Für eine Dauner Institution kommt das Aus nach 46 Jahren

Daun · Nur ein Mitglied war für den Fortbestand: Der Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) ist aufgelöst.

 Wenn auch viele Frauen dem KDFB-Zweigverein Daun jahrzehntelang die Treue hielten – so wie diese bei der Jahreshauptversammlung im April Geehrten (von links) Gertrud Thomas, Marlene Stark, Agathe Weiler, Johanna Seuster und Marietta Geisen – ist der Verein nun doch aufgelöst worden. Foto: privat

Wenn auch viele Frauen dem KDFB-Zweigverein Daun jahrzehntelang die Treue hielten – so wie diese bei der Jahreshauptversammlung im April Geehrten (von links) Gertrud Thomas, Marlene Stark, Agathe Weiler, Johanna Seuster und Marietta Geisen – ist der Verein nun doch aufgelöst worden. Foto: privat

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Daun Immerhin noch 84 Mitglieder hatte der KDFB-Zweigverein am Tag seiner Auflösung. Bis dahin hatten Vorstandsfrauen und Mitglieder 46 Jahre lang am Leben der Pfarrgemeinde und der Stadt mitgewirkt, hatten sich aktuellen und religiösen Themen und Fragestellungen gewidmet. Nun ist das Ende besiegelt: Im Rahmen einer schriftlichen Befragung und einer Mitgliederversammlung haben sich 83 Frauen für die Auflösung des KDFB-Zweigvereins Daun ausgesprochen, nur eine war für die Weiterführung unter Diözesanträgerschaft.
Dem letzten Vorstandsteam (seit 2013), das die Auflösung abwickelt, gehören Maria Brauns, Margret Manderscheid und Margret Michels an. Sie bringen ihre eigenen Gedanken und die Stimmung unter den Mitgliedern so auf den Punkt: "Es war eine schöne, interessante Zeit, und es ist sehr bedauerlich, dass es nicht weitergeht. Aber bei aller Wehmut sprechen die Fakten dagegen." Da sei zwar auf der einen Seite eine immer noch erfreuliche Anzahl an Mitgliedern, darunter viele mit Jahrzehnte langer Treue zu dem Verein. Da seien Angebote bis Mitte dieses Jahres gemacht worden.
Aber da sei auch das Durchschnittsalter von 75 Jahren. "Nur eine von uns ist unter 60, etliche sind schon über 90 Jahre", erklärt Margret Michels. Hinzu komme die vor zwei Jahren bei der damaligen Vorstandsneuwahl abgegebene Erklärung von Maria Brauns, Margret Manderscheid und Margret Michels, dass sie nach dieser Wahlperiode ihr Amt endgültig aufgeben würden. Seither, so erzählen die drei, hätten sie sich immer wieder bemüht, jüngere Frauen als Mitglieder und für den Vorstand zu gewinnen - "leider vergeblich".
Dies entspreche der allgemeinen Tendenz, sich zwar über einen kurzen Zeitraum für ein Projekt zu engagieren, aber sich - neben Beruf und Familie - nicht an einen Verein und an Vorstandstätigkeit zu binden.
Der KDFB-Zweigverein Daun war am 1. Februar 1971 auf Initiative der Studiendirektorin Ingeborg Gilsdorf und mit Unterstützung von Dechant Alfons Hubig mit 56 Frauen gegründet worden. Dem Gründungsvorstand gehörten neben Ingeborg Gilsdorf (Vorsitzende von 1971 bis 1980) noch Agnes Hartmann (Vorsitzende von 1980 bis 1995), Gerlinde Pfeifer und Helene Broicher an. Im Jahr darauf wurde der Vorstand um Erika Annen (siehe Extra), Friedel Firmenich, Christa Kraemer, Maria Mengelkoch und Gerda Schmitz erweitert. 1995 wurde Elisabeth Stolz die Vorsitzende. 2004 etablierte sich erstmals ein Vorstandsteam, dem Elisabeth Stolz und die bis heute agierenden oben erwähnten Vorstandsfrauen sowie Helga Grewenig, Marlen Peifer, Susanne Schwinden und Irmgard Steil angehörten.
Erste und über all die Jahrzehnte beibehaltene Aktion war die Gestaltung des Weltgebetstags gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde. An Dutzenden von Vortragsabenden wurden religiöse, kulturelle, staatsbürgerliche Themen sowie Fragen des Ehe- und Familienlebens erörtert. Mehrtägige Studienfahrten führten die Mitglieder nach Aachen, Brügge, Goslar, Münster, Würzburg und in weitere Städte. Und damit ist nur einiges aus den Programmen von fast einem halben Jahrhundert genannt.
Am 21. November sind die Mitglieder des KDFB-Zweigvereins Daun um 14.30 Uhr zu einem Abschlussgottesdienst in der St. Nikolaus-Kirche eingeladen; anschließend gibt es im Hotel Zum Goldenen Fässchen Kaffee und Kuchen.
Extra: "VIEL GEMEINSCHAFT ERLEBT, VIEL NEUES ERFAHREN"


Von Anfang an war Erika Annen Mitglied des KDFB-Zweigvereins. Unter den Vorsitzenden Ingeborg Gilsdorf, Agnes Hartmann und Elisabeth Stolz war sie Vorstandsmitglied. "Viel Gemeinschaft erlebt und viel Neues erfahren", fasst die 88-Jährige zusammen. Sie erinnert sich an die verstorbene Gründerin Ingeborg Gilsdorf als an "eine fortschrittliche Frau mit Weitblick". Sie habe Themen aus Familie, Kirche, Gesellschaft und Politik aufs Tapet gebracht, die für die meisten Frauen neu gewesen seien. Ihr eigenes Leben sei durch die Zugehörigkeit zum KDFB bereichert worden. Und es sei für sie immer selbstverständlich gewesen, in dem katholischen Frauenverband Mitglied zu sein. "Das trifft aber auf die nachfolgenden Generationen nicht mehr zu", weiß sie. Nun sei es wegen der vergeblichen Suche nach einem Vorstand zur Auflösung gekommen: "Dieser Schritt musste getan werden, aber es tut mir sehr leid."

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