Fall Mattes: Verwirrspiel um Falschaussagen

Kaisersesch/Dockweiler · Der Fall Mattes zieht weite Kreise. Der ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch war vor drei Jahren wegen sexueller Nötigung verurteilt worden. Nun aber stellt sich die Frage: Basierte das Urteil auf einer Falschaussage?

Kaisersesch/Dockweiler. Für den früheren Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kaisers-esch (Kreis Cochem-Zell) und früheren Ortsbürgermeister von Dockweiler, Ewald Mattes, schien alles gelaufen zu sein. Als er vor drei Jahren zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung wegen sexueller Nötigung verurteilt wurde, verlor er sein Amt und musste sich einen neuen Job suchen.
Nun aber wird gegen einen Zeugen im Prozess Mattes, einen Beamten der VG-Verwaltung Kaisersesch, ermittelt - wegen Falschaussage. Im Verfahren belastete ein 50 Jahre alter Reitlehrer dagegen die Nebenklägerin im Mattes-Prozess schwer. Die ehemalige Angestellte der VG, die von Mattes sexuell genötigt worden sein soll, habe ihm, dem Reitlehrer, und einem weiteren Zeugen gegenüber gesagt: "Man muss ja nicht immer die Wahrheit sagen, beim Mattes hat es ja auch geklappt. Mir glaubt man." Und weiter: "Wer nicht nach meiner Pfeife tanzt, der fällt." Wegen dieser Aussage wurde der Prozess gegen den Beamten der VG-Verwaltung nun ausgesetzt.
Fest steht: Die anstehenden Ermittlungen im laufenden Verfahren gegen den leitenden VG-Beamten werden den Fall Mattes und weitere Prozesse stark beeinflussen. Zentral ist die Frage, welche Zeugen glaubwürdig sind. Haben Mitarbeiter der Verwaltung für den ehemaligen Bürgermeister gelogen, oder hat die ehemalige Angestellte, die Mattes wegen sexueller Nötigung angezeigt hatte, die Unwahrheit gesagt? Offen ist auch, ob der Reitlehrer glaubhaft ist. Denn der 50-Jährige ist wegen Betrugs vorbestraft.
Er hat zwischenzeitlich eine einstweilige Verfügung gegen die 46 Jahre alte frühere VG-Beschäftigte erwirkt, die offenbar in sozialen Netzwerken und per Kurznachrichten gravierende Anschuldigungen verbreitete. So soll sie gesagt haben, der 50-Jährige sei pädophil und drehe Pornofilme. Vor dem Amtsgericht in Cochem erkannte die Kaisers-escherin die Verfügung gegen sich an - ein Schuldeingeständnis. Es bleibt die Frage, ob der 50-jährige Zeuge glaubwürdig ist. Doch es soll weitere Zeugen für das Gespräch geben, in dem die 46-Jährige sagt, dass sie Mattes hereingelegt habe.
Indes hat die Koblenzer Staatsanwaltschaft die Akten über die Auseinandersetzungen zwischen der ehemaligen Verwaltungsangestellten und dem Reitlehrer beim Amtsgericht Cochem beziehungsweise bei der Polizei angefordert. Der Prozess gegen den Beamten der VG Kaisersesch selbst wird kaum in den nächsten Wochen fortgesetzt werden. Die Verfahrensbeteiligten haben sich darauf geeinigt, dass zuerst ergänzende Ermittlungen, Zeugenvernehmungen und Auswertungen schriftlicher Unterlagen abzuwarten sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort