Freude sieht anders aus

Jünkerath/Hillesheim · Gemischte Gefühle: Nachdem Innenminister Roger Lewentz verkündet hat, im Vulkaneifelkreis die Verbandsgemeinden Hillesheim und Obere Kyll zusammenzuzwingen, reagiert man dort mit Enttäuschung und Pragmatismus.

 Klare Worte: Jakob Schneider, Kerschenbach, demonstriert gegen die Reform. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Klare Worte: Jakob Schneider, Kerschenbach, demonstriert gegen die Reform. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Jünkerath/Hillesheim. "Ich bin sehr enttäuscht", sagt Alois Reinarz, Ortsbürgermeister von Üxheim in der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim und für die CDU im VG-Rat. "Man geht einfach über alles, was man hier vor Ort überlegt hat, hinweg." Die im Frühjahr angegangene freiwillige Fusion der beiden Kommunen scheiterte bekanntlich am Widerstand des Üxheimer Bürgermeisters und der meisten seiner Kollegen - vor allem wegen der hohen Verschuldung an der Oberen Kyll. Der Gegenwind dürfte jetzt nicht schwächer werden: "Das ist noch nicht das letzte Wort", sagt Reinarz.
Der Sprecher der SPD-Fraktion im VG-Rat Hillesheim, Stefan Schmitz, hält hingegen nichts davon, nachzukarten und rechtliche Schritte gegen die Fusion mit der Oberen Kyll zu prüfen. "Ich glaube nicht, dass das Land von seinem Vorhaben abrückt. Deshalb sollten wir nach vorn schauen, schnellstmöglich Gespräche führen und das Beste aus der Situation machen."
Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein geht ähnlich damit um: "Ich kann mit der Version durchaus leben", sagt er. Allerdings besteht er weiterhin auf seiner Stadt als Sitz der Verwaltung. "Man muss nun versuchen, eine gute und harmonische Lösung herbeizuführen." Das gehe aber nur mit Sparen: "Dann muss man halt wirklich mal den Rotstift ansetzen."
Horst Kolitsch, Ortsbürgermeister von Walsdorf, hatte zuletzt darauf gehofft, dass nach dem angekündigten Rücktritt von Kurt Beck die Landesregierung die Reform noch einmal überdenkt - vergebens: "Das wird jetzt durchgeboxt, da wird Gewalt gezeigt und damit basta." Eine harmonischere Lösung wäre es seiner Überzeugung nach gewesen, die sechs abtrünnigen Gemeinden an der Oberen Kyll nach Prüm ziehen zu lassen und die anderen mit Hillesheim zusammenzufassen.
Die sechs aber (Hallschlag, Ormont, Kerschenbach, Reuth, Scheid und Stadtkyll) werden auf die nächste Reformstufe vertröstet. Harald Schmitz, Ortsbürgermeister von Stadtkyll, hält davon gar nichts: "Das ist in meinen Augen nur eine Hinhaltetaktik, da man nicht bereit ist, die vom Land so großgeschriebene Bürgernähe zu leben."
KOMMUNAL REFORM


Mehr als zwei Jahre habe man über Fusionen verhandelt, sagt er. "Und das Ergebnis? Dass es genau so kommt, wie es bereits im Gutachten der Uni Trier zu lesen war. Mit dem Unterschied, dass die Landesregierung die Hochzeitsprämie von drei Millionen Euro gespart hat."
Ewald Hansen, SPD-Sprecher und Ortsbürgermeister von Reuth, kann für die Entscheidung kein Verständnis aufbringen: "Denn die Fusion zweier hoch verschuldeter Verbandsgemeinden macht keinen Sinn. Aber noch mehr bin ich darüber enttäuscht, dass trotz aller Versprechungen unsere Bürgerentscheide in keiner Weise berücksichtigt wurden."
Ob diese Fusion nun die bestmögliche sei, "das wage ich zu bezweifeln", sagt Lothar Schun, FWG-Fraktionschef und Ortsbürgermeister von Lissendorf. In seiner Fraktion seien die Meinungen geteilt - aber "als Ortsbürgermeister sage ich: Es ist Pott wie Deckel, ob man für irgendwas nach Hillesheim fährt oder nach Jünkerath." Die große Frage sei: "Wie geht das jetzt weiter? Werden die im Landesgesetz alles bis in die letzte Einzelheit regeln? Oder können wir noch verhandeln?"

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