Feierliche Verabschiedung: 120 Gerolsteiner Soldaten brechen zu Auslandseinsätzen auf

Gerolstein-Lissingen · Abmarschbereit: 120 Fernmelde- und IT-Spezialisten der Bundeswehr in Gerolstein gehen noch dieses Jahr in Auslandseinsätze - nach Afghanistan, auf den Balkan, nach Mali sowie in die Türkei und den Irak. Bei einem feierlichen Appell wurden sie nun verabschiedet. Der TV sprach mit einem Neuling und einem Haudegen.

 Geschenkübergabe (von links): Oberstleutnant Torsten Täumer, der mit einer Gruppe Soldaten nach Afghanistan geht, erhält von Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz ein Ortsschild. Das finden auch Generalmajor Heinrich-Wilhelm Steiner und Oberstleutnant Christian Sohns gut. TV-Foto: Mario Hübner

Geschenkübergabe (von links): Oberstleutnant Torsten Täumer, der mit einer Gruppe Soldaten nach Afghanistan geht, erhält von Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz ein Ortsschild. Das finden auch Generalmajor Heinrich-Wilhelm Steiner und Oberstleutnant Christian Sohns gut. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

"Kommen Sie gesund wieder zurück!"

Mehr als drei Jahre hat Stabsfeldwebel Marco Schmitz (42) bereits im Ausland verbracht - nicht etwa bei einer Weltumseglung, sondern bei Bundeswehreinsätzen. Er hat bereits mehr als 1200 Einsatztage auf dem Buckel, nun kommen weitere 120 hinzu. Es wird seine zwölfte Dienstzeit fernab der Heimat sein - und, wie er sagt, wohl auch nicht die Letzte.

Warum er sich erneut freiwillig gemeldet habe? Natürlich spiele der Extra-Lohn eine gewisse Rolle - gut 100 Euro am Tag. Aber da sind auch ganz andere Gründe. Er erzählt: "Ich bin das schon gewohnt und will außerdem sehen, wie es sich weiterentwickelt hat im Lager und im Einsatzland." Frust und Freude liegen da oft eng beieinander. "2003 haben wir in Afghanistan einen Kindergarten aufgebaut, als wir 2013 wiederkamen, stand da nur noch eine Ruine." Aber es gibt auch Gegenbeispiele. "Beim letzten Einsatz habe ich einen afghanischen Sicherheitsmann wiedergetroffen, den wir damals mit ausgebildet haben. Er ist dabeigeblieben, hat Verantwortung übernommen und nun schon einen höheren Rang", sagt Schmitz. Das bestätige ihn in seinem Tun. Von unerfahreneren Kollegen wird er oft um Rat gebeten - und den erteilt er auch gerne.

Beispielsweise findet er es wichtig, regelmäßig Kontakt zu der Familie und Freunden in der Heimat zu halten, was ja angesichts von Mail und Skype auch kein Problem sei. "Das sage ich auch meinen jungen Kameraden immer wieder, denn man darf sich im Auslandseinsatz nicht einigeln", betont der Soldat. Das gelte auch für das Leben im Lager selbst. Skat-, Film- und Spieleabende sowie Geburtstage und eben auch Weihnachten gemeinsam feiern - dazu rege er immer wieder an.

Apropos Weihnachten: Das wird er auch in diesem Jahr wieder im Lager anstatt zuhause feiern. "Ich habe meiner Familie schon jetzt ein paar Tipps für die Weihnachtspäckchen gegeben", sagt er, während es draußen milde 25 Grad in der Eifelkaserne "Auf windiger Höh'" sind. Nichts Großes. "Ich freue mich schon über eine Tafel Schokolade und ein paar nette Zeilen", sagt er.

Aber der ledige und kinderlose 42-Jährige räumt auch ein: "Viele Auslandseinsätze und Weihnachten nicht zuhause - für einen Familienvater ist das natürlich noch mal etwas anderes." Aber irgendwie schlüpft er ja auch in eine Art Vaterrolle, wenn er seinen jüngeren Kollegen Tipps für das Verhalten im Ausland gibt. "Man sollte beispielsweise in Afghanistan kein üppiges Trinkgeld geben oder gar Geld verschenken. Und man sollte sich auch kein Wasser zum Kühlen über den Kopf schütten, denn dafür hätte niemand Verständnis, weil Wasser dort kostbar ist", berichtet Schmitz. Ansonsten trete er im Einsatzland schon "selbstbewusst, aber stets mit Respekt und Vorsicht" auf.Respekt vorm ersten Einsatz


Respekt vor ihrem ersten Auslandseinsatz hat naturgemäß Leutnant Stephanie Kruse (23). Als IT-Sicherheitsbeauftragte wird sie vermutlich ausschließlich Dienst im Lager tun - und will auch innerhalb der sicheren Mauern bleiben. "Wenn ich draußen keinen Auftrag habe, fahre ich auch nicht raus", sagt sie. Dennoch wolle sie versuchen, im Lager mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.

Bei ihrem Vorgänger habe sie sich bereits über den Job informiert. "Und natürlich höre ich mich bei den einsatzerfahrenen Kameraden um, was auf mich zukommt - wie es ist, solange von zuhause weg zu sein und sieben Tage die Woche Dienst zu haben", sagt die 23-jährige Offizierin, die nach eigenem Bekunden "nun ganz anders" Nachrichten schaut, viel bewusster. "Geben Sie aufeinander acht", gab Oberstleutnant Christian Sohns, Kommandeur des Führungsunterstützungsbataillons 281, seinen Soldaten beim feierlichen Verabschiedungsappell in der Eifelkaserne mit auf den Weg. Der wurde laut Sohns veranstaltet als "Zeichen der Wertschätzung, den Sie mit Ihrem Einsatz für die Gemeinschaft leisten". Sohns war selbst beim ersten Auslandseinsatz der Gerolsteiner Fernmelder (1993 in Somalia) und bei weiteren Auslandsmissionen dabei. Er weiß also, was es bedeutet, für einen längeren Zeitraum getrennt von Familie und Freunden in einer mitunter unsicheren Region Dienst zu tun.

Seinen Appell wiederholten auch die anderen Festredner - von Generalmajor Heinrich-Wilhelm Steiner, Kommandeur des Führungsunterstützungskommandos der Bundeswehr, bis hin zu Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz. Als Symbol, dass Gerolstein zu seinen Soldaten steht und ihnen für die Zeit des Auslandseinsatzes auch die Daumen drückt, überreichte er jedem Vorgesetzten der Auslandskommandos ein Stadtschild mit den Worten: "Gerolstein denkt an Sie. Kommen Sie gesund wieder zurück!"

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