Förderprogramm der Verbandsgemeinden: Verfallene Häuser sollen aus dem Ortsbild verschwinden

Daun/Gerolstein/Kelberg · Immer mehr marode Gebäude finden sich in den Dörfern. Vor diesem Hintergrund hat die Verbandsgemeinde (VG) Daun - auf Basis der Erfahrungen in der VG Kaisersesch - 2014 ein Abriss-Förderprogramm aufgelegt. Diesem Beispiel wollen nun auch die Verbandsgemeinden Gerolstein und Kelberg folgen.

 Solche Gebäude sind kein Aushängeschild für einen Ort und sorgen häufig auch noch dafür, dass auch der Wert angrenzender Häuser gemindert wird. TV-Foto: Stephan Sartoris

Solche Gebäude sind kein Aushängeschild für einen Ort und sorgen häufig auch noch dafür, dass auch der Wert angrenzender Häuser gemindert wird. TV-Foto: Stephan Sartoris

Foto: (e_daun )

Daun/Gerolstein/Kelberg. Zum Thema Schrottimmobilie weiß der Gemeinderat von Dockweiler viel zu erzählen. Gut zehn Jahre stand ein ehemaliges Gasthaus leer und verfiel zusehends. Das marode Gebäude-Ensemble lag nicht am Ortsrand, sondern direkt an der durchs Dorf führenden Bundesstraße 410 - wahrlich kein Aushängeschild für die Gemeinde. 2014 konnte das Gebäude abgerissen und so den Weg für ein neues Baugebiet geebnet werden. Schrottimmobilie weg, Bauplätze in zentraler Lage her: "Das ist gut gelaufen für Dockweiler", sagt denn auch der 1. Beigeordnete Dietmar von Landenberg.
Dockweiler ist natürlich kein Einzelfall, was das Problem mit verfallenden Häusern angeht. Im Rahmen des Projekts "DIE - Chance für das Dorf!" (DIE steht für Dorf-Innen-Entwicklung) wurde in den Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Kelberg und Ulmen (Kreis-Cochem-Zell) die Zahl der Leerstände ermittelt. Ergebnis: In den 125 Dörfern und Ortsteilen stehen durchschnittlich 6,2 Prozent der Wohngebäude (insgesamt mehr als 1000) leer, in einzelnen Gemeinden sind es mehr als 20 Prozent.Trend setzt sich fort


Und dieser Trend setzt sich fort: In den nächsten Jahren werden 13,2 Prozent der Gebäude leer stehen - in manchen Orten 40 Prozent, weil die Bewohner sterben und die Häuser nicht verkauft oder vermietet werden können. Konkret gibt es im Projektgebiet mehr als 1000 leer stehende Wohngebäude, dabei handelt es sich zum Teil um sogenannte Schrottimmobilien. Die mindern auch gleich den Wert angrenzender Gebäude mit.
Vor diesem Hintergrund hat die VG Daun 2014 ein kommunales Förderprogramm aufgelegt, mit dem der Abriss eines maroden Gebäudes mit bis zu 3000 Euro gefördert werden kann. Danach kann das frei werdende Grundstück wieder genutzt werden, im Idealfall als Baustelle für eine neue Wohn- oder Gewerbeimmobilie - siehe Dockweiler.
Die Bilanz der VG Daun nach gut zwei Jahren: Insgesamt wurden bislang 16 Anträge gestellt. Zwölf davon wurden bewilligt, ein Antrag wurde abgelehnt, einer hat sich erledigt und bei zwei Anträgen steht die Entscheidung noch aus. Zudem sind zwei Anträge laut VG-Verwaltung angekündigt.
Der überwiegende Teil kam von privater Seite, zwei Anträge wurden von Gemeinden (Dockweiler und Dreis-Brück) gestellt.
Rund 29 000 Euro wurden bislang an Zuschüssen gezahlt, diese Summe könnte sich allerdings noch erhöhen. "Mit Blick auf die noch ausstehenden Anträge könnten es gut 40 000 Euro werden", schätzt Thorsten Loosen, Leiter der VG-Bauabteilung.
Er wertet das Programm "als Anstoß, als Motivationsschub", auch um ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. "Es ist ein langfristiger Prozess, deshalb bleiben wir dran und werden weiter dafür werben", sagt Loosen. Von den Erfahrungen in Daun könnten nun die Verbandsgemeinden Gerolstein und Kelberg profitieren.
Der VG-Rat Gerolstein hat grundsätzlich beschlossen, ebenfalls ein kommunales Abrissprogramm aufzulegen. Dafür werden in den nächsten Jahren jeweils bis zu 30 000 Euro zur Verfügung gestellt. Für einzelne Projekte in den Dörfern (die Kernstadt Gerolstein ist vom Programm ausgenommen) soll es einen Zuschuss von bis zu 3000 Euro geben.
In der VG Kelberg steht die Entscheidung über ein Abrissprogramm noch aus, vorgesehen ist, es mit Beginn des kommenden Jahres zu starten. "Neben dem Abriss soll über ein sogenanntes Vitalisierungsprogramm auch die Sanierung von leer stehenden Gebäuden gefördert werden", berichtet der Büroleiter der VG-Verwaltung, Johannes Saxler. Eine Ergänzung, die sich Thorsten Loosen auch für die VG Daun vorstellen kann.Aktive Unterstützung


Und in Gerolstein? "Die Einführung des Programms wird von allen Fraktionen im VG-Rat sowie den Ortsbürgermeistern begrüßt, wobei Einigkeit darin besteht, dass der Abriss nur ein erster Schritt sein kann, um einer negativen Entwicklung entgegenzuwirken. VG und die Gemeinden werden weiter darüber nachdenken müssen, wie sie die Erkenntnisse aus dem DIE-Projekt umsetzen und eine Wiederbelebung der Ortskerne aktiv unterstützen können", heißt es in einer Pressemitteilung.Meinung

 Schandfleck weg: Ein altes Gasthaus wurde 2014 in Dockweiler abgerissen. Auf der Fläche entsteht ein Wohngebiet. TV-Foto: Archiv/Stephan Sartoris

Schandfleck weg: Ein altes Gasthaus wurde 2014 in Dockweiler abgerissen. Auf der Fläche entsteht ein Wohngebiet. TV-Foto: Archiv/Stephan Sartoris

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Gut angelegt
Natürlich ist das Abrissprogramm nicht allein die Lösung für das immer größer werdende Leerstandsproblem. Aber den Abriss von Häusern zu fördern, die unbewohnbar und nicht mehr zu verkaufen sind, ist richtig, auch wenn die Zuschuss-Höchstsumme angesichts der häufig deutlich höheren Kosten eines Abbruchs fast symbolisch anmutet. Nun gilt es, wie in Kelberg schon geplant, auch Geld in die Hand zu nehmen, um die zu fördern, die sich dazu entschließen, in ein altes Haus zu ziehen. Und vielleicht noch wichtiger: mehr Handlungsspielraum für die Gemeinden. Um selbst Leerstände zu kaufen und abzureißen, auf Vordermann zu bringen oder den Weg zu ebnen für Investoren. Das muss auch den Dörfern zugestanden werden, die finanziell nicht gut dastehen. So viel wie möglich von einem lebendigen Ortskern zu erhalten, ist gut angelegtes Geld. s.sartoris@volksfreund.de

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