Flugsportler im Kreis betonen: Wir sind keine Hasardeure

Gerolstein/Hinterweiler/Daun · Nach dem tödlichen Absturz des Ultraleichtflugzeugs hat sich der TV mit den Verantwortlichen der Flugsportvereine im Kreis, dem Drachenfliegerclub Vulkaneifel und dem Segelflugverein Vulkaneifel, über das Thema Sicherheit unterhalten.

Gerolstein/Hinterweiler/Daun. Günter Hens, erfahrener Pilot und Halter des Flugplatzes in Hinterweiler, wo der Drachenfliegerclub Vulkaneifel beheimatet ist, ist auch vier Wochen nach dem tödlichen Absturz seines Kollegen noch angekratzt. Er sagt: "Anderthalb Stunden vor dem Unfall waren wir noch zusammen. Er hat noch eine Runde über den Platz gedreht und mir zugewunken, dann ist er los mit seiner Kamera, denn er wollte ja Luftbilder machen." Hinzu kommt: Die Unglücksmaschine hat ihm selbst einmal gehört.
Im Verein, so Hens, sei die Stimmung nach wie vor unten. Er sagt: "Alle sind noch immer bedröppelt." Er bekomme weiterhin Anrufe, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Das seien aber keine Nachfragen aus Sensationsgier, sondern um der Sicherheit willen. "Jeder, der ein Trike fliegt, will wissen, woran es gelegen hat. Damit so etwas nicht wieder passiert. Ich selbst zermartere mir ja auch das Hirn", sagt Hens.
In den Vereinen wird das Thema Sicherheit derzeit besonders intensiv diskutiert. Doch das Thema stehe eigentlich immer ganz oben auf der Tagesordnung, versichern neben Hens auch Peter Hommes und Bernd Hein vom Segelflugverein Vulkaneifel. Geschäftsführer Hommes sagt: "Jeder Pilot schaut sich sein Flugzeug vor dem Start genau an, überprüft den Motor, kontrolliert alle Flüssigkeitsstände. Das dauert gut eine halbe Stunde."
Aufwendige Kontrollen


Zudem werden die Flugzeuge einem aufwendigen Kontrollverfahren unterzogen. Das sieht alle 50 Betriebsstunden ein kleines und alle 100 Stunden ein großes Wartungsintervall vor. Bei Letzterem werden laut Ehrenvorsitzendem Hein unter anderem "alle beweglichen Teile auf Spiel untersucht", der Verschleiß gecheckt - ähnlich wie die zweijährige Hauptuntersuchung beim Auto. Ein Prüfer ist aber auch bereits bei der kleinen Untersuchung Vorschrift. Insgesamt sind die Sicherheitschecks nach Ansicht der drei Piloten deutlich aufwendiger als beim Auto. Oder wie Hein sagt: "Das sind Welten Unterschied."
Hommes bringt es auf den Punkt: "Wir können ja schließlich, wenn wir unterwegs sind, nicht mal eben am Straßenrand anhalten, um nachzusehen, woran es liegt oder gegebenenfalls die Zündkerzen wechseln."
Falls aber mal der Motor während des Flugs aussetzt, ist das nicht mit einem Absturz gleichzusetzen. Hens, der bereits 28 000 Starts und Landungen absolviert hat, bestätigt: "Ausfälle sind beherrschbar, definitiv." Denn genau das würde "regelmäßig trainiert": Notlandeverfahren beim Ausfall des Motors, Ziellandeübungen mit abgestelltem Motor aus 2000 Fuß Höhe (610 Meter), Seitenwindlandungen und Flüge mit voller Beladung. Fluglehrer Hein sagt: "Wer bei uns fliegen will, geht durch eine harte Schule." Vor allem aber sei es die Fülle an Flügen, die Routine, die Sicherheit bringe. Und sowohl auf Senheld als auch in Hinterweiler absolvieren die Piloten viele Flüge. Und dabei hat ein guter Pilot laut Hens "immer auch im Hinterkopf, dass etwas passieren kann. Und dementsprechend fliegt er auch, hat also stets einen Plan B parat".
Nur hoch über den Wald fliegen


Über den Salmwald oder große Wasserflächen würde dementsprechend höher geflogen. Eine Wiese oder ein Feldweg würde stets danach begutachtet, ob sie sich als Notlandebahn eigneten. "Wir sind schließlich keine Hasardeure", sagt Hein.
Dennoch kommt es im Luftsport zu tödlichen Unfällen. In Hinterweiler und beim Segelflugverein jeweils dreimal waren Fehler oder körperliche Gebrechen des Piloten die Ursache, mal technische Mängel. Und mal kommen Dinge zusammen, die in der Kombination zur Katastrophe führen. So wie es Hens auch beim jüngsten Unglück vermutet. Er sagt: "Das Schlimmste ist: Wenn der Rettungsschirm nicht aufgegangen wäre, wäre er vermutlich noch am Leben." mh
Extra

Drachenfliegerclub Vulkaneifel: Auf dem Ultraleicht-Fluggelände von Günter Hens in Hinterweiler sind neben dem normalen Drachenflugbetrieb sowohl die Ausbildung zum Drachenpiloten als auch Passagierflüge mit dem Tandemdrachen oder dem Ultraleichflugzeug möglich. Im Jahr werden auf dem Flugplatz zwischen 1700 und 1800 Starts absolviert. Es gab bislang drei tödliche Unfälle. Segelflugverein Vulkaneifel: Vom Flugplatz auf Senheld fliegen Piloten und Gäste mit vier Segelflugzeugen, einem Motorsegler, zwei viersitzigen Motorflugzeugen sowie zwei Ultraleichtflugzeugen. Im Jahr werden rund 2000 Starts absolviert. Der Verein besteht seit 1957 und hat heute rund 90 Mitglieder, die Hälfte davon aktive Piloten. Es gab bislang drei tödliche Unfälle, den letzen 1979.mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort