Etwas Hoffnung, keine Euphorie

DAUN. Nach schwierigen Verhandlungen hängt der Haussegen bei der zur Schließung anstehenden Firma Dauner Kleinmotoren (DKM) nicht mehr schief: Die 36 von Kündigung betroffenen Arbeitnehmer werden von der neu gegründeten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) übernommen, die sie in Zusammenarbeit mit der DKM für den Arbeitsmarkt weiterbildet.

Das Ergebnis der Verhandlungen löst naturgemäß keine Euphorie aus, gilt jedoch bei Geschäftsführer Wolfgang Elsen und beim Betriebsrat gleichermaßen als Erfolg: Die DKM-Betriebsschließung wurde um einen Monat auf Ende Oktober nach hinten verschoben und die Abfindungen "in unserem Sinne aufgestockt", wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Herbert Meerfeld erläutert - ohne dabei genaue Summen zu nennen.Beschäftigte büffeln für den Arbeitsmarkt

Zudem soll eine mit Wirkung zum 1. April neugegründete Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) helfen, die Aussichten der von der Kündigung betroffenen 36 DKM-Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. "Jetzt haben unsere Leute wieder eine klare Linie vor Augen und eine Orientierung, es ist Ruhe eingekehrt", schildert Meerfeld den Stand der Dinge. Das Vertrauen in die Geschäftsleitung, mit der man immerhin noch sieben weitere Monate zusammenarbeiten muss, sei auf jeden Fall da, "und nun ist es den Mitarbeitern wichtig, etwas für sich selbst zu tun". Der ausgehandelte Sozialplan verdiene tatsächlich seinen Namen, sagt Meerfeld. Die Zahlenwerke haben nach Auskunft des Betriebsrats gezeigt, dass die DKM das gleiche Schicksal ereilte, das auch andere deutsche Firmen derzeit trifft: Das Dauner Werk sei der Globalisierung zum Opfer gefallen, eine Sanierung sei nicht mehr möglich. Nachdem die aussichtslose Lage der DKM auf dem internationalen Parkett erkannt ist, sei nun Büffeln angesagt. Die BQG qualifiziert auf zwei Ebenen: Betriebsintern werde das Programm "job changing" angeboten, bei dem jeder in einem rotierenden System noch das an fachlichem Wissen erwerben kann, was ihm bislang fehlt - beispielsweise Kenntnisse verschiedener Computerprogramme wie CAD oder Fertigkeiten im Schweißen.Geschäftsführer freut sich über "relativen Erfolg"

Extern ist die Personalberaterin Cornelia Müller-Saxler, die bereits der Belegschaft von Erhard-Armaturen bei der Betriebsschließung zu neuen Jobs verhalf, dafür da, die Betroffenen in Bewerbungstrainings zu schulen und ihre Team- und Kommunikationsfähigkeit zu stärken. "Es kommt darauf an, bei jedem Einzelnen herauszufinden, wozu er besonders geeignet ist und welche Laufbahn er besser nicht einschlägt", sagt sie. Solche Stärken- und Schwächenprofile könnten erheblich dazu beitragen, dass die Beschäftigten wieder neue Arbeitsstellen finden. Geschäftsführer Wolfgang Elsen äußert sich erleichtert, dass jetzt "alle an einem Strang ziehen und eine große Solidarität spürbar ist". Wäre dieser "für alle Seiten tragfähige Kompromiss" nicht zu Stande gekommen, hätte das auch das Aus für die Mutterfirma Solo in Sindelfingen bedeutet, die ebenfalls Personal abbauen musste. "Jetzt ist hier das Bewusstsein da, wenigstens die eigene Situation so weit wie möglich zu verbessern", freut sich Elsen über die Akzeptanz seitens der Mitarbeiter. Ermöglicht wird dies durch die Kooperation von Arbeitsamt, Solo und DKM, die Elsen "modellhaft nennt. Dabei zahlt das Arbeitsamt das Transferkurzarbeitergeld für die Beschäftigten, die Solo übernimmt die Kosten für den Sozialplan und die DKM bietet die betriebsinterne Qualifizierung an. Geschäftsführer Elsen betont, dass die Agentur für Arbeit sich daran nur beteilige, wenn sich dadurch die Chancen der Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt realistisch verbessern. Da dies der Fall sei und die Mutterfirma Solo erhalten werden könne, nennt Elsen die ausgehandelte Lösung "einen den Umständen entsprechenden relativen Erfolg".

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