Fleischeslust und Durchhalteparolen

Darscheid · 180 Landwirte aus den Kreisverbänden Daun und Cochem-Zell sind in Darscheid zusammengekommen. Hauptthemen waren der anhaltende Preisverfall bei landwirtschaftlichen Produkten und Ernährungsgewohnheiten. Redner Udo Pollmer, schlagfertiger und nicht unumstrittener Ernährungsexperte aus Baden-Württemberg, ließ an vegetarischer Ernährung kaum ein gutes Haar.

Fleischeslust und Durchhalteparolen
Foto: Alwin Ixfeld (AIX) ("TV-Upload Ixfeld"

Darscheid. "Dass ich immer satt geworden bin, liegt daran, dass jemand auf dem Acker war und sich dafür krummgelegt hat", so erklärt Udo Pollmer sein Engagement für den Erhalt der Landwirtschaft. Der Ernährungsexperte aus Baden-Württemberg sieht die Landwirtschaft in Gefahr, denn "es kommen Gruppen an die Macht, die die Landwirtschaft beseitigen wollen".
In seinem mehr als einstündigen Vortrag spricht der wissenschaftliche Leiter des Europäischen Institutes für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E.) unterschiedliche Themen an. Zum Beispiel Massentierhaltung. Aus Sicht der Landwirte sind das "jene Kollegen, die ein Tier mehr haben, als man selber". Aus Sicht des Verbrauchers beginnt das "ab 200 Hühnern". Pollmer ruft die Landwirte dazu auf, für ihre Arbeit zu werben: "Wenn man etwas bewegen will, muss man in die Köpfe und Herzen der jüngeren Menschen in den urbanen Zentren."
Pollmer ist als kritischer und oft polemischer Redner bekannt. So geht er auch auf die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgesprochene Warnung vor Wurst als krebserregendem Lebensmittel ein: "Die haben das verkündet aufgrund einer Meldung, die eine Schweizer Vegetariern in die Medien gestellt hat. Eine wissenschaftliche Studie gibt es aber nicht."
Einen Unterschied zwischen vegetarischer und veganer Ernährung macht Pollmer nicht, stellt aber die Frage, woher dabei das notwendige Eiweiß kommen solle und erklärt: "Eine Kuh lebt vegan, aber die hat einen Pansen, in dem sie das Eiweiß produziert. Ein Karnickel fermentiert sein Eiweiß nach der Verdauung, indem es sich morgens zum Frühstück den Allerwertesten ableckt." Und die Ursache für multiresistente Keime in Kliniken sieht Pollmer nicht im Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung: "Wo haben wir die resistenten Keime? Im Gemüse. Über 70 Prozent enthalten diese Keime."
Klagen über den Preisverfall

Fleischeslust und Durchhalteparolen
Foto: Alwin Ixfeld (AIX) ("TV-Upload Ixfeld"


Im ersten Teil der Veranstaltung haben sich weitere Fachleute mit der Situation der Landwirtschaft beschäftigt. So schaut Marco Weber, Vorsitzender des Dauner Kreisverbandes, auf das Jahr 2015 zurück und erklärt: "Das Erntejahr war guter Durchschnitt. Aber der Preisverfall macht uns zu schaffen - und zwar nicht nur bei der Milch, auch der Schweinepreis liegt seit Wochen bei 1,25 Euro pro Kilo Mastschwein, das ist beschämend." Darauf aufbauend stellt er die Frage: "Wie sollen wir die jungen Leute motivieren, ihren Beruf aus Leidenschaft auszuüben, wenn das Betriebsergebnis nicht stimmt und behördliche Auflagen zunehmen?" Was ihm Mut mache sei, dass viele Kollegen positiv eingestellt seien.
Auch Peter Bleser (CDU), Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, nennt Zahlen: "Der Milchpreis liegt bei 26 Cent pro Liter. Beim Weizen kommen beim Landwirt unter 13 Euro pro Tonne an. Auch wenn der Treibstoff günstig ist, kompensiert das nicht, was an Einkommensverlusten entstanden ist."
Dennoch versucht er, den Landwirten Mut zu machen: "Wir werden alles tun, dass die deutsche Landwirtschaft ihren Stand in der Gesellschaft behält."
Auch Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes, setzt auf Durchhalteparolen: "Die Märkte müssen wieder besser werden, dann kommt auch für uns eine bessere Zeit."

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