"Es war schön, und es hat sich gelohnt"

Der Abschied naht: Nur noch wenige Tage werden Radsportler des Teams Gerolsteiner jemals bei einer Tour de France mitfahren und den Namen der Brunnenstadt in alle Welt tragen. Das Thema Radfahren soll trotzdem ein zentrales Standbein der touristischen Vermarktung des Gerolsteiner Landes bleiben.

 Sie sollen weiter für die Region werben: die Sportler des „Team Gerolsteiner“. Foto: privat

Sie sollen weiter für die Region werben: die Sportler des „Team Gerolsteiner“. Foto: privat

Gerolstein. "Zwei Tage das Gelbe Trikot, und in den Medien so präsent wie nie: Sportlich verläuft die diesjährige Tour de France so, wie man sich das stets erhofft hatte. Und doch hält sich der Jubel hier schwer in Grenzen."

Mit diesen Worten skizziert Hans Peter Böffgen, Geschäftsführer der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land, die aktuelle Wahrnehmung der Gerolsteiner Radsportler bei ihrer letzten Frankreich-Rundfahrt im cyan-blauen Trikot.

Von Wehmut ist nicht viel zu spüren



Und obwohl während der zehnjährigen Geschichte des Radsportteams Gerolsteiner mit zahlreichen Titeln und der regelmäßigen Tour de France-Teilnahme in den vergangenen sechs Jahren nur selten der große Jubel oder gar Euphorie im Gerolsteiner Land aufkamen und auch von Wehmut so kurz vor dem Ende noch nicht viel zu spüren ist, stellt Böffgen fest: "Natürlich war es schön, und es hat sich auch gelohnt."

Damit spielt er besonders auf die seit 2004 bestehende Kooperation zwischen der Kommune und dem Gerolsteiner Brunnen als Hauptsponsor des Teams an. Darin war geregelt, dass die Kommune mit den Radsportlern werben darf und regelmäßige Veranstaltungen mit den Profis (wie die Team-Präsentation im Frühjahr und die Begrüßungsparty direkt nach der Tour de France) in Gerolstein stattfinden. Gegenleistung: jährlich 20 000 Euro.

Zwar ist es schwer zu messen, was das Team als Werbeträger für die Ferienregion Gerolsteiner Land gebracht und wie viele Gäste letztlich angelockt hat, dennoch ist Böffen überzeugt: "Das Team hat zur Bekanntheit der Region beigetragen."

Er nennt einige exemplarische Zahlen. So habe die TW seit 2003 nahezu 100 000 Euro Umsatz mit dem Verkauf von Team Gerolsteiner-Fanartikeln gemacht, seien mehr als 10 000 Besucher zu den sechs Begrüßungsfeiern nach der Tour de France, mehr als 2500 Teilnehmer zu den sechs Team-Präsentationen sowie mehr als 7500 Teilnehmer zu den drei Tour-Festivals nach Gerolstein gekommen.

Letztlich aber mache der Mix aus Rennrad-, Mountain-Bike- und Familien-Rad-Angeboten die Besonderheit der Ferien- und Radsportregion Gerolsteiner Land/Vulkaneifel/Eifel aus, die nach Böffgens Vorstellung "immer noch das Potenzial hat, die Radregion Deutschlands zu werden". Dazu sei es aber erstens erforderlich, dass "wir noch mehr erkennen müssen, dass die Konkurrenz außerhalb der Region liegt und nicht innerhalb", mahnt er eine noch bessere Kooperation unter den Nachbar-Verbandsgemeinden an. Denn: "Das Thema Radsport ist überregional." Zweitens gibt es "immer noch nicht genügend Betriebe, die sich konsequent auf das Thema Radsport eingelassen haben". Ein Beispiel: Eine Rennradfahrer-Gruppe, die am Tag 150 Kilometer durch die Eifel fahren und um 8 Uhr starten will, möchte nun einmal bereits um spätestens 6 Uhr frühstücken. Böffgen: "Und dann muss so etwas auch ohne Murren angeboten werden." Vom Trockenraum für die Klamotten und dem sicheren Abstellplatz für das mehrere Tausend Euro teure Carbon-Rad ganz zu schweigen.

Dennoch sei klar: "Das Thema Radfahren wird neben Wasser/Geologie und Wandern eines der drei Standbeine der touristischen Vermarktung der Region bleiben."

So schwebe ihm vor, dass künftig Rennrad-Scouts ausgebildet, Rennrad-Camps und - analog zum Wanderangebot - in der Ferienzeit täglich eine geführte Radtour durch die Eifel veranstaltet wird. Böffgen sagt: "Die Zusammenarbeit mit dem Team muss - was die Vermarktung angeht - noch mindestens drei Jahre anhalten. Und ich habe auch weder Scheu noch Skrupel, damit auch zu werben, dass die Leute hier, in der Heimat des Radsportteams Gerolsteiner, Radfahren und trainieren können."

Dennoch findet er das Aus für das Team schade. "Ich persönlich werde mir bei der Tour de France-Party am Kirmesmontag noch ein Trikot mit allen Unterschriften ergattern, und das dürfte auch für die Fans in der Region die letzte Gelegenheit sein, dies zu tun."

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