Frischgebackenes Brot für die Prinzen

Gerolstein/Jünkerath · Das Heimatmuseum in Gerolstein startet in die neue Saison. Die Eigentümer, das Ehepaar Engels aus Lissingen, haben auch in diesem Jahr wieder viel vor. Derzeit bauen sie in altes Backhaus auf dem Gelände auf. In drei Monaten wird darin das erste Eifelbrot gebacken.

Gerolstein/Jünkerath. Zwei schicke neue Gebäude prägen das Stadtbild von Gerolstein. Nein, es sind keine futuristischen Architektenhäuser und auch keine aus Steuergeldern finanzierten Monumentalbauten: Es sind zwei Fachwerkhäuser, und die sind Hunderte von Jahren alt. Sie wurden an ihren früheren Standorten in Retterath (VG Kelberg) und Demerath (VG Daun) abgebaut und in mühseliger Kleinarbeit vor dem Kreisheimatmuseum in der Sarresdorfer Straße wieder aufgebaut.
Wer macht denn so was?


Die Engels machen so was. Denn das Ehepaar Christel und Christian Engels hat eine große Leidenschaft: alte Dinge. "Wir haben 20 Jahre lang mit Antiquitäten gehandelt. Jetzt wollen wir dem, das uns ein gutes Auskommen beschert hat, etwas zurückgeben", erklärt Christian Engels.
Begonnen hat alles mit der Lissinger Oberburg, die er gemeinsam mit seiner Frau vor zwölf Jahren gekauft hat. "Ich wollte schon immer Burgherr spielen." Im Jahr 2003 übernahmen die Engels, die ursprünglich aus Bornheim bei Bonn kommen, das baufällige Heimatmuseum in Gerolstein von der Kreisverwaltung, sanierten es und öffneten es dann wieder für die Öffentlichkeit.
Sammelleidenschaft


Nach und nach trugen die Engels dort immer mehr alte Dinge zusammen - und den Höhepunkt dieser Sammelleidenschaft stellen definitiv die beiden alten Fachwerkhäuser dar, die Balken für Balken von Retterath und Demerath nach Gerolstein transportiert wurden. Das Retterather Haus beherbergt jetzt das Museumscafé, das Demerather wurde zur Weinschenke umfunktioniert. Engels bewahrte die heruntergekommenen Gebäude vor dem Abriss. "Häuser in denen geboren, gelebt und gestorben wurde. So etwas kann man doch nicht einfach abreißen", sagt Engels. Ein gutes Jahr hat er an jedem Haus gewerkelt, jeweils 600 Balken wie ein Puzzle zusammengesetzt, die Fächer fachmännisch verkleidet. "Die Menschen haben mich tatkräftig unterstützt", sagt er. Alte Fliesen, Mobiliar, antike Balken haben sie vorbeigebracht, um dem Projekt unter die Arme zu greifen.
Und jetzt erstrahlen sie wieder in altem Glanz neben dem Steinhaus des Kreisheimatmuseums. "Wir versuchen hier, das alte Sarresdorf in Miniatur wiederzubeleben", erklärt Engels. Denn der Weiler Sarresdorf sei die Keimzelle Gerolsteins. Leider wurde das Dorf, das lange vor der Brunnenstadt gegründet wurde, nach und nach verlassen. "Sogar die Kirche von Sarresdorf wurde abgebaut", erzählt Engels. Das Gebäude, in dem sich heute das Kreisheimatmuseum befinde, sei das einzige alte Sarresdorfer Haus, das nicht abgerissen wurde.
Frisches Brot für die Prinzen


Und die Engels, die inzwischen auch das Eisenmuseum in Jünkerath übernommen haben, planen schon den nächsten Coup: Direkt neben dem Café im Heimatmuseum wollen sie eine alte Backstube errichten. "Das wird ein separates Häuschen. Die Bodenplatte ist schon gegossen. Es ist ein kleines Fachwerkhaus aus Retterath mit einem großen Kuppelofen", sagt Engels. In drei Monaten will er darin das erste Brot backen. "Ich mache dann dort Vorführungen für Touristen und Kinder." Von den Gerolsteiner Bäckern hat sich Engels schon Tipps geben lassen. Ein "richtiges Eifler Krustenbrot" soll das erste werden, was er in dem alten Ofen backt.
Am ersten Septemberwochenende gibt es ein großes Fest am Kreisheimatmuseum. Dann werden dort die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag der Gerolsteiner Erlöserkirche sein, in der auch die Popgruppe "Die Prinzen" einen Auftritt haben werden. Vielleicht kommen die berühmten Musiker ja auch zu Besuch ins Heimatmuseum? Engels: "Dann werden wir ihnen auf jeden Fall ein frischgebackenes Brot überreichen."
Öffnungszeiten: An diesem Wochenende öffnet das Kreisheimatmuseum mit Café und Weinstube wieder seine Tore. Geöffnet ist dann immer freitags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr.Extra

Die Familie Engel hat sich einen Traum erfüllt: Wie die Ritter wohnen sie in einer echten Burg. Der Wohnturm des Gemäuers ist sogar 800 Jahre alt. Die beiden haben lange an der Burg gearbeitet, geputzt und geflickt. Mehr als zehn Jahre hat das gedauert. Jetzt sieht die Burg fast wieder genauso aus wie zu den Zeiten, als Ritter und Burgfräuleins dort wohnten. Jeder darf sich dort einmal umsehen und sich anschauen, wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben. Er muss sich aber vorher bei den Engels anmelden. Übrigens: Immer im August veranstaltet das Ehepaar Ritterfestspiele für Groß und Klein auf seiner Burg. sen Weitere Informationen im Internet unter www.oberburglissingen.deExtra

Wer hat alte Sachen? Balken, Fenster, Treppengeländer - die Engels sind immer auf der Suche nach antiken Gegenständen und Baumaterial, um das Heimatmuseum zu erweitern. Zurzeit sucht Christian Engels dringend alte Dachschindeln. Wer auf dem Dachboden oder im Schuppen fündig wird, kann sich unter Telefon 0162/8643945 bei den Engels melden. sen

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