"Fahrrad zieht bei weitem nicht so wie Fußball"

GEROLSTEIN. So wie das Sommerwetter momentan: Allenfalls als "durchwachsen" bilanzieren die Organisatoren des Gewerbevereins Gerolstein die dreiwöchigen Tour-Tage. Angesichts des Verlusts von 7000 bis 8000 Euro steht eine Wiederholung in den Sternen.

"Das war ein Versuch, der den Gewerbeverein teuer zu stehen kommt und der deshalb so nicht noch einmal gestartet werden kann." Mit diesen Worten fasste Heinz Weber, Vorsitzender des Gewerbevereins "Gero-Team" Gerolstein, das Ergebnis der dreiwöchigen Tour-Tage zusammen. Diese waren nach einem zarten Herantasten an das Ereignis Tour de France im vergangenen Jahr dieses Mal wesentlich größer und mit Kosten von annähernd 15 000 Euro dementsprechend teurer aufgezogen worden. Dazu zählten, dass über drei Wochen ein bewirtetes Festzelt auf dem Platz vor der neuen Tourist-Info aufgestellt war und drinnen die täglichen Rad-Etappen auf Großbild-Leinwand live übertragen wurden. Dazu kamen die Übertragungen der Endrundenspiele der Fußball-WM sowie kunterbunte Veranstaltungen im und ums Zelt. Die Palette reichte von Konzerten über Kinder- und Sportprogrammen bis hin zu Firmenpräsentationen. Kurzum: In den drei Wochen wurde jeden Tag etwas anderes geboten. Doch der Zuschauerzuspruch blieb weit hinter den Erwartungen. Organisationsleiterin Britta Ubl berichtet: "Die WM-Übertragungen und alles, was mit Musik, Kindern und Sport zum Mitmachen zu tun hatte, lief gut. Daraus müssen wir fürs nächste Mal unsere Lehren ziehen." Ob es dieses nächste Mal überhaupt geben wird, ist laut Weber noch völlig offen. Erst einmal müssten Gespräche mit der Wirtegemeinschaft, mit der Stadt und der Tourismus- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land und vor allem innerhalb des Gewerbevereins geführt werden. "Denn der hat ja letztlich die Zeche zu bezahlen", sagt Weber. Zwar halte er nach wie vor die Idee grundsätzlich für richtig, während der Tour de France "etwas in der Region zu machen, um zu zeigen, dass wir dem Radsport verbunden sind". Doch künftig müsse das finanzielle Risiko "auf mehr Schultern verteilt werden". So denken Weber und Ubl daran, Sponsoren zu finden und die heimischen Vereine stärker einzubinden. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir einem Verein das Zelt für jeweils zwei oder drei Tage zur Verfügung stellen, damit dieser es mit Leben füllt und sich dabei auch selbst präsentieren kann", sagt Weber."Sind drei Wochen wirklich nötig?"

Man müsse sich auch die Frage stellen, ob "drei Wochen wirklich nötig sind, denn die anfänglichen Flachetappen der Tour ziehen nicht", meint Ubl und fügt quasi als Beweis an: "Als eine Bergetappe anstand und Leipheimer vorne lag, da waren 50 Mann im Zelt, und es war richtig was los." Gleiches galt bei den WM-Spielen, was Weber zu zwei Feststellungen bringt: "Fahrrad zieht bei weitem nicht so wie Fußball. Und: 2007 ist aber keine WM." Als Ursachen der Misere nennt das Duo die Hitzewelle und die Öffnung des neuen Gerolsteiner Freibads, "wo es die Leute verständlicherweise hinzog". Aber auch eigene Fehler seien gemacht worden. So seien das Programm "zu spät und dementsprechend schnell" auf die Beine gestellt worden, die Werbung zu wenig gewesen. Über den vom Gewerbeverein finanzierten Flyer (15 000 Stück) hinaus habe so gut wie kein Veranstalter sein Tagesprogramm beworben. Weber: "Das haben wir aber als selbstverständlich angesehen, was wohl eine Fehleinschätzung war." Auch die Idee, den heimischen Firmen eine Plattform zu bieten, müsse angesichts der Resonanz in Frage gestellt werden. Außer Frage steht für Weber trotz allem, dass "der Gewerbeverein weiterhin sein Scherflein dazu beitragen wird, aus Gerolstein eine Radsportregion zu machen". Und zwar nicht aus Gutmenschentum, sondern weil es touristisch und finanziell sinnvoll sei. Weber: "Der Radtourismus ist ein Wachstumsmarkt, von dem wir alle profitieren können."

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