse kennen - und dann hoffen wir, dass davon viele auch bei uns das Ganztagsangebot annehmen."

Dennoch: Auch Spätentschlossenen bleibt noch etwas Zeit, sich vielleicht schon zum anstehenden Schuljahr 2010/2011 für die GTS zu entscheiden. "Da sind wir flexibel", sagt Heike Bohn. Auf jeden Fall bis Ende der Osterferien (Schulbeginn ist wieder am Montag, 12. April) seien deshalb noch Anmeldungen möglich.

Wie das Landes-Bildungsministerium am Montag mitteilte, erhalten vier Schulen im Kreis Vulkaneifel eine Ganztags-Option für das Jahr 2010/2011: die Grundschulen in Gillenfeld, Kelberg und Jünkerath und die Realschule plus in Gerolstein.

Extra

Zwei Varianten bietet die Ganztagsschule: Bei der "additiven" Form haben Kinder und Jugendliche morgens Unterricht, nach dem Essen Hausaufgabenbegleitung, anschließend können sie sich für Projekte entscheiden, in denen sie - auch jahrgangsübergreifend - lernen, experimentieren, Sport treiben oder ihre Freizeit gestalten. Beim zweiten Modell werden Klassen eingerichtet, deren Unterricht über den ganzen Tag "rhythmisiert", also an die Leistungskurve der Kinder angepasst wird. So sind auch morgens Projekte und ähnliche Angebote möglich. (fpl)

Meinung

Es zählt, was Kindern nützt

Von Fritz-Peter Linden

Die Ganztagsschule ist die Schule der Zukunft. Nicht nur, weil sie Allein-Erziehenden hilft. Nicht nur, weil leider immer mehr Familien darauf angewiesen sind, dass beide Eltern arbeiten gehen. Ein gutes (!) Ganztagsangebot eröffnet Schülern neue, nachhaltige Möglichkeiten des - auch sozialen - Lernens und bereitet sie noch besser auf das Leben vor. Zudem sollten sich Zweifler vom falschen Bild der Rabeneltern verabschieden, die ihre Kinder lediglich loswerden wollen: Gerade die Hillesheimer Grundschule und ihre Erfolge haben gezeigt, was in einer engagiert betriebenen GTS möglich ist. Und wieviel stressfreie Zeit - ohne Hausaufgaben-Dramen - die Familien dadurch gewinnen. Im Vordergrund sollte also immer stehen, was den Kindern nützt - und nicht, ob gleichzeitig die Eltern (oder die Lehrer) be- oder entlastet werden. Deshalb ist zu wünschen, dass das auch an der Realschule plus klappt. fp.linden@volksfreund.de

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