Wirtschaft Es rumort im Gerolsteiner Hotel Löwenstein

Gerolstein · Zwei der sechs Teilhaber wollen bereits zwei Monate nach Wiedereröffnung des Hotels in Gerolstein aussteigen. Geschäftsführer Kießling glaubt weiter an einen Erfolg des Hauses und kündigt an, deren Anteile zu übernehmen.

 Hinter den Kulissen des neu eröffneten Hotels Löwenstein rumort es.

Hinter den Kulissen des neu eröffneten Hotels Löwenstein rumort es.

Foto: TV/Mario Hübner

Ärger hinter den Kulissen des nach Jahren des Leerstands erst Anfang Dezember wiedereröffneten Hotels Löwenstein (ehemals Calluna): Zwei der sechs Teilhaber wollen sich aus dem Projekt zurück- und ihr Geld rausziehen. Es handelt sich dabei um den Gerolsteiner Thomas Klever und Grubenbetreiber Dieter Stolz. Letzterer hat den Dauner Rechtsanwalt Albrecht Thielen beauftragt, die Verträge aufzulösen.

Dieser wiederum gibt sich aber noch bedeckt und teilt lediglich mit, dass sie in der „Angelegenheit Hotel Löwenstein“ die TV-Anfrage „derzeit nicht beantworten können, da uns eine Abstimmung mit unserem Mandanten Herrn Stolz nicht möglich ist. Herr Stolz ist bis zum 5. Februar in Urlaub“. Anschließend könne man gerne auf die Angelegenheit zurückkommen. Auch Klever will bis dahin mit einer Äußerung warten, sagte er dem TV.

Andreas Kießling, Teilhaber, Geschäftsführer und Initiator des Hotelprojekts, bestätigt den geplanten Austritt: „Stolz und Klever haben mir einen Brief geschickt, in dem sie erklären, dass sie umgehend aussteigen wollen.“ Kießling gibt sich aber optimistisch: „Ich bin weiterhin zuversichtlich und stehe zu 150 Prozent hinter dem Projekt. Auch wenn das mit einem Ausstieg nicht so leicht geht, wie manche sich das vorstellen, denn es gibt ja einen Gesellschaftervertrag: Wenn jemand geht, werde ich einspringen und den Anteil übernehmen.“ Im Übrigen habe er den Kreis mit sechs Teilnehmern ohnehin als zu groß erachtet. Die Größe sei aber den finanziellen Rahmenbedingungen geschuldet gewesen.

Um wie viel Geld es genau geht, sagt keiner der Beteiligten. Zum Grund der Trennung gibt es auch nur Andeutungen. Kießling: „Wir wissen, dass nicht alles perfekt läuft und wir im Service und der Gastronomie unsere Probleme hatten.“ Das habe aber vor allem daran gelegen, dass der Koch ins Krankenhaus musste, und man so auf eine Ersatzlösung zurückgegriffen habe. Inzwischen sei der Mann aber wieder an Bord. Und bei der Anzahl des Personals muss man laut Kießling „genau die Kosten im Blick behalten, schließlich kann man nicht zu viele Leute einstellen, die dann kaum Arbeit haben“. Mittlerweile würden aber zwei neue Teilzeitkräfte eingestellt.Auch dem TV wurde Kritik an der Küche und am Personal zugetragen. Kießling streitet das gar nicht ab, betont aber, dass „wir inzwischen auf einem guten Weg sind und eine klasse Gastronomie haben“. Das werde übrigens von den Hotelgästen auch so wiedergegeben. Die Kritik stamme eher von einheimischen Gästen. Und offensichtlich auch von den (Ex-)Partnern. „Ständige Kommentare wie ,Das kann so nichts werden´ nerven nur und sind kontraproduktiv. Das Team muss sich finden und dafür brauchen wir Ruhe“, sagt Kießling. Außerdem sei klar geregelt gewesen, wer sich von den Teilhabern ums Tagesgeschäft kümmert – das seien der Gastronom Antonio Ferraro sowie als geschäftsführender Gesellschafter  und Hoteldirektor Mehdi Ebadi aus dem Iran. Und bei der Kritik an ihm (“Da war manchem sein Deutsch mal nicht gut genug oder eben mal ein Rechtschreibfehler in einer Mail.“) geht Kießling richtig an die Decke. „Der Hoteldirektor reißt sich hier täglich 15 bis 16 Stunden den Arsch auf. Vor allem bei der Online-Vermarktung hat er enorm viel geleistet.“Und ein weiterer Punkt bringt ihn auf: Dass die Gesellschaft die Altlasten des Hotels (aufgelaufene Müll- und Wassergebührer, Grundsteuer etc.) von 75 000 Euro übernehmen müsse. „Ich habe Stadt und Kreis gebeten, uns das zu erlassen oder zumindest um die Hälfte zu reduzieren, da wir das Haus ohne Steuergelder wieder zum Leben erweckt haben. Doch nun hat mir der Stadtbürgermeister per kurzer Mail eine Absage erteilt. Wo bleibt denn da die viel zitierte Wertschätzung für unser Vorhaben? Genau jetzt erwarte ich die Unterstützung der Politik: vom Stadtbürger- und Verbandsbürgermeister, vom Landrat.“

Mit der bisherigen Auslastung des Hauses ist der geschäftsführende Gesellschafter insgesamt zufrieden bei „fast 500 Übernachtungen seit 1. Dezember“. Mittelfristig wolle man 600 bis 700 Übernachtungen pro Monat erreichen. „Da wollen und da müssen wir auch hin“, sagt er. Doch der Auftakt sei zufriedenstellend gewesen: Zwischen den Jahren sei das Haus zu zwei Dritteln belegt gewesen, und Silvester habe es eine Party mit Livemusik, Feuerwerk, Mehr-Gang Menü und 130 Gästen gegeben, „die wir auf jeden Fall wiederholen“, kündigt der Unternehmer an. Für 2019 seien bereits „knapp 2000 Übernachtungen gebucht“, einige Wochenenden – vor allem im Juni – zudem bereits ausgebucht. Wegen Großevents auf dem Nürburgring. Zudem, so Kießling, seien bereits 25 bis 30 Tagungen reserviert. Kießling gibt sich optimistisch: „Das Osterwochenende wird der Wendepunkt. Dann geht es hier richtig los. Und bis dahin hoffe ich, dass die Menschen mit uns etwas Geduld haben.“

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