Fest mit bitterem Beigeschmack

Üxheim-Niederehe · Ärger wegen Kostensteigerung: Der Umbau der Alten Schule in Niederehe zum Gemeindehaus hat 700 000 Euro statt veranschlagter 585 000 Euro gekostet. Die Gemeinde nennt unvorhergesehene Umplanungen als Grund. Der Architekt weist alle Schuld von sich und droht mit einer Anzeige wegen Rufschädigung. Am Sonntag ist Einweihungsfeier.

 Da war die Welt für Üxheims Ortsbürgermeister Alois Reinarz noch in Ordnung: Nach Abschluss der Umbauarbeiten des Gemeindehaus Niederehe ist er hingegen sauer über die Mehrkosten. Archiv/TV-Foto: Mario Hübner

Da war die Welt für Üxheims Ortsbürgermeister Alois Reinarz noch in Ordnung: Nach Abschluss der Umbauarbeiten des Gemeindehaus Niederehe ist er hingegen sauer über die Mehrkosten. Archiv/TV-Foto: Mario Hübner

Üxheim-Niederehe. Der Zeitplan von knapp zwei Jahren Bauzeit für den Umbau und die Erweiterung der Alten Schule in Niederehe zum Gemeindehaus wurde eingehalten. Die in der Kostenkalkulation veranschlagte Eigenleistung sogar weit übertroffen. Und das Ergebnis kann sich ebenfalls sehen lassen.
Also genügend Gründe zum Feiern, wie auch Niederehes Ortsvorsteher Horst Wirtz findet: "Ein besonderer Dank gilt den vielen ehrenamtlichen Helfern, die mit über 3200 geleisteten Arbeitsstunden dazu beigetragen haben, dieses Vorhaben zu realisieren."
Und dennoch herrscht nicht nur Freude über den Umbau, der am Sonntag mit einer großen Einweihungsfete gefeiert wird. Denn das Projekt ist mit rund 700 000 Euro statt 585 000 Euro (siehe Extra) deutlich teurer geworden als veranschlagt.
Nach den Gründen gefragt, sagt Alois Reinarz (CDU), Ortsbürgermeister von Üxheim, wozu auch Niederehe zählt: "Schuld sind unvorhergesehene Umplanungen in größerem Umfang."
Planer weist Vorwürfe zurück


Zum einen sei die gesamte Lüftungsanlage vergessen worden, zum andern habe die Planung der Heizungsanlage komplett geändert werden müssen. Reinarz: "Erstens hat sich der vorgesehene Kellerraum als zu klein für den Kessel erwiesen, so dass wir zusätzlich einen Nebenraum dafür umbauen mussten, zweitens mussten wir noch einen Raum als Pelletbunker ausbauen, und drittens hat sich auch der Kamin als unzureichend für die Heizungsanlage herausgestellt." In der Gemeinde wird jetzt geprüft, ob und wie die Mehrkosten wieder reingeholt werden können. Reinarz: "Wir haben kein Geld zu verschenken."
Konkret angesprochen ist Planer Dieter Bernardy vom beauftragten Architekturbüro Junk, Jardin, Bernardy aus Hillesheim. Konfrontiert mit den Aussagen von Reinarz sagt dieser: "Den Vorwurf, wir hätten Planungsfehler gemacht, weise ich entschieden zurück." Sämtliche Änderungen während des Planungsprozesses - von den Vorentwürfen bis zur Ausführungsplanung - seien "besprochen, verhandelt, in den zuständigen Gremien beschlossen und dann umgesetzt" worden. Dazu Reinarz: "Natürlich ist alles so beschlossen worden. Aber was hätten wir denn machen sollen: das Bauvorhaben mittendrin stoppen und eine Ruine im Dorf stehen haben oder etwa komplett auf eine Heizung verzichten? Uns blieb gar nichts anderes übrig."
Bernardy wiederum sagt, dass ihn Anschuldigungen nun, kurz vor dem Abschluss des Bauvorhabens, besonders unvermittelt träfen - weil eben alles besprochen worden sei. Noch härter treffe ihn jedoch die Ankündigung, dass die Gemeinde möglicherweise finanzielle Forderungen stelle. Bernardy: "Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich glaube, ich muss mal dringend mit Herrn Reinarz sprechen." Das ist zwischenzeitlich zwar noch nicht geschehen, dafür hat Reinarz vom Architekten mittlerweile ein Fax erhalten. Darin wird dem Ortsbürgermeister eine Anzeige wegen Rufschädigung angedroht, wenn er den Vorwurf von Planungsfehlern öffentlich äußert.
Der Ortschef will trotz allem die Feierlaune nicht vermiest wissen, denn: "Niederehe hat nach vielen Jahren jetzt erstmals ein Gemeindehaus. Und zwar eines, das sich sehen lassen kann. Daher wird es am Sonntag zu Recht eine große Feier werden - wenn auch mit etwas bitterem Beigeschmack." Die Vorkommnisse werde er, kündigt Reinarz an, aber "auf jeden Fall ansprechen".Extra

Die Alte Schule Niederehe ist in den vergangenen 21 Monaten in zwei Bauabschnitten zu einem Gemeindehaus umgebaut worden. Der erste Abschnitt umfasste Sanierungsarbeiten im alten Gebäude. Im zweiten Abschnitt kam ein Anbau hinzu. Die Kosten für das Vorhaben summierten sich auf rund 700 000 Euro. Veranschlagt waren 585 000 Euro. Nach Abzug der mehreren Tausend Stunden Eigenleistung im Wert von 64 000 Euro sowie der Landeszuschüsse von 337 000 Euro verbleibt ein Eigenanteil für die Gemeinde von rund 300 000 Euro. Davon finanziert sie 54 000 Euro mit einem zinslosen Darlehen des Landes, die restlichen 246 000 Euro werden komplett kreditfinanziert. mhExtra

10.30 Uhr: Hochamt im Bürgerhaus mit Dechant Bruno Comes, der Chorgemeinschaft Leudersdorf/Niederehe, anschließend Begrüßung durch den Bürgermeister und Ortsvorsteher sowie Grußworte, Mittagessen im Landgasthof Schröder. Zudem gibt es musikalische Unterhaltung durch die Bigband Niederehe, eine Tanzvorführung der Hönselnarren-Funkengarde Niederehe, Kaffee und Kuchen vom Barbaraverein Niederehe sowie Bewirtung durch die Feuerwehr und die Junggesellen Niederehe. mh

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