Firma Blech glückt Neustart

Hillesheim · Die insolvente Firma WBH Wassertechnik aus Hillesheim ist tot, es lebe das Nachfolgeunternehmen WBH Water GmbH. Die neue Geschäftsführung hat alle 32 Mitarbeiter übernommen, es gibt bereits Aufträge bis ins Frühjahr 2013.

Hillesheim. Der Name ist neu, die Geschäftsführung teilweise, ansonsten hat sich nicht viel geändert beim Hillesheimer Traditionsunternehmen, das auf Konzeption, Bau und Montage von Wasseraufbereitungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen spezialisiert ist.
Das Wichtigste auch für Neu-Geschäftsführer Kai Blech, den Sohn des bisherigen Chefs Rolf Blech, der den Führungsstab nun aus Altersgründen abgegeben hat: "Wir haben den Neustart mit allen 32 Mitarbeitern hinbekommen, keiner ist im Rahmen der Insolvenz ausgeschieden."
Die drohende Entlassung von Mitarbeitern in größerem Umfang sei sowohl für seinen Vater als auch für ihn "die größte Belastung" gewesen: "Ich kenne jeden Mitarbeiter, jede Familie, viele auch privat. Daher hatte bei allen Überlegungen, wie es weitergehen kann, stets eines Priorität: Wir starten nur im Kollektiv durch." Oder gar nicht. Er sagt: "Ich selbst hatte ja auch keinen Plan B in der Tasche. Hätte es nicht geklappt, wäre ich auch arbeitslos gewesen."
Dass der Neustart letztlich geglückt ist, ist zum einen dem Geschick von Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich und der Akzeptanz der Gläubiger zu verdanken (obwohl das Insolvenzverfahren noch nicht abgeschlossen ist), zum anderen der Zustimmung der Banken zum Neuanfang. Und eben dem Vertrauen der Mitarbeiter. "Weil niemand abgesprungen ist, können wir unsere Leistungen nach wie vor in der gewohnt hohen Qualität anbieten. Und das wissen unsere Kunden zu schätzen", sagt Blech und verweist bereits wieder auf Aufträge im Wert von 1,5 Millionen Euro. "Das reicht bis zum Ende des ersten Quartals 2013", so der neue Geschäftsführer Technik.
Künftig peilt die Firma einen Umsatz von 4,5 bis 5 Millionen Euro im Jahr an - wie die Vorgängerfirma auch.
Und die Zulieferer? Das seien vielfach die Gleichen, die noch Forderungen an die Altfirma haben. Kai Blech sagt: "Wir sind in guten Gesprächen, spüren trotz allem Vertrauen und werden daher keine Lieferschwierigkeiten bekommen. Viele von ihnen sind sich bewusst, dass sie mit uns 65 Jahre gute Geschäfte gemacht und Geld verdient haben. Daher gilt die Devise: Nun einmal schlucken und weiter geht\'s."
In finanzielle Schieflage ist die Firma nicht plötzlich geraten. "Das ging die letzten sieben, acht Jahre stetig bergab", sagt Blech. Kaum noch Verdienstmöglichkeiten bei öffentlichen Aufträgen, eine schlechte Zahlungsmoral, aber auch ineffiziente Strukturen im Unternehmen nennt Blech als Gründe für den Niedergang. Durch eine interne Umstrukturierung und das eingeführte Controlling soll sich das verbessern.
Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich aus Trier gibt zum eröffneten Insolvenzverfahren für die Firma WBH Wassertechnik nur knappe Auskunft. Zur Höhe der Quote, mit der die Gläubiger befriedigt werden sollen, konnte er aktuell noch keine Aussage treffen. Nur so viel: "Wir stehen mit allen Gläubigern in Kontakt."
Deutlich offener gab er sich, was die Nachfolgefirma betrifft. Dass beim Neustart die gesamte Belegschaft übernommen wurde, ist laut Wunderlich "schon etwas ganz Besonderes". Dass er überhaupt geglückt sei, liege am Okay der regionalen Banken und dem frischen Kapital der neuen Gesellschafter. Wunderlich sagt: "Die Nachfolgefirma steht finanziell auf komplett neuen Beinen."
Extra

1947 gründete Wilhelm Blech das Unternehmen in Hillesheim, das 1974 durch die zweite Generation der Familie Blech als Wilhelm Blech OHG weitergeführt wurde. 2005 erfolgte die Umwandlung in die WBH Wassertechnik Wilhelm Blech GmbH & Co.KG., die seit Oktober 2012 in Insolvenz ist. Am 1. Oktober 2012 kam es zur Neugründung der WBH Water GmbH mit 32 Mitarbeitern. Geschäftsführende Gesellschafter sind: Christoph Klein (kaufmännische Leitung), Peter Klein (Leiter der Verfahrenstechnik) und Kai Blech (technische Leitung), der nach den Geschäftsführern Klaus Blech und Rolf Blech die dritte Generation der Gründerfamilie an der Firmenspitze repräsentiert. Die Projektleitung haben inne: Thomas Richter (Maschinenbau) und Bernd Faber (Elektrotechnik). mhExtra

Betriebsratsvorsitzender Bernd Faber, der selber bereits seit mehr als 36 Jahren in der Firma ist, sagt: "Wir haben die letzten Monate alles sehr durchlitten und natürlich gehofft. Jetzt ist von allen eine große Last abgefallen und es herrscht erst mal Erleichterung." Er verweist aber auch darauf, dass die Belegschaft ihren Beitrag geleistet hat: "Über Jahre sind Urlaubs- und Weihnachtsgeld gekürzt worden, seit zwei Jahren gibt es davon gar nichts mehr", berichtet Faber. Manfred Reusch vom Vorrichtungsbau, der bereits 22 Jahre dabei ist, ist noch etwas skeptisch: "Natürlich bin ich froh, dass es weitergeht. Aber man muss erst mal sehen, wie." mh

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