Fliegende Edelsteine, Windmühlen und Fossilien

GEROLSTEIN. Erfolg auf der ganzen Linie: Die Gero Phila 2004. Die internationale Ausstellung, die der Briefmarken- und Münzensammlerverein "Eifelland" zu seinem 50-jährigen Bestehen organisiert hatte, lockte am Wochenende viele Besucher in die Brunnenstadt.

"Wir sind beeindruckt von der Qualität und dem Niveau", erklären Renate und Christian Springer unisono. Die erfahrenen Sammler haben sich eigens von Köln aus auf den Weg zur Gero Phila gemacht. Bertram Laurs aus Stolberg schlägt in die gleiche Kerbe. Sein Eindruck: "Eine kleine Ausstellung in außerordentlicher Vielfalt. Örtlichkeit und Organisation sind perfekt." Der Diplom-Chemiker hat sich seit 65 Jahren der Philatelie verschrieben. Er hat sich von den 85 ausgestellten Sammlungen besonders den beiden über Pommern und der preußischen Bahnpost gewidmet. Laurs: "Es sind Exponate dabei, die ich noch nicht gesehen habe." Es sind auch viele Gäste und Aussteller aus benachbarten Ländern gekommen. Rolf Folkerts aus den Niederlanden sowie Dieter und Marie-Antoinette Basien aus Luxemburg-Stadt sagen: "Dieses Niveau für so eine kleine Stadt haben wir nicht erwartet." Ihr Freund Harry Barthel berichtet: "Oft habe ich schon als Juror bei Rang-3-Ausstellung agiert. Die hier ist sehr, sehr gut." Ralf-Martin Müller aus Wesseling hat es die Sammlung über Windmühlen angetan, Wolfgang Altmann aus Wittlich die Exponate aus dem Dritten Reich. Auch Nicht-Philatelisten kommen auf ihre Kosten: Die 82-jährige Cornelia Gerhartz aus Gerolstein hat sich die Sonderausstellungen über Ansichtskarten und Notgeld aus dem Kreis Daun intensiv angesehen. Besonders das Lesen der alten Schriften machte ihr Spaß. "Aber ob die jungen Leute das noch lesen können?" fragt die bekannte Chronistin. 23 der 85 Sammlungen sind von Jugendlichen. Ein Experte aus dem Hunsrück, der seit 35 Jahren sammelt, sagt über die Arbeit von Tobias Steinert aus Ilmenau mit dem Titel "11.9.2001 Verbrechen-Gedenken": "Die Sammlung verdient Respekt." Es sind Briefumschläge, auf denen Fotos der Verwüstung oder der Terrorbekämpfung eingescannt sind ebenso zu sehen wie Briefe mit Marken, die die für den Anschlag in New York benutzten Flugzeuge zeigen. Für seine Sammlung erhielt Steinert Silber. Der elfjährige Sebastian Kunz aus Üxheim schaut sich intensiv die Deutschlandsammlung des Sponheimer Jugendvereins an und sagt: "Wäre echt klasse, wenn ich so was auch mal zusammen kriegen würde." Organisator Peter Müller und Udo Zimmermann aus Bockenau bei Bad Kreuznach sind auch von diesen Exponaten begeistert. Müller zeigt auf die Marken aus Maria Laach, Cochem und Trier. Zimmermanns Töchter Pia und Eva stellen auch aus. Die elfjährige Pia hat vor drei Jahren mit dem Sammeln angefangen und ist mit "Schmetterlinge - fliegende Edelsteine" dabei. Pia: "Eine ungarische Marke, die einen Schmetterling nur als Symbol zeigt, war ganz schwierig zu kriegen. Den Brief haben wir in Amsterdam gekauft." Pia Zimmermann erhielt für ihre Sammlung die Auszeichnung Silberbronze. Familie Zimmermann ist vom Programm der Gero Phila begeistert. Udo Zimmermann: "So einen Schatz wie die Erlöserkirche hätte man Gerolstein ja gar nicht zugetraut." Zeitgleich zur Ausstellung war die Stadthalle ein offizielles Sonderpostamt. "Mehrere Hundert Briefe wurden hier aufgegeben und mit dem Sonderpoststempel in die ganze Welt verschickt", erklärt Postangestellte Dagmar Höver. Der Sonderstempel, der in der nächsten Zeit noch den Blick auf Gerolstein lenken wird, zeigt das historische Gebäude des Naturkundemuseums und einen versteinerten Trilobiten (ausgestorbener Meereskrebs des Erdaltertums) als Zeugnis des Vulkanismus. "Das ist eine super Werbung fürs Gerolsteiner Land", loben Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz und Bürgermeister Matthias Pauly die Aktion. Heinz Regnery, Vereinsvorsitzender seit 30 Jahren: "Die Gero Phila ist der absolute Höhepunkt in unserer 50-jährigen Vereinsgeschichte." Regnery ehrte Martin Meyer "als einziges noch lebendes Gründungsmitglied" mit einem Geschenk. "Mit 23 Goldmedaillen haben wir nicht gerechnet", sagt Karl Servatius, Mitorganisator der Gero Phila 2004. Zu den 23 Erstplatzieren in den jeweiligen Kategorien gehört auch Olaf Klier aus Morbach. Ernst Deutschen aus Gondenbrett erhielt Bronze für seine Sammlung "Die Biene - vom Altertum bis heute". Als bestes Exponat bewertet die Jury die Sammlung "Deutsche Post in China".

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