Für die Nette heißt es: Zurück zur Natur

Mayen · Ein natürliches Flussufer, an dem die Mayener das Wasser erleben können - und das gleichzeitig Entlastung bei Hochwassern bringt: So stellt sich die Stadtverwaltung die Nette der Zukunft vor.

 Ein natürlicheres Ufer für die Nette: Die von der Stadtverwaltung geplante Renaturierung könnte an dieser Stelle in der Nähe des TuS-Stadions beginnen. Die Ufermauer aus Beton könnte abgerissen und durch ein begehbares, flaches Ufer ersetzt werden. Foto: Andreas Walz

Ein natürlicheres Ufer für die Nette: Die von der Stadtverwaltung geplante Renaturierung könnte an dieser Stelle in der Nähe des TuS-Stadions beginnen. Die Ufermauer aus Beton könnte abgerissen und durch ein begehbares, flaches Ufer ersetzt werden. Foto: Andreas Walz

Mayen. "Renaturierung" ist das Stichwort, mit dem sich die Stadtverwaltung Mayen und das Ingenieurbüro Brück-Saxler seit einiger Zeit beschäftigen. In einem ersten Schritt haben die Ingenieure jetzt ermittelt, an welchen Stellen das Ufer der Nette wieder in einen naturnahen Zustand gebracht werden könnte. Schon im kommenden Jahr könnten die Arbeiten an einem Teilstück beginnen.
Ufer für Bürger erlebbar machen


"Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen", betont Stephan Kochems trotzdem. Er ist für die Verwaltung in der Abteilung Tiefbau mit dem Projekt befasst. Anlass für die Überlegungen war, dass die Stadt Ende 2011 gemeinsam mit dem Kreis Mayen-Koblenz den Zustand der Nette und ihrer Uferbefestigung überprüft hat. Dabei kam heraus, dass die Ufermauern zum Teil in schlechtem Zustand sind und bald erneuert werden müssen. "Da hatten wir die Idee, dass wir die Nette in den Abschnitten, wo es möglich ist, öffnen und so für die Bürger erlebbar machen könnten", sagt Kochems.
Beginnen möchten Verwaltung und Kreis mit einem Abschnitt am Stadion und An Sagnesmühle. Dieser Abschnitt soll anschließend auch als Anschauungsobjekt dienen. Die Ufermauer aus Beton, die zum Teil sanierungsbedürftig ist, könnte dort zum Beispiel abgerissen werden. Stattdessen möchte die Stadt ein begehbares, flaches Ufer schaffen. Ende dieses Jahres oder Anfang des kommenden Jahres soll über das Projekt in diesem Abschnitt im Verkehrsausschuss abgestimmt werden. "Wir hoffen, dass wir das 2014 umsetzen können", sagt Kochems. Allerdings stehe alles unter Vorbehalt der Finanzierung durch den Kreis und die Stadt.
Auch in weiteren Abschnitten könnte die Nette anschließend naturnah gestaltet werden. In der Innenstadt wäre das zum Beispiel das Wasserpförtchen. Andere Teile, wie der Abschnitt von Auf dem Werth bis zum Bauhof, sollen wegen der angrenzenden Bebauung hingegen nicht verändert werden. Für die Abschnitte, in denen es möglich ist, gibt es aber schon einige Ideen: "Man könnte zum Beispiel von einer Seite aus Treppen ans Wasser bauen", erklärt Ulrike Heisler-Steffeslay vom Ingenieurbüro. Ein anderer Vorschlag sieht große Natursteinquader im Wasser vor, die gleichzeitig die Fließgeschwindigkeit verringern würden.
Generell soll es bei der Renaturierung nicht nur um eine schönere Nette gehen. "Tendenziell sind renaturierte Uferbegrenzungen in der Unterhaltung auch günstiger", sagt Kochems. Hinzu kommt, dass das Land Rheinland-Pfalz mit der "Aktion Blau Plus" Renaturierungsarbeiten mit bis zu 90 Prozent der Kosten fördert. Derzeit klärt die Verwaltung auf Grundlage der Studie des Ingenieursbüros ab, ob es Fördergelder für das Projekt geben könnte.
Für den Fall eines Hochwassers verspricht sich die Stadt durch die Renaturierung ebenfalls positive Effekte. Denn wenn die Ufer an Stellen ohne angrenzende Häuser abgeflacht werden, hat das Wasser mehr Platz, um sich dort auszubreiten - und nicht in den Kellern der Anwohner.
Zunächst einmal soll das Projekt jetzt in den politischen Gremien und in Abstimmung mit dem Kreis weiter beraten werden. Aber auch die Mayener sollen mitreden dürfen: "Ich denke schon, dass wir das Projekt in einer öffentlichen Einwohnerversammlung vorstellen werden", sagt Kochems. Die an die Nette angrenzenden Schulen will er ebenfalls in die Planung mit einbinden. So könnte die Nette mit einem neu geschaffenen Zugang auch im Unterricht erkundet werden.
Extra

Für die Nette als sogenanntes Gewässer zweiter Ordnung ist zunächst der Kreis Mayen-Koblenz verantwortlich. Bei den Uferbefestigungen ist allerdings der unmittelbare Anlieger zuständig. Das ist in Mayen häufig die Stadt. Deshalb müssen sich beide Beteiligten bei der Renaturierung abstimmen. Gefördert werden soll das Projekt über die Aktion Blau Plus, ein Programm des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums. Es zielt darauf ab, die Gewässer in Rheinland-Pfalz wieder naturnah zu gestalten. Dazu fördert das Land sogenannte Renaturierungsmaßnahmen mit bis zu 90 Prozent der Kosten. Von 2011 bis 2015 will das Umweltministerium laut der eigenen Internetseite rund 110 Millionen Euro in die Entwicklung der Gewässer investieren. Damit soll die Aktion Blau Plus unter anderem die Europäische Wasserrahmenrichtlinie umsetzen helfen. Ein Ziel dieser Richtlinie ist der gute ökologische Zustand der Gewässer in der Europäischen Union. job

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