Fundgruben Flohmärkte und Internet

Kreuze hingen früher in jedem Zimmer, gelegentlich stand auch eines in der Esszimmer-Ecke. Es war normal, seinen Glauben durch diese Kreuze zu bezeugen. Ein Brauch, der langsam verloren geht.

Trierscheid. "Manche Leute schmeißen die Kreuze aus dem Elternhaus einfach in den Müll!", klagt Hermann-Josef Fabritius aus Trierscheid (Verbandsgemeinde Adenau). Fabritius muss es wissen, denn er geht einem seltenen Hobby nach: Er sammelt nämlich Hauskreuze. Mehr als 1000 Stücke umfasst seine Sammlung bereits. Angefangen hat die Sammelleidenschaft vor gut 20 Jahren. Auf einem Flohmarkt erstand er ein einfaches Glaskreuz. "Das ist mein Kommunionkreuz", habe das Mädchen erzählt, das das Kreuz loswerden wollte. "Mein Papa hat gesagt, wir haben keine Verwendung mehr dafür." Fabritius war schockiert, kaufte das kleine gläserne Standkreuz und begann von da an mit der gezielten Suche nach solchen "ungeliebten" Kreuzen.Viele Epochen und kulturelle Einflüsse

"Für viele Menschen hat das Symbol des Kreuzes keinen Wert mehr", hat der 59-Jährige festgestellt. Auf Flohmärkten und im Internet ist er fündig geworden, aber auch auf Urlaubsreisen. So ist ein buntes Bild von Kreuzen aus verschiedenen Zeit-Epochen und unterschiedlichen kulturellen Einflüssen entstanden. Sein vermutlich ältestes Kreuz ist ein hölzernes Standkreuz aus dem Jahr 1526. Die Besonderheit daran ist ein handgeschmiedeter Christus-Korpus. Ein Bronze-Kreuz aus Bulgarien könnte womöglich noch älter sein. Die Inschrift des orthodox anmutenden Kreuzes ist, laut einem Sprachwissenschaftler, Altkyrillisch und möglicherweise stammt das Kreuz somit aus der Zeit um 1515. Fabritius hat Kreuze aus der Eifelheimat, aus Belgien, Holland und Luxemburg zusammengetragen. Aber auch ein Basaltkreuz aus Teneriffa, bei dem Kreuz und Korpus aus einem Stück Basalt herausgearbeitet sind, gehört zu seiner Sammlung. Aus der Türkei hat Fabritius ein für ihn symbolträchtiges Stück mitgebracht. Statt Christuskorpus findet sich hier ein moslemisches Glücksauge. "Das ist doch eine ideale Verbindung zwischen Islam und Christentum", meint der Kreuzsammler dazu. Ebenfalls mit viel Symbolkraft, wenn auch gleichzeitig ein wenig kitschig, ist ein kleines Standkreuz aus Porzellan mit einer Uhr in der Mitte. Für Fabritius überwiegt hier der Gedanke an die Vergänglichkeit der Zeit. Von einem filigranen Holzkreuz aus Kroatien sind besonders Schreiner beeindruckt. 620 Einzelteile sind ineinander gesteckt, und in den Schnittpunkten der Mitte ist ein metallener Christus eingelötet. "Die Schreiner sagen immer, wie haben die das gemacht?" Aus den 1940er Jahren stammt ein Kreuz aus Bakelit, dem Vorgänger des Kunststoffs. "Davon gibt es nur noch wenige Exemplare, weil Bakelit so leicht bricht", weiß Hermann-Josef Fabritius. Der Landwirtschaftsmeister aus der Eifel sammelt die Kreuze aber nicht nur aus Spaß am Sammeln. Regelmäßig wird er zu Pfarrfesten oder anderen Festen eingeladen. Wenn er seine Kreuze ausstellt, kostet das zwar keinen Eintritt, aber immer steht eine Sammelbox bereit. Mit dem Geld unterstützt er ein Schulprojekt in Sunyani im afrikanischen Ghana. Immerhin rund 19 000 Euro sind so im Lauf der Jahre zusammengekommen. Der engagierte Christ ist seit rund 30 Jahren im Pfarrgemeinderat und gleichzeitig Ortsbürgermeister. Außerdem ist er im Bundesausschuss für Bildung tätig und dadurch regelmäßig in Berlin. Das gibt ihm natürlich auch Gelegenheit, die Flohmärkte der Hauptstadt zu durchstreifen. Aber "es finden sich kaum noch Kreuze, die sind wohl alle verkauft", bedauert Fabritius. Wenn aber jemand in einer seiner Ausstellungen zu ihm kommt und sagt: "Ich habe noch ein schönes Kreuz von meinen Eltern zu Hause", dann legt Fabritius ihm nahe: "Hängen Sie doch das Kreuz auf und denken Sie dann an Ihre Eltern!" Zur Sammlung des Hermann-Josef Fabritius gehören auch drei einfache, aber bunt bemalte, Holzkreuze. Die haben ihm seine Enkelinnen vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt. Ein Zeichen, dass die Familie seine besondere Sammelleidenschaft schätzen gelernt hat. "Jedes einzelne Kreuz meiner Sammlung hat seine Geschichte", betont der Sammler. Bereitwillig erzählt er den Besuchern der Ausstellungen dann, woher das jeweilige Kreuz stammt und wie er in den Besitz gelangt ist. Wer ein Fest mit einer Kreuz-Ausstellung bereichern möchte, kann sich direkt mit Hermann-Josef Fabritius in Verbindung setzen unter Telefon 02676/1032.

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