Feuerwehr Gerolstein Wehrführer tritt nach einem Jahrzehnt zurück in die Reihe

Gerolstein · Führungswechsel bei einem der größten Feuerwehr-Löschzüge im Vulkaneifelkreis. Nach zehn Jahren übergibt der bisherige Wehrleiter Thomas Baillivet die Führung an seinen bereits designierten Nachfolger Andreas Reichertz.

 Symbolischer Akt: Gerolsteins Wehrführer Thomas Baillivet (links) übergibt nach zehn Jahrem im Amt seinem designierten Nachfolger Andreas Reichertz ein Spielzeug-Feuerwehrauto.

Symbolischer Akt: Gerolsteins Wehrführer Thomas Baillivet (links) übergibt nach zehn Jahrem im Amt seinem designierten Nachfolger Andreas Reichertz ein Spielzeug-Feuerwehrauto.

Foto: TV/Mario Hübner

Anstehender Führungswechsel bei einer der größten Feuerwehren im Kreis: Thomas Baillivet, der mit jungen 28 Jahren den Posten des Wehrführers übernommen hatte, tritt am 29. August nach zehn Jahren zurück ins Glied, Andreas Reichertz (41) wird Nachfolger.

„Wir haben versucht, ihn umzustimmen. Doch sein Entschluss stand fest. Daher habe ich mich bereiterklärt, die Verantwortung zu übernehmen. Wenngleich es schwierig werden wird, es genauso gut zu machen wie Thomas“, sagt der designierte Gerolsteiner Wehrführer Andreas Reichertz, der bereits von der Feuerwehr gewählt, aber noch nicht vom Bürgermeister ernannt worden ist.

 Angst, die großen Fußstapfen nicht ausfüllen zu können? Reichertz blickt auf seine Schuhe und sagt schmunzelnd: „Ich habe genauso wie Thomas Schuhgröße 43. Aber im Ernst: Natürlich habe ich Respekt vor der Verantwortung, aber ich bin selbst seit 25 Jahren in der Feuerwehr, habe bereits Führungsverantwortung übernommen und kann mich auf hervorragende Strukturen und ein engagiertes Team verlassen“, zeigt sich der 41-Jährige der neuen Verantwortung gewachsen. Außerdem sei der Übergang bereits vereinzelt getestet worden.

„Ich habe mich inzwischen schon einige Male auf die Rückbank gesetzt. Es funktioniert“, sagt der scheidende Wehrführer Thomas Baillivet, dem von vielen Seiten eine hervorragende Arbeit attestiert wird – trotz seines vergleichsweise jungen Alters.

Der Grund für den Entschluss, der Feuerwehr zwar „selbstverständlich“ erhalten zu bleiben, aber dennoch deutlich kürzerzutreten? „Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, und es fällt mir auch wirklich schwer, aber ich bin nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass es sowohl für mich als auch für die Feuerwehr Gerolstein besser ist, wenn nach zehn Jahren mal jemand anderes die Verantwortung übernimmt“, sagt Baillivet. Er habe sich mit seiner Freundin ein Haus gekauft, „das wir sanieren wollen“, zudem möchte er sich seinem anderen speziellen Hobby künftig mehr widmen: „Ich habe nicht nur einen Vogel, ich habe sechs Papageien“, sagt der 38-Jährige, der im Gerolsteiner Rathaus als IT-Spezialist beschäftigt ist.

Eines seiner schönsten Erlebnisse während seiner zehnjährigen Amtszeit hat aber nicht mit Vögeln, sondern mit einer Katze zu tun. Der Klassiker: Das Tier war auf einen Baum geklettert, kam dann aber nicht mehr runter, und die zu Hilfe gerufene Feuerwehr hat das Tier gerettet und wieder zu ihren Eigentümern gebracht. Also nichts Großes. „Am nächsten Tag kam das junge Pärchen dann aber zu uns, hat sich nochmals bedankt, uns ein Präsent gegeben und der Feuerwehr Geld gespendet. Das sind dann die unerwarteten, aber doch sehr schönen Erlebnisse“, sagt Baillivet.

Unschön hingegen die Momente, wenn die Feuerwehr zu einem schweren Verkehrsunfall gerufen wird und man kennt denjenigen, der schwer verletzt oder im Auto einge­klemmt ist – und das komme in der Eifel, wo beinahe jeder jeden kenne, gar nicht mal so selten vor, berichten die Wehrleute.

„Dann muss man die Emotionen ausblenden und das abrufen, was man so oft trainiert hat. Man muss funktionieren. Und das funktioniert auch“, sagt Thomas Baillivet. Nachts im Bett mache er dann aber oft kein Auge zu.

 „Dann gehe ich den Einsatz noch mal durch und hinterfrage jede meiner Handlungen und Entscheidungen, da ich sehr selbstkritisch bin. Vielleicht ist das meine Art, solche Erlebnisse zu verarbeiten“, berichtet der scheidende Wehrführer.

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