Existenzgründerzentrum eines der erfolgreichsten im Land

Wiesbaum · Von Wirtschaftskrise keine Spur: Das Existenzgründerzentrum Higis im Industrie- und Gewerbepark (IGP) der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim in Wiesbaum hat 2008 ein blendendes Geschäftsjahr hingelegt und ist mittlerweile zu 92 Prozent ausgelastet. Dennoch hat sich im Lauf der Jahre ein Verlust von 60 000 Euro angehäuft, der nun beglichen werden muss.


Angesprochen auf die Jahresbilanz für das Existenzgründerzentrum Higis sagt Stefan Mertes, Geschäftsführer der Higis GmbH und Wirtschaftsförderer der VG Hillesheim, unumwunden: „2008 wurde das Maximale erreicht.“

Seine hehren Worte unterlegt er mit beeindruckenden Zahlen und Fakten: „Wir hatten 2008 keinen Mietausfall, und auch keiner der Mieter ist ausgezogen. Im Gegenteil: Die zu Jahresbeginn 2008 zusätzlich geschaffenen 720 Quadratmeter sind komplett vermietet.“ Zudem habe die Firma Diehl, ein Automobilzulieferer, 300 Quadratmeter Büroflächen und für ihre Entwicklungsabteilung 150 Quadratmeter Hallenflächen gemietet.

„Wir sind jetzt bei 92 Prozent Auslastung. Viel Luft nach oben ist da nicht mehr, da wir flexibel bleiben wollen und einen gewissen Puffer benötigen, um den bestehenden Betrieben eventuelle Erweiterungsmöglichkeiten geben zu können.“

„Wir sind bei 92 Prozent Auslastung“

Auf den noch freien 750 Quadratmetern Fläche im Existenzgründerzentrum, die zudem gestückelt sind, können laut Mertes „vielleicht noch zwei oder drei Mieter einziehen, die jeweils maximal einen Bedarf über 100 Quadratmeter haben. Mehr geht nicht!“

Wo Mertes jedoch noch etwas mehr herausholen, sprich zusätzliche Einnahmen gewinnen möchte, ist der Konferenzraum im Higis-Gebäude. Derzeit werde dieser gerade einmal „drei bis vier Mal im Monat“ vermietet. Daher will Mertes in nächster Zeit Unternehmen im Kreisgebiet anschreiben und auf die Tagungsmöglichkeit im Higis-Gebäude hinweisen.

Das wird aber auch nicht reichen, um den Verlust, den das Higis Jahr für Jahr macht, auszugleichen. Pendelte sich das Minus nach Worten des Higis-Chefs jährlich bei rund 35 000 Euro ein, muss die Verbandsgemeinde in diesem Jahr 60 000 Euro aufbringen, um den Verlust auszugleichen – trotz Top-Belegung. Das hat laut Mertes mit zweierlei zu tun: Zum einen habe sich im Lauf der Jahre der Verlust immer ein Stückchen mehr aufgetürmt, da er nur zum Teil von den Gesellschaftern ausgeglichen worden sei. Zum anderen ist die Tilgungsleistung für den Higis-Komplex derzeit besonders hoch: 100 000 Euro. 2005 betrug er noch 40 000, 2006 dann 60 000 Euro, 2007 immerhin 90 000 Euro und 2008 sowie 2009 je 100 000 Euro.

Der Schuldendienst 2009 beläuft sich auf 230 000 Euro (100 000 Tilgung, 130 000 Euro Zinsen). Das sind gerade einmal rund 10 000 Euro weniger, als nach TV-Informationen an Mieteinnahmen in die Kasse kommen. Energiekosten, Reparaturen oder Unterhaltung des Gebäudes noch nicht berücksichtigt. Oder wie Mertes es sagt: „Und dann ist noch keine Glühbirne gekauft.“ Zudem sei zu beachten, dass in dem zehn Jahre alten Gebäude, das acht Millionen Euro gekostet hat, die ersten Reparaturen anfallen.

Und auch 2010, wenn die Tilgungsrate wieder auf 80 000 Euro schrumpft, „wird es nicht reichen“, sagt Mertes, denn die damals aufgestellte Kalkulation basiert auf einem „sehr hohen Auslastungsgrad“.

Dennoch hält der Wirtschaftsförderer dagegen: „Mit dem Gebäudekomplex ist ein Gegenwert von acht Millionen Euro geschaffen worden, zudem sind 110 wohnortnahe Arbeitsplätze sowie zusätzliche Steuerkraft geschaffen worden. Das sieht übrigens auch das Land so, dessen volle Rückendeckung wir haben, da es das Higis nach wie vor als Leuchtturmprojekt im Land ansieht.“ Das belege unter anderem, so Mertes, dass die auf maximal acht Jahre festgesetzte Mietdauer im Higis in Einzelfällen überschritten werden darf. Es gilt die Devise: „Kein Leerstand ohne Not.“no/jöl

Meinung

Von Mario Hübner

Trotz allem ein Erfolgsmodell

Eine Auslastung von 92 Prozent ist ein sagenhafter Wert für ein Existenzgründerzentrum, das seinesgleichen im gesamten Land sucht. Ebenfalls beachtlich ist, wenn in einer ländlich strukturierten Gegend binnen zehn Jahren konstant mehr als 100 wohnortnahe Arbeitsplätze geschaffen werden. Daher ist das Higis trotz der hohen Investitionskosten und trotz des jährlichen Verlusts, den es schreibt, als Erfolgsgeschichte anzusehen. Und selbst, wenn bei der Regelung der maximalen Mietdauer nun auch offiziell ein Auge zugedrückt wird, muss es das Ziel bleiben, dass sich die erfolgreichen Existenzgründer im eigentlichen Industrie- und Gewerbepark ansiedeln. Dazu ist es aber noch nicht gekommen .

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