Integration Ohne gute Deutschkenntnisse kaum Jobchancen

Gerolstein/Daun · Zum zweiten Mal können im Landkreis Vulkaneifel zurzeit Flüchtlinge aus so genannten sicheren Herkunftsländern im Rahmen eines Modellprojekts an einem Sprachintensivkurs teilnehmen. Für die Lernenden und für den Arbeitsmarkt bringt das viele Vorteile.

 Diese (und weitere) Menschen aus so genannten sicheren Herkunftsländern absolvieren zurzeit den Sprachkurs zur besseren persönlichen und beruflichen Integration. Ihre Lehrerin ist Daniela Holzem (Vierte von rechts), die zuständige Koordinatorin des Unternehmens “in persona” ist Ursula Schumacher-Müller (Zweite von links).

Diese (und weitere) Menschen aus so genannten sicheren Herkunftsländern absolvieren zurzeit den Sprachkurs zur besseren persönlichen und beruflichen Integration. Ihre Lehrerin ist Daniela Holzem (Vierte von rechts), die zuständige Koordinatorin des Unternehmens “in persona” ist Ursula Schumacher-Müller (Zweite von links).

Foto: TV/Brigitte Bettscheider

„Laura sucht eine Stelle“ steht an der Tafel in dem Schulungsraum von „in persona Personalentwicklung“ im Postgebäude in Gerolstein. Die einzelnen Satzglieder sind in verschiedenen Farben unterstrichen und als „Subjekt, Prädikat, Objekt“ benannt. Die Lehrerin vorne am Pult ist Daniela Holzem, Fremdsprachenkorrespondentin mit Zusatzqualifikation in „Deutsch als Fremdsprache“. Ihre Schüler sind zehn Erwachsene, zwei Frauen und acht Männer, die an vier Tagen in der Woche jeweils sechs Stunden zu ihr in den Unterricht kommen. Ihr gemeinsames Ziel: Sie wollen so gut Deutsch lernen, dass sie einen Ausbildungs- oder einen Arbeitsplatz bekommen. „Sie sind alle sehr motiviert und aufmerksam“, bescheinigt Daniela Holzem ihrer Klasse.

Darunter ist Khadizhat Alieva. Die 38-Jährige ist verheiratet und hat vier Kinder. Im Juli 2013 kam sie aus Russland nach Berlin. Bis die Familie sich in Daun niederließ, lebte sie übergangsweise in Trier und Hillesheim. Nun besucht das jüngste Kind, ein dreijähriges Mädchen, den Kindergarten, und Khadizhat Alieva kann sich um den eigenen beruflichen Wiedereinstieg kümmern. In Russland habe sie in der Hauskrankenpflege und als Verkäuferin gearbeitet, erzählt sie. „Ich möchte so gerne etwas im Kosmetikbereich machen“, sagt sie. Und: „Der Kurs ist sehr gut. Frau Holzem erklärt alles sehr gut und hat viel Geduld mit uns.“

Einer ihrer Mitschüler ist Haaron Yusofi. Der 34-Jährige Afghane lebt mit Ehefrau und drei Kindern in Daun. Seit er im Oktober 2014 in die Vulkaneifel kam, ist er freiberuflich als Dolmetscher für die Kreisverwaltung oder für Firmen tätig. Doch nun möchte er eine Ausbildung machen – am liebsten als Verkäufer oder Hotelfachmann.

Auch Haaron Yusofis Landsmann Shir Ahmed Brati weiß, dass er ohne gute Sprachkenntnisse nur eine geringe Chance auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat. Seine Frau und seine beiden Kinder leben noch in Afghanistan, von wo aus der heute 28-Jährige 2015 nach Deutschland flüchtete, zuerst in Ingelheim, dann in Steineberg, Daun und Hörscheid lebte und heute in Gerolstein eine kleine Wohnung hat. In seinem Heimatland hatte er als Ungelernter eine Arbeit im Metallbau. Nun möchte er sich in der Branche „richtig ausbilden“ lassen, erzählt er. Weil er nicht gut genug Deutsch sprach, musste er bereits eine Ausbildung abbrechen. „Aber jetzt klappt es schon ganz gut“, meint er.

Dass Khadizhat Alieva, Haaron Yusofi, Shir Ahmed Brati und ihre Mitstreiter trotz ihrer Herkunft aus so genannten sicheren Herkunftsländern wie Russland, Afghanistan, Pakistan, Ägypten, Eritrea und Georgien an einem Weiterbildungssprachkurs teilnehmen können, ermöglicht ihnen ein rheinland-pfälzisches Modellprojekt. „Ein wichtiger Schritt zur persönlichen Entwicklung und zur Integration in den Arbeitsmarkt“, wie die Diplom-Pädagogin Eva Maas - van Stipelen, Inhaberin der Firma „in persona Personalentwicklung“ in Trier und Gerolstein, das Angebot auf den Punkt bringt. Anliegen des Landes sei es, dass die Flüchtlinge durch den Kurs eine Arbeit oder eine Ausbildung aufnehmen und sich auch im Alltag besser integrieren können, ergänzt Ursula Schumacher-Müller als die zuständige Koordinatorin der Sprachkurse. „Auch Menschen, die keine gute Bleibeperspektive haben, sollten viel mehr gefördert werden“, meint die Lehrerin Daniela Holzem – „es lohnt sich für den Einzelnen und für den Arbeitsmarkt“, sagt sie.

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