Fröhlich und geliebt - trotz Demenz

Gerolstein · Eine gleichermaßen überraschende und berührende Perspektive bietet dem Betrachter die Ausstellung "Demenz ist anders". Das neugegründete Caritas-Fachzentrum Demenz Eifel-Mosel-Ahr zeigt die 20 künstlerischen Fotografien im Mehrgenerationenhaus (MGH) Gerolstein in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG) noch bis zum 26. April.

 Besucherinnen der Ausstellung „Demenz ist anders“ betrachten eines der Fotos. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Besucherinnen der Ausstellung „Demenz ist anders“ betrachten eines der Fotos. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Gerolstein. Unbeschwerte Stunden im Thermalbad, ein Tänzchen zu Klavierspiel, eine erfolgreiche Fliegenjagd, das Verwandeln eines Hauses in eine eindrucksvolle Galerie: Wer denkt bei solchen Motiven schon an demenziell erkrankte Menschen? Viel mehr werden mit Demenz negative Empfindungen wie Verwirrung, Einsamkeit und Trostlosigkeit verbunden.
Die Bilder der Ausstellung "Demenz ist anders" erzählen aber tatsächlich von ansteckend fröhlichen, humorvollen, geliebten und verwöhnten Menschen in Situationen wie eingangs beschrieben. Fotografiert hat sie Michael Hagedorn (Rellingen bei Hamburg) im Rahmen seiner jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema Alter. Die LZG stellte die Bilder im vorigen Jahr als kulturellen Baustein zu ihrer 2004 gestarteten Demenzkampagne und schickte sie auf Wanderschaft. Nun sind sie in Gerolstein.
"Das Tolle ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, nicht die Krankheit", so brachte bei der Eröffnung die LZG-Mitarbeiterin Daniela Stanke den Charakter der Ausstellung auf den Punkt. Als einen Beitrag zu weiterer Enttabuisierung und Sensibilisierung bezeichnete die Geschäftsstellenleiterin Andrea Ennen (Caritasverband Westeifel) die Aufnahmen. Berührungsängste abzubauen und Offenheit für das Thema Demenz zu fördern, erhofft sich Gertrud Simonis als Leiterin der Fachstelle Demenz im Landkreis Vulkaneifel (siehe Extra).
Über Erscheinungsformen und Verlauf von Demenz-Erkrankungen (darunter Alzheimer als häufigste) sprach der Gerolsteiner Arzt Stefan Thielscher. Wesentliche Anzeichen seien der Verlust früher vorhandener Fähigkeiten und mindestens sechs Monate anhaltende Störungen des Gedächtnisses und anderer Hirnleistungen. "Ein hohes Lebensalter birgt das höchste Demenzrisiko", sagte der Arzt und erklärte zum zeitlichen Verlauf, dass die Krankheit bis zu zwölf Jahren vor dem erkennbaren Ausbruch beginne und dass sie nach der Feststellbarkeit etwa acht bis neun Jahre andauere. Die Stimmung des Patienten sei zu Beginn schlecht; sie bessere sich, wenn die eigene Einschränkung nicht mehr wahrgenommen werde. Das Verhalten von Demenzkranken belaste zu Anfang die Bezugspersonen enorm; später sei eine bessere Lenkung möglich. "Empfehlungen zur Prävention kann ich kaum geben", bedauerte Thielscher. "Das meiste ist schicksalhaft."
Die Ausstellung "Demenz ist anders" besteht aus 20 großformatigen Bildtafeln, die im Flur und im Walfriedasaal des MGH Gerolstein, Raderstraße 9, bis zum 26. April während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen sind. Gruppenführungen sind nach Vereinbarung möglich. Kontakt und Info: Gertrud Simonis, Telefon 06591/983646.Extra

Die Fachstelle Demenz gehört zum Caritas-Fachzentrum Demenz Eifel-Mosel-Ahr mit Sitz in Ahrweiler. Das Zentrum ist zuständig für den Eifelkreis Bitburg-Prüm sowie die Landkreise Ahrweiler, Bernkastel-Wittlich und Vulkaneifel. Erste Aufgabe ist die Qualifizierung von Mitarbeitern ambulanter Pflegedienste für den Umgang mit demenzkranken Menschen. bb

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