Faszination Windmühle

KELBERG. In Kelberg, vor dem Haus in der Mayener Straße 13, bleiben oft Passanten, Urlauber und Neugierige stehen, gehen näher und werfen meist lange Blicke in den Vorgarten, denn dort gibt es besondere "Bauwerke" zu sehen.

Hans-Josef Reuter wohnt in der Mayener Straße in Kelberg und hat ein nicht alltägliches Hobby. Bei einem Besuch im Kommerner Freilichtmuseum faszinierten ihn Riesenwindmühlen. Obwohl diese Bauten hauptsächlich in Holland und Norddeutschland anzutreffen sind, sagte er sich: "Warum sollen nicht auch in der Eifel Miniatur- Windmühlen stehen, als Blickfang und Zierde zwischen Grün und Blüten?" Ohne jegliche Pläne und Vorlagen hat der Schreiner vor elf Jahren in seinem großen Hobbyraum das erste Exemplar konstruiert. Aber seine Windmühlen-"Premiere" stellte ihn selbst nicht zufrieden. Es dauerte aber nicht lange, bis er zum Profi wurde. "Unten fange ich an, und oben höre ich auf", erklärt er sein eigenen, einfachen, aber funktionierenden Baustil. Von der Kreissäge über die Hobelmaschine ist fast jedes erdenkliche Groß- und Kleinwerkzeug notwendig, um das "Meisterstück" zu fertigen, das er in Gedanken entwirft. Da entsteht das Grundgestell, das Hauptgerüst aus Holz, wird mit dem selben Material oder Fermacellplatten verkleidet, das ganze mit Kunststoff beschichtet, damit der zuletzt aufgetragene Reibeputz hält.Die ganze Familie ist einbezogen

Der Sockel ist säuberlich mit zerkleinerten Klinkerteilen verkleidet und verfugt. "Mini-Windmühlen" sind es jedoch nicht, die der Kelberger bastelt. Die größte Ausführung weist eine Kopfhöhe von 1,60 Meter und eine Gesamthöhe von 2,40 Metern auf mit 1,60 Meter Spannweite der Flügel. Die kleinste Ausführung misst 1,50 Meter. Die Flügel, die dem naiv-tapferen Ritter Don Quichotte schon Probleme bereiteten, sind die schwierigsten Windmühlenteile. Denn sie müssen genau austariert werden, damit der Neigungsgrad stimmt. Sonst treibt der Eifelwind - kein anderes "Antriebsmittel" ist wie bei einem echten Mühlenbau nötig - auf Übertouren, oder sie bleiben ganz einfach regungslos stehen. Das Hobby des 43-Jährigen ist zur Familienfreizeitbeschäftigung geworden, und wenn die etwa 1000 Einzelteile nach Schablonen zugeschnitten werden und überhaupt in der "Windmühlenfabrik" gewerkelt wird, packen Gattin Magret und die Töchter Daniela und Julia mit an. Gilt es doch, dem Ehemann und Vater zu helfen, seine immer neuen Ideen zu realisieren. Derzeit werden zusätzlich in Kleinausführung nagel- und schraubenlose, nur geleimte und gedübelte Wasserräder aus kräftigem Eichenholz gebaut, für die Platz im Gartenteich und an anderer Stelle in einer eingemauerten Großwanne vorgesehen ist. "Früher habe ich mich furchtbar geärgert, wenn es eine Panne gab, aber heute bringe ich viel Geduld für die oft notwendige Millimeterarbeit auf, und der Windmühlenbau verschafft mit Entspannung", erklärt Reuter. Man merkt ihm an, dass sein "Mühlen-Repertoire" noch lange nicht erschöpft ist. Jeder Müller würde sich in einem solchen Prachtbau mit gardinenverkleideten Sprossenbogen-Fenstern wohlfühlen.

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